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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Kaspar II. von Kronberg (Flügelstamm) 1573, Kronberg

Kronberg · Gem. Kronberg im Taunus · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kronberg

Gebäude / Areal:

Kronberg, ehem. Alter Friedhof, Frankfurter Straße

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Erst 1834 richtete man das Denkmal an seinem alten Platz wieder auf.

Merkmale

Datierung:

1573

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

teilweise erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph Kaspars II. von Kronberg (Flügelstamm); diese Zuschreibung erfolgte erstmalig im Jahre 1852.1) Um 1804 war das Denkmal mutwillig umgestürzt worden, wobei die daran befindliche originale „Bronceplatte“2) entwendet wurde, die Oetter zufolge mit dem fiktiven Gebet des Verstorbenen (B) beschriftet war. Schon kurz zuvor (1802) waren in einer Beschreibung des Taunusvorlandes massive Schäden an der Figur festgestellt worden.3) Man ließ schließlich die Figur und den Kruzifixus 1860/61 in einer umfangreichen Aktion erneuern.4) Die Nachrichten lassen erkennen, dass man sich um eine möglichst genaue Kopie bemühte, indem man Fachberater heranzog.

Das Freimonument zeigt die fast lebensgroße, vollplastische Figur des geharnischten und mit einem Schwert bewaffneten Verstorbenen, der auf einem großen Sockel in Adoration vor dem Kruzifix aus rotem Sandstein kniet. Der Helm ist auf dem Sockel niedergelegt. Der Blick der Figur geht empor zu Christus. Über dem Haupt des Gekreuzigten befindet sich ein kleines Schriftband mit dem Titulus (A). Am Kreuzesstamm sind in Brusthöhe der Figur das Wappen5) und darunter die Jahreszahl (C) auf einem gerollten Schriftband aufgelegt; darüber sind noch die fünf Befestigungslöcher der verlorenen Metalltafel zu sehen. Oetter zufolge trug sie die in mehreren Zeilen ausgeführte Inschrift (B), deren Zeilenschaltung er kennzeichnete. Die Inschrift soll nach Usener in „gewöhnlichen lateinischen Initialbuchstaben“6), also einer Kapitalis, ausgeführt gewesen sein. Worttrenner, gleichzeitig in der Funktion von Kürzung bei litterae singulae, sind Quadrangel.


  1. Usener.
  2. Lotz.
  3. Morgenstern, Wanderung: „ Diese Statue hat die Nase, die Hände, das linke halbe Bein mit dem Fuß, und das Schwerdt, wovon man noch das Wehrgehänge sieht, verlohren, und von dem rechten Oberarm ist ein großes Stück abgefallen.“ – der Autor lobt allerdings die Bildhauerarbeit.
  4. Bode erwähnt die Wiederherstellung durch den Frankfurter Taunus-Club; zur Erneuerung der Figuren liegen zeitgenössische Nachrichten in Vereinsorganen vor, auf die Herr Herbert Bäcker, Kronberg, im Dezember 2018 durch großzügige Übersendung von Kopien und Links (http://www.vhghessen.de/mhg/1861/1861_15_u_16_454.htm, Stand 20. Dezember 2018) aufmerksam machte; man vergleiche Periodische Blätter der Geschichts- und Alterthumsvereine zu Kassel, Darmstadt und Wiesbaden 14 (1860) 393 zur geplanten „Herstellung“ von „Ritterfigur und Cruzifix“ durch den Frankfurter Bildhauer Petry, ebd. Nr. 15f. (1861) 454 zur Aufrichtung des erneuerten Denkmals am 31. Oktober.
  5. Oetter berichtet von einem metallenen Wappen zu Füßen des Kruzifixus. Möglicherweise befand es sich auf der verlorenen Tafel. Der Wanderer von 1802 ließ das Wappen allerdings zwischen zwei Stegen abbilden, die man auf seiner Totalen, wie von ihm beschrieben, auf Brusthöhe der Ritterfigur erkennen kann.
  6. Den Hinweis auf die Ausführung der Inschrift zitierte Usener „nach Mitteilung eines Cronberger Bürgers“.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Dargestellte Personen:

Der Wortlaut der Inschrift (B) ist wie ein Gebet des Verstorbenen formuliert, das er an den Gekreuzigten richtet.

Kaspar II.8) war der erstgeborene Sohn des 1520 verstorbenen Kaspar I. und der Katharina (Kat.‑Nr. 69), einer Tochter des kurpfälzischen Marschalls Philipp von Kronberg und der Katharina von Bach-Binzburg.9) 1544 nahm Kaspar II. Margareta, Frau von Esch, Tochter Heinrichs von Sötern-Dagstuhl und der Philippa von Kerpen, zu seiner Ehefrau; aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.10) Oetter berichtete, Kaspar sei „der Sage nach zu Rödelheim in der Nidda ertrunken“.11) v. Ompteda nahm als Grund für Kaspars „Grabstätte auf dem städtischen Friedhofe“ dessen katholische Konfession an, da Katholiken weder in der Burgkapelle noch in der evangelischen Stadtkirche bestattet werden durften.12) Der Alte Gemeindefriedhof lag außerhalb der Stadtmauern Kronbergs jenseits des Frankfurter Tores; hier ließ man noch unter Kraft Adolf Otto von Kronberg († 1692) die Katholiken beerdigen.13) Ronner vermutete hingegen, es handele sich um ein „Fürbittekreuz“ für den eines plötzlichen Todes gestorbenen Ritter; da Nachrichten zu Kaspars Beisetzung fehlen, wisse man nicht, ob er überhaupt in der Nähe des Freimonumentes beigesetzt wurde.14) Auf besondere Umstände verweist auch das Fehlen einer üblichen Grabinschrift, die Oetter wohl noch zugänglich gewesen wäre. Kaspar II. starb vor dem 18. Januar 1570.15)


  1. Vgl. Gensicke, Die von Kronberg 317, Nr. 77.
  2. Vgl. zu diesen ebd. 316, Nr. 74.
  3. Ebd. wie Anm. 8; zur postumen Kronberger Wappenfensterstiftung für den jüngeren Sohn, den Johanniterordensritter Wilhelm (III.) († 1609), vgl. Kat.-Nr. 182.
  4. Vgl. außerdem mit ähnlichem Inhalt Ronner, Herren von Kronberg Nr. 482.
  5. Wie v. Ompteda auch Bode.
  6. Ronner, Politik 85.
  7. Ronner, Die von Kronberg 191; ders., Betrachtungen 41.
  8. Vgl. Ronner, Herren von Kronberg Nr. 2200a zu einem Schreiben von Kaspars Sohn Wolfgang, in dem Kaspar als verstorben bezeichnet wird.
Inschrift

Umschrift:

A · I(ESUS) · N(AZARENUS) · R(EX) · I(UDEORUM)7) ·

B† O HERR, VOR DIR / SEINT NIT UNGE/ZELT GEWESSEN MEINE

FUSDRIT­T / DARUMBa) MEIN / WEGFART GESTAN/DEN ISTb) IN

DEINER / HAND, ERBARMB DICH MEIN O DU / MEIN GOTT

SCHEFFER UND HEILANDc) 1573d)

C 1573


  1. Fehlt bei Usener, Spielmann, v. Ompteda, Rowedder.
  2. mein Wegfahrt ist gestanden in deiner Hand Usener, v. Ompteda, Rowedder.
  3. o du mein treuer Gott, Vater schoepfer und Heiland Usener, v. Ompteda, Rowedder.
  4. Zahl nicht bei Oetter; doch nach Doerr/Aßmann stand am Ende zusätzlich die Jahreszahl 1573; so auch Usener, und zwar nach dessen eigener Beobachtung und Auskunft eines „Cronberger Bürgers“.
  1. Nach Joh 19,19.

Kommentar:

Nach Oetter (B).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Kronberg (Flügelstamm)

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 111.

Zitierweise
„Kaspar II. von Kronberg (Flügelstamm) 1573, Kronberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2460> (Stand: 20.3.2023)