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Grabdenkmäler

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Ludwig Hammer 1484, Eberbach

Eberbach · Gem. Eltville am Rhein · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eberbach

Angaben zum Standort:

Das Grab lag nach Helwich im Kirchenschiff vor dem Altar der vier Kirchenväter; heute aufrecht an der Innenwand des Nordseitenschiffes.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kloster Eberbach, Klosterkirche

Merkmale

Datierung:

4. Oktober 1484

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

122 x 255 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

7 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Platte mit dem Flachrelief des Geistlichen im Ornat mit Stola, den Kelch vor seiner Brust segnend, rechts über dem Arm den Manipel tragend. Aus zwei flankierenden, gedrehten Säulchen emporwachsende, reiche Kielbogen- und Maßwerkarchitektur. Links oben Steinmetzzeichen, Grabinschrift auf dem Rand der gut erhaltenen Platte zwischen Linien umlaufend, vier Ecken durch Rosetten markiert, florale Verzierung am Schluß der Inschrift.

In der Gestaltung der Grabfigur und des sie umgebenden Architekturwerkes zeigte der Steinmetz handwerkliches und kompositorisches Geschick. Hammers Gestalt im Ornat wirkt plastisch bewegt durch die Spannung zwischen den horizontalen Schüsselfalten der Kasel und den vertikalen Faltenbahnen der Dalmatik. Der Grabbildgestaltung des signierten Werkes entspricht die kunstvoll ausgeführte Schriftform. Die Buchstaben sind gleichmäßig angeordnet und verraten vor allem bei den ornamentierten Versalien A und O die Umsetzung schreibschriftlicher Vorlagen.1) Ebenso sind die mit senkrecht und waagrecht ausgezogenen Zierstrichen versehenen Quadrangeln als Worttrenner typisch für die Entstehungszeit gegen Ende des 15. Jahrhunderts.2)

1) Vgl. Einleitung Kap. 5.5.

2) Zu der Altersbestimmung anhand von Worttrennern vgl. auch DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) LIII-LVI. Dort tritt die hier vorgeführte Ausprägung allerdings erst um und kurz nach 1500 auf.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Amtspersonen · geistliche Personen

Dargestellte Personen:

Stiftsherr und Zollschreiber Ludwig Hammer aus St. Goar.

Zwischen dem Stift St. Goar und den Grafen von Katzenelnbogen bestanden infolge der katzenelnbogischen Vogtei über das Stift seit dem 12. Jahrhundert enge Beziehungen.3) 1408 vertieften sie sich, indem Abt Friedrich von Prüm den Grafen von Katzenelnbogen das Recht zur Besetzung der zwölf Stiftskanonikate und neun Vikarien überließ, was sicherlich auch Einfluß auf die Dekanswahl gehabt haben dürfte.4) Ludwig Hammer stand in katzenelnbogischen Diensten. In seiner Funktion als gräflicher Zollschreiber zu St. Goar versah er zwischen 1473 und 14805) neben der Wahrnehmung priesterlicher Funktionen und seelsorgerischer Aufgaben u.a. 1478 für Graf Philipp d.Ä. Botendienste zu Herzog Wilhelm von Jülich und Berg.6) Die Grabinschrift bezeichnet Hammer aber als Dekan des Stiftes. Man sucht jedoch seinen Namen in den gerade für den in Frage kommenden Zeitraum unvollständigen Dekanslisten vergeblich. Fündig wird man dagegen nur in der Reihe der Stiftsherren und Kanoniker.7) Das Eberbacher Seelbuch nennt Hammer ebenso als decanus und Wohltäter des Klosters.8)

3) Pauly, Stifte II 207-209.

4) Ebd. 171.

5) Demandt, Personenstaat 251 Nr. 987.

6) Reg. Katz. II Nr. 5983 zu 1478 August 18.

7) Wie Anm. 3, hier 257.

8) Roth, Geschichtsquellen III 52.

Inschrift

Umschrift:

Anno · d(omi)ni · m° / cccc° · Ixxxiiii · die · francisci · O(biit) · d(omi)n(u)s · Ivdowic(us) · ham(m)er · [. . . . ] decan(us) · ecc(les)ie · sancti / goar[i]s · cui(us) · a(n)i(m)a · requiescat · in pace · amen

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Literatur:

  • Helwich, Syntagma 159
  • Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 84
  • Bär, Epitaphiensammlung fol.1v
  • Würdtwein, Epitaphienbuch 236
  • Roth, Geschichtsquellen III 258
  • Beitr. Gesch. Erzstift 30
  • Monsees, Totengedächtnis- und Bauinschriften Abb. 7.

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 225 f., Nr. 265.

Zitierweise
„Ludwig Hammer 1484, Eberbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1941> (Stand: 24.3.2006)