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Grabdenkmäler

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Pfarrer Heinrich Leusler 1609, Eppstein

Eppstein · Gem. Eppstein · Main-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eppstein

Gebäude / Areal:

Eppstein, Evangelische Pfarrkirche

Angaben zum Standort:

Ist in der Nordwand am Übergang zum Chor eingelassen, unmittelbar vor der Kanzel.

Merkmale

Datierung:

1609

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

81 x 137 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Pfarrers Heinrich Leusler. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Sie ist oben mit einem dreieckigen Giebel versehen und unten mit einer nach innen abgeschrägten Leiste eingefasst. Am Übergang sind Voluten und Kugeln eingesetzt. Über der 17zeiligen Grabinschrift (A) steht ein Vollwappen, begleitet von Vanitassymbolen (Totenschädel mit Gebein links und Stundenglas rechts) und entsprechender Beischrift (A). In jüngerer Zeit wurde die bis auf wenige Oberflächenverluste in der Mitte weitgehend gut erhaltene Steinplatte mit einem blassroten Renovierungsanstrich versehen. Der Massenheimer Pfarrer Heinrich Florus widmete seinem verstorbenen Kollegen ein von ihm verfasstes Grabgedicht (B), das er unter der Überschrift „ad sepulchrum“ ins Eppsteiner Kirchenbuch eintrug und das möglicherweise als Inschrift am oder in der Nähe des Epitaphs angebracht war. Leuslers Nachfolger, der frühere Pfarrer in Breckenheim, Bartholomäus Wicht aus Usingen, trug zu Leuslers Tod ins Eppsteiner Kirchenbuch ein: „hoc anno reverendo (...) in memoriam (...) spectatissimus vir d(omi)n(u)s Henricus Leuslerus (...) pie ac placide obdormivit pie die Annunciationis Mariae hora undecima“1) und verfertigte dazu ein Chronostichon2), das Leuslers Todestag ergab. Für diesen Text besteht eine viel geringere Wahrscheinlichkeit, als Inschrift ausgeführt worden zu sein.


  1. Ev. KiBu Eppstein, Liste der Verstorbenen fol. 171r (neue Zählung fol. 159r); darunter „Anno 1609 den 25ten Martii ist Herr Heinrich ... im herrn entschlaffen“.
  2. Ebd. fol. 171v (neue Zählung fol. 159v) „MartIVs Vt soLes VIgIntI qVInqVe repLeVIt / HenrICVs LeVsLer CaeLICa rV­ra sVbIt“.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

Leusler4)


  1. Hausmarke, vgl. Anhang Nr. 11; Hz.: Rumpf der Justitia.

Dargestellte Personen:

In Alsfeld ist der Familienname Leusler mehrfach nachzuweisen.5) Heinrich, 1557 als Sohn des Alsfelder Bürgers Peter Leusler geboren, ist 1571–75 in der Stipendiatenliste der Universität Marburg unter den Theologiestudenten eingetragen, 1576–83 wirkte er als Schulmeister in Alsfeld und war ab Weihnachten 1583 als Pfarrer in Eppstein tätig.6) Gleich zu Dienstantritt begann er mit der Aufzeichnung des ältesten erhaltenen Eppsteiner Kirchenbuches7). Das Eppsteiner Kirchenbuch enthält die Todesdaten mehrerer Kinder aus Leuslers erster Ehe zwischen 1585 und 1597;8) am 1. August 1603 verband sich Pfarrer Leusler mit Christina, Tochter des Alsfelder Rektors Ekkard Winckelmann.9)


  1. Hessen-darmstädtisches Pfarrer- und Schulmeisterbuch 420, Nr. 12.
  2. Diehl, Stipendiatenbuch Marburg 16, Nr. 236.
  3. Ev. KiBu Eppstein, auf dem Deckblatt: „Angefangen durch mich Henricum Leuslerum Alsfeldiendum a(nn)o 83, da ich die Erste Predigt uff den hl. Cristag gethan“.
  4. Ebd. fol. 168r (neue Zählung fol. 156r) o. Nr. – fol. 169r (neue Zählung fol. 157r).
  5. Ebd. fol. 150v (neue Zählung fol. 145v); „Christina Wickiana, m(agistri) Eccardi Winkelmanni ludimagistri Alsfeldiani celebrartini (sic!) nuptias secundas“.

Sonstiges:

Die Schriftgestaltung des Epitaphs bemüht sich entsprechend des lateinischen Textinhaltes und der Bildungsstufe des Verstorbenen um eine regelmäßige Kapitalis, ohne jedoch klassizierenden Ansprüchen zu genügen. Ambitionierter ist die Textgestalt, trotz einiger Verschreibungen.

Inschrift

Umschrift:

A MEM͜EN//TO MORI.a) / R(EVEREN)DO D(OCT)R(IN)Ab) PIETATE

AC GRAVITATE SPEC=/TATISS(IM)Oc) SINCERIORIS RELIGIONIS

TH͜EO=/LOGO D(OMI)NO HENRICO LEVSLERO / ALSFELDIANO

HESSO DE NACd) ECCL(ESI)A / CVI PRA͜EFVIT ANNOS / XXVI. OPTI-

ME / MERITO CLIMACTERICVMe) EX / NOVENARIO SEXTVM IN-

VA=/RIO MORBORVM CONCVRSV AFFLIC=/TOa) TANDEM

PVLMONIAf) IN VERA / CONFESSONEg) ET INVOCATON͜Eg) IESV /

CH͜RISTI TH͜EANTROPVh) PLACIDISSIME, / A(NN)O CH͜R(IST)I M ·

DC · IX DIE XXV. MARTII, / M͜ERIDIANO, A͜ETATIS SVA͜E LIV. EX=/-

TINCTO, EPITAPHIVM HOC CONIVGALIS / ET FILIALIS AMORIS

ERGO FIRIi) / CVRARVNT RELICTA / ET LIBERI.

B† Ad sepulchrum /

Hac cubat Heinricus pastor Leislerus in urna

Qui pure docuit dogmata Christe tua.

Judicii extremi si forte advenerit hora

Ad regnum corpus suscipe Christe tuum.


  1. Fehlt Anonymus.
  2. DOMINO Anonymus.
  3. O klein und hochgestellt.
  4. Sic! Lies: HAC, so in Anonymus.
  5. CLIMACTERIO Anonymus.
  6. IN PVLMONIA Anonymus.
  7. Sic! I fehlt; in Anonymus vorhanden.
  8. In lateinischen Buchstaben ausgeführt, nach dem griechischen Wort dekliniert; Θεανθρώπου bei Anonymus.
  9. Sic! Lies: FIERI, so auch Anonymus.

Übersetzung:

(A) Bedenke, dass Du sterben wirst. Dem ehrwürdigen, in Lehre, Frömmigkeit und Würde wohlgeachteten Theologen des wahrsten Glaubens, Herrn Heinrich Leusler, einem Hessen aus Alsfeld, der sich um diese Kirche, der er 26 Jahre lang vorstand, höchste Verdienste erworben hat und der, nachdem er den Wendepunkt des sechsten Neunjahresabschnitts seines Lebens [d. h. das 54. Lebensjahr] erreicht hatte, von einer Kombination verschiedener Krankheiten heimgesucht, schließlich durch ein Lungenleiden im Bekenntnis des wahren Glaubens und unter Anrufung des Gottmenschen Jesus Christus im Jahre Christi 1609, am 25. März zur Mittagsstunde im Alter von 54 Jahren auf das Sanfteste erlosch, haben die Witwe und die Kinder dieses Epitaph aus ehelicher und kindlicher Liebe errichten lassen.

(B) Zum Grab. In dieser Urne ruht Heinrich Leusler, der unverfälscht, Christus, deine Lehren verkündete. Wenn einst die Stunde des Letzten Gerichts gekommen ist, nimm, Christus, den Leib in dein Reich auf.3)


  1. Freundliche Übersetzung Michael Oberweis, Mainz.

Kommentar:

Nach Florus im Kirchenbuch (B).

Zwei elegische Distichen (B).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Leusler

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 178.

Zitierweise
„Pfarrer Heinrich Leusler 1609, Eppstein“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2478> (Stand: 20.3.2023)