Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
Weitere Informationen
Wilhelmshöhe, KZ-Außenkommando Kassel-Druseltal, Außenlager des KZ Buchenwald
- Wilhelmshöhe, Gemeinde Kassel, Stadt Kassel | Historisches Ortslexikon
an der L 3298 mit Straßennamen: "Im Druseltal" – In der NS-Zeit: Druseltal 85 - Klassifikation ↑
-
Kategorie:
Verfolgung
-
Subkategorie:
- Nutzungsgeschichte ↑
-
Objektbeschreibung:
Das Arbeitskommando Kassel-Druseltal – außerhalb der Stadt Kassel, nach Westen hin, an der Straße nach Habichtswald-Ehlen gelegen – wurde im Juli 1943 als ein Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald in einem an die SS vermieteten privaten Wohngebäude (Fachwerkbau), einer früheren Gastwirtschaft, vom Stammlager Buchenwald aus eingerichtet. Es handelte sich um das Lager des Kommandos der SS-Bauleitung. [Uni Kassel NS-Forschung (27.04.2010)] Das Gebäude verfügte über eine Art Appellplatz. Bewacht wurde es von älteren Polizisten. Als Unterkunft diente eine leerstehende Fabrik. Der Lagerraum war rund 150 qm groß und mit rund 150 eisernen Bettgestellen, von denen drei bis fünf übereinander gestellt waren, ausgestattet. Auf den Betten waren Strohdecken, aber in manchen Betten auch zwei Pferdedecken. Ein separater Raum bildete den „Tagesraum“ in dem „rohe Holztische“ und lange Bänke standen. In ihm hatten 140 Personen, dicht gedrängt, Platz. In dem Tagesraum waren auch die sanitären Einrichtungen des Lagers: ein rundes Waschbecken mit einigen Wasserhähnen sowie in einer Ecke drei Sitztoiletten. In dem Tagesraum, der für die ausländischen Häftlinge war, gab es zudem acht bis zehn Spinde. Die deutschen Häftlinge verfügten über einen eigenen Tagesraum, „ein Zimmer ohne Tür“, der sich im Schlafsaal befand. Er war etwas 18 Quadratmeter groß und verfügte über acht Wehrmachtsspinde. Zudem standen ein Aschenbecher und sogar Blumen auf dem Tisch. Als Sitzgelegenheit gab es Schemel. Als Koch und Sanitäter wurde je ein Häftling bestimmt. Die Küche befand sich in einem gesonderten Anbau.
-
Beschreibung:
Seit Juli 1943 war ein Außenkommando des KZ Buchenwalds, das vermutlich aus 284 Häftlingen bestand, im Druseltal untergebracht. Unter den Gefangenen waren insgesamt 96 Polen, 95 Sowjetbürger, 39 Deutsche, 26 Tschechen, 13 Franzosen, sechs Italiener, sechs Belgier, vier Niederländer und ein Häftling, dessen Nationalität unbekannt ist. Die Häftlinge waren im Juli und im September 1943 im Lager angekommen.
Sie hatten Anlagen für die SS zu errichten. So bauten sie am Wilhelmshöher Panoramaweg eine Befehlsstelle des Höheren SS- und Polizeiführers Josias Erbprinz zu Waldeck und Pyrmont sowie an der Ecke Wigandstraße und Straße unter den Eichen SS-Dienstbaracken mit Bunkern.
Am 28. März 1945 wurde die Mehrzahl der Häftlinge mit Bussen nach Buchenwald zurückgebracht. Zehn im Druseltal verbliebene Häftlinge mussten für die SS in den Baracken an den Eichen Akten vernichten und Kisten aus der Befehlsstelle auf der Wilhelmshöhe abtransportieren.
Ebenso mussten die Häftlinge in den Berghang einen Luftschutzstollen für das Wachpersonal treiben, in dem dieses dann während Luftangriffen Schutz suchen sollte. Neben dem Wachpersonal suchten aber auch die Häftlinge sowie manchmal Passanten und Anwohner den Stollen auf.
Sterbefälle sind aus dem Lager nicht bekannt, da kranke Häftlinge zurück an das Lager Buchenwald überwiesen wurden.
-
Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):
24. Juli 1943
-
Nutzungsende (späteste Erwähnung):
29. März-4. April 1945
-
Nutzung vor NS-Zeit:
Gasthaus, Lager für französische Kriegsgefangene
-
Nutzung nach NS-Zeit:
Der Luftschutzstollen des Lagers wurde nach dem Krieg zugeschüttet.
- Indizes ↑
-
Orte:
-
Sachbegriffe:
Konzentrationslager · Außenkommando · Verfolgung · Wirtschaft
- Nachweise ↑
-
Literatur:
- Krause-Vilmar, Kassel-Druseltal, in: Benz/Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors. Bd. 3: Sachsenhausen, Buchenwald, S. 469-471
- Puvogel, Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, S. 331
- Krause-Schmitt, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Bd. 2, S. 103 f.
- Groeneveld, Im Außenkommando Kassel des KZ Buchenwald
- Uni Kassel NS-Forschung (27.04.2010)
- NS-Lager in Hessen:Auszug aus dem Protokoll der Landtagsdebatte am 28. Februar 1985, S. 14
- Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage der Fraktion Bündnis 90 – Die Grünen betreffend Verfolgung und Vernichtung durch das NS-Regime in Hessen, Anlage 1, S. 11
-
Weblinks:
- Zitierweise ↑
- „Wilhelmshöhe, KZ-Außenkommando Kassel-Druseltal, Außenlager des KZ Buchenwald“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/374> (Stand: 29.6.2022)