Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Johannes Bartholomäus Anthoni 1677–1683, 1683, Oberursel

Oberursel (Taunus) · Gem. Oberursel (Taunus) · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Oberursel (Taunus)

Gebäude / Areal:

Oberursel, Katholische Pfarrkirche St. Ursula

Angaben zum Standort:

Befand sich noch 1928 an der Außenwand der Kirche.1)


  1. Friton.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Die Platte wurde 1973 aus der Wand genommen,2) restauriert und innen links neben dem Eingang an der Südwand des Langhauses aufgerichtet. Ein ehemals zugehöriger Putto vom Unterhang (?) dient heute als Weihwasserbecken.2)


  1. Friedrich.
Merkmale

Datierung:

1677–1683, 1683

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

81 x 213 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2,3-3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Johannes Bartholomäus Anthoni. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Eine leere eingetiefte Leiste umläuft ein vertieftes Feld. Darin ist oben das persönliche Wappen des Verstorbenen von einem locker gebundenen Mistelkranz umgeben. Darunter rahmen reiches Volutenzierwerk, zwei Puttenköpfe und unten Akanthus und Früchte die gewölbte Inschriftkartusche. Sie trägt die in acht Zeilen ausgeführte lateinische Grabinschrift (A) und darunter das in drei Zeilen angeordnete Bibelzitat (B). Der obere Abschluss des Grabdenkmals wird von einem Aufsatz gebildet, der im Feld das Relief eines geflügelten Engelskopfes trägt. Als Worttrenner dienen Dreiecke auf der Grundlinie, manche davon länglich wie ein Komma; Kürzungen sind durch Doppelpunkte aus Dreiecken kenntlich gemacht.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Amtspersonen

Enthaltene Wappen:

Anthoni4)


  1. Ein Schräglinksbalken, belegt mit drei Bergen (?), begleitet von oben drei und unten zwei sechsstrahligen Sternchen.

Dargestellte Personen:

Der langjährige Oberurseler Bürger und Schultheiß Johannes Bartholomäus Anthoni wurde am 26. Juli 1626 als Sohn des angesehenen Oberurseler Schultheißen Johann Dietrich (Dietz) Anthoni und der Ursula Meisner geboren;5) er war 1642 Student in Mainz,6) 1657–77 Amtmann im kronbergischen Geroldseck7) und seit dem 13. Dezember 1677 bis zu seinem Tode Schultheiß seiner Vaterstadt; vor 1655 schloss er die Ehe mit Anna Maria Clodi gen. Genthy.8)


  1. Vgl. die Belege bei Baeumerth, Oberursel 368 zur Familie; Benzing, Studenten 11, auch Kat.-Nrr. 192/I.3, 172.
  2. Vgl. Benzing, Studenten 11.
  3. Anders als die Formulierung feliciter der Inschrift für Anthonis Tätigkeit in Hohengeroldseck glauben macht, wurde ihm dort 1667–1670 Unterschlagung von Geldern für eine Glocke in Zunsweier unterstellt, vgl. Ronner, Herren von Kronberg Nr. 2440.
  4. Vgl. http://www.ahnenforschung-hessen.de/stammfolgen/antoni.html (Stand: 13.1.2015). Zu seinem 1723 geadelten Sohn Paul Theodor vgl. Benzing, Studenten 11.

Sonstiges:

Das Schriftbild ist durch den Wechsel von Minuskel- und Kapitalisbuchstaben charakterisiert. Die humanistische Minuskel zeigt ein in das Zwei-Linien-Schema gestelltes p sowie mehrfach rundes s innerhalb der Worte. Die Kapitalisbuchstaben am Anfang der Worte Gerolzeckensem, Decembris und Anno sind in der Größe an die Minuskeln angepasst; Übergänge zwischen Majuskeln und Minuskeln sind fließend. Die Wörter sind rechts fallweise über den Rand der Inschriftkartusche hinausgeführt.

Der größere Abstand vor der Angabe zur Amtsdauer (6 annis) und Unterschiede von Ziffern bei 20 und 23, bei 6 und 16 sowie die nur in der Silbe Dec vorkommende Verbreiterung des unteren Bogens des e deuten auf die Anfertigung des Epitaphs noch zu Lebzeiten hin, da diese Abweichungen typisch für nachgetragene Informationen sind. Die Zahl 20 gehört gewiss zum alten Textbestand, weil dieser nicht vor der Übernahme des Schultheißenamts in Oberursel entstanden sein kann. Das Denkmal entstand also zwischen der Übernahme des Amtes in Oberursel und Anthonis Ableben, ohne dass man einen Anhaltspunkt für eine präzisere Datierung hätte, nur gewiss eine unbekannte Zeitspanne vor dem 23. Dezember 1683.

Die Verwendung der lateinischen Sprache unterstreicht den Anspruch des Verstorbenen, sich von der Masse deutschsprachiger Grabtexte abzuheben und einen gehobenen Bildungshintergrund zu dokumentieren. Das Bibelzitat (B) wirkt fast wie eine Leseranrede und könnte quasi als Motto für Anthonis Amtsführung als Stadtschultheiß gelten.

Inschrift

Umschrift:

A . IOHAN͜N͜ES . / BARTHOLOMA͜EVS / ANTHONI . Satrapiama) . / Gerolz­-

eckensem . 20 . Annisa) / feliciter . pra͜eturam urbisa) / Ürsel . <6> annis . nobi-

litera) / tenuit . decessit . a͜etatis . sua͜ea) / <58> . die . <23 . Dec(embris)> Anno

16<83>a) b)

B Cognosce . Iustitias . & iudiciaa) / Dei (et) sta . in sorte . propositi/onisa) . tua͜e

. EC(C)l: 17 Cap.c) 3)


  1. Wortende in der stark abfallenden Wölbung.
  2. Hiernach folgt mittig in neuer Zeile eine reliefierte Blüte als Trenner zum nachfolgenden Bibelzitat.
  3. Sic! Unter dem Text ist ein stilisierter, in Flachrelief ausgeführter Palmwedel angebracht.
  1. Sir 17,24.

Übersetzung:

(A) Johannes Bartholomäus Anthoni hatte zwanzig Jahre lang mit glücklicher Hand das Amt von Geroldseck und sechs Jahre lang das Schultheißenamt der Stadt Ursel auf vortreffliche Art und Weise inne. Er starb im Alter von 58 Jahren am 23. Dezember 1683.

(B) Erkenne Gottes Gerechtigkeit und Gerichte und harre aus in deiner Bestimmung. (Jesus Sirach), Ecclesiasticus 17. Kapitel.

Schrift:

Kapitalis, Humanistische Minuskel mit Kapitalisbuchstaben

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Anthoni

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 366.

Zitierweise
„Johannes Bartholomäus Anthoni 1677–1683, 1683, Oberursel“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2548> (Stand: 20.3.2023)