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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Christian Friedrich von Hanstein 1732, Werleshausen

Werleshausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Werleshausen

Gebäude / Areal:

Witzenhausen-Werleshausen, Kirche

Angaben zum Standort:

Innen in die Ostwand der Kirche eingelassen, links vom Altar.

Merkmale

Datierung:

1732

Typ:

Epitaph

Erhaltung:

erhalten

Größe:

90 x 195 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2,5-4,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Christian Friedrich von Hanstein. Innen in die Ostwand der Kirche eingelassen, links vom Altar, hochrechteckige Platte mit Unterhang, Seitenhang und Bekrönung; darin ein Wappen, jetzt verwittert. Im Innenfeld in Pilasterumrahmung ovale konvexe Kartusche mit eingehauener Inschrift, die an den Seiten und unten stark verwittert oder verloren ist. Als (Sinn-)trenner meist Quadrangel, fast ausschließlich auf der Grundlinie, andere nicht erkennbar.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Hanstein2)


  1. Wappen Hanstein (3 Mondsicheln, 2: 1). Lücke 1,55, Abb. 28 zeigt das Wappen deutlich.

Dargestellte Personen:

Quellen zu Christian Friedrich von Hanstein sind außer diesem Epitaph zwei Kirchenbücher. In dem von Bornhagen zum Jahre 1711 ist der folgende Eintrag zu lesen: „Mitwochens den 10ten Junii der wohlgebohrne Herr Dieterich von Hanstein auf Frau Hauptmannin als dessen Frau Schwiegermutter Kirchstube den Erstgebohrnen Sohn nahmens Christian Friedrich taufen lassen.“3) Damit kann in der Inschrift der Geburtsort ergänzt werden, und als Datum der Geburt kommen nur die ersten 9 Junitage in Betracht. Dasselbe Kirchenbuch teilt auch Dietrich von Hansteins Eheschließung mit: „Den 12. Sonntag nach Trinitatis: . . . 7. Septembris hat(?) der hochwohlgebohrne Herr Dieterich Hanstein mit der hochwohlgebohrnen Freulen Frau Hauptmannin Tochter auf der Kirchstube copulieren laßen.“4) Der Name des Fräuleins war Agnes Elisabeth von Hanstein, sie war die Tochter des Friedrich Albrecht von Hanstein auf Bornhagen, Hauptmann zu Gotha.5)

Die Frage nach Christian Friedrichs Todesjahr klärt sich durch einen Blick in das Kirchenbuch von Werleshausen. Dort schreibt der Pfarrer zum Jahr 1732: „den 21sten Decembris als dominica IV Adventy morgens frühe zwischen 5 und 6 uhr der hochwohlgebohrne Herr Christian Friedrich von Hanstein Seiner Königlichen Majestät zu Schweden und Großherzoglichen(?) Durchlaucht zu Hessen wohlbestalt gewesener Cornet unter dem wohllöblichen Boyneburgischen Regiment, nach ausgestandener 14tägiger hitziger Fieberkrankheit, zu größtem Leidwesen dessen Frau Ma. . . (4 Wörter) in der Blüdthe seiner Jahre, . . . im 21sten Jahr und 6 Monat dieses Zeitliche gesegnet, und darauf den 24sten eiusdem adligem Gebrauch nach des abends in hiesiger Kirche beygesetzet worden, und habe ich selbigem eine Einsegnungsrede gehalten und demonstriret quod Mors beata maximum vitae bonum sit. (d. h. dass ein seliger Tod das größte Gut des Lebens ist, Anm. d. Bearb.). Die Liebe Gotes verleihe diesem seel(igen) Herrn dem Leibe nach in der Erde fein sanfte ruhe, der Seele aber wolle Er im Schooß Abrahams pflegen, bis . . .“6) Diese Eintragung sichert die Lesung REGIS SVECIAE hinter POTENTISSIMI, SIGNIFER hinter HASSIAE und die Daten des Todes: 1732, den 21. Dezember.

Zu dem neben Werleshausen und Besenhausen erwähnten Wiesenfeld s. Kat.-Nr. 292. Mit Friedland sind wohl die Güter bezeichnet, die Lippold von Hanstein als Nachfolger der von Grone besessen hatte.7)


  1. Kirchenbuch Bornhagen 1711, fol. 486 r; s. auch CvHanstein S. 813 (1307), wo der volle Name des Vaters mit Johann Dieterich angegeben ist. Johann Dietrich ist ein Sohn Curt Christians, den Kat.-Nr. 292 erwähnt.
  2. Kirchenbuch Bornhagen 1711, fol. 485 r. An den mit . . . bezeichneten Stellen ist ein Wort ausgelassen, da es mir unverständlich war.
  3. s. CvHanstein S. 813 (1307) u. 797 (1291) sowie Tafeln 4b und 10.
  4. Rechtschreibung wie im Original, Abkürzungen aufgelöst. Mit . . . ist die Auslassung eines unverständlichen Wortes oder einer Abkürzung bezeichnet; wo mehrere Wörter unverständlich blieben, ist die Anzahl in Klammern beigefügt.
  5. s. CvHanstein 163 (187).
Inschrift

Umschrift:

Q[U. . .]SPICISa) VIATOR · TERRA[M .E]RISb) / [– – –]RAMc)

QUA⌣ERIS !d) HIC DEPOS[UI]T1)/ [QU]ID TERRENI HABUIT , PARTE

/ [ME]LIORE SUI SUPERSTES1) NO=/[BI]LISSIMUS AC GENEROSIS-

SIMUS / DOMINUS DOMINUSe) / CHRISTIANUS FRIDERIC[U]Sf) /

DEg) HANSTEINf) · / [GENE]ROSISSIMO GENERE AC A[LTO]h) /

SANGVINE NATUS · POTENTISSIMI [REGIS] / S[V]ECIA⌣Ei) [ET

L]ANDGRAVII HASSIA⌣E / [SIGNI]FERj) IN WERLESHAUSEN ·

B[ESEN/HAU]SENk) · WISENFELD · FRIED[LAND] / [– – –] DŸNASTA

(ET) HA⌣EREDITARI[US / BORN]HAGIIl) ANNO CHRISTI MDCCXI /

[. . .I]Xm) · JUNII NATUS · PIORUM NU[MERO / PE]R BAPTISMUM

INSERTUS CUM M[EN]/TE PIETATEM · CUM VITA VIRTU[TEM /

EXUIT] TANDEM ANNO MDCCX[XXII] / [21] DECEMBRIS WER-

LESHAUS[EN / . . . T]RANS[. . . . .]n) ILLUM IN CO[. . ./– – – REN]AS-

CI[. . . / – – –]o)


  1. Ergänze zu: Q[UI AS]PICIS oder Q[UAM AS]PICIS.
  2. Lesung unsicher. Anfangs der Beschädigungen zwei Hasten für M, dann zu große Lücke für einfachen Wortzwischenraum, aber kaum anders sinnvoll zu füllen.
  3. Ergänze zu: [SI NATU]RAM.
  4. Satzzeichen hinter QUAERIS: ein Ausrufungszeichen oder Doppelpunkt? Textvorschlag für Satz 1: Quam aspicis viator terram, eris, si naturam quaeris.
  5. Zeile zentriert.
  6. Zeile zentriert und durch größere Buchstaben herausgehoben.
  7. In kleineren Buchstaben.
  8. A undeutlich. Zu alto sanguine s. Verg. Aen. 4,230.
  9. Ergänzt nach Resten und dem Titel des Landgrafen Friedrich I., der auch König von Schweden war.
  10. Ergänze zu: [SIGNI]FER; der Cornet trug die Standarte. Dahinter ein Punkt als Satzzeichen, soll das Ende des nächsten Kolons markieren.
  11. Ergänzt nach Lücke.
  12. Die Ergänzung im Kommentar begründet.
  13. Tagesangabe unvollständig, möglicherweise sogar im Widerspruch zum Kirchenbuch XI. Lücke liest irrtümlich 1712.
  14. Ergänzbar zu [INDE] TRANS[LATUM] ILLUM IN CO[. . ./– – – REN]ASCI[. . .].
  15. In den fehlenden zwei bis drei Schlusszeilen wird ausgedrückt sein, dass er in Werleshausen starb oder zum Begräbnis dahin gebracht worden war, vielleicht auch etwas über sein zu frühes, unglückliches Ende. Was da sonst noch stand, ist kaum zu erschließen.
  1. Vgl. Mart. epigr. 10,2,8 et meliore tui parte superstes eris. Vgl. u. a. DI 85 (Halle) Nr. 207: parte sui vivit . . . meliore.

Übersetzung:

Die Erde, Wanderer, (die) du erblickst, wirst du sein, (wenn) du (nach der menschlichen Natur) fragst. Hier hat, was er an Irdischem besaß, ein hochedler und hochwohlgeborener Herr abgelegt und lebt mit dem besseren Teil seiner selbst weiter, Herr Christian Friedrich von Hanstein, aus hochwohlgeborenem Geschlecht und von hochedlem Geblüt stammend, des großmächtigen (Königs von Schweden) und Landgrafen von Hessen (Cornet), auf Werleshausen, (Besenhausen), Wiesenfeld und Friedland Erbherr. In Bornhagen im Jahr 1711 am . . . Juni geboren, in die Zahl der Frommen durch die Taufe aufgenommen, legte er schließlich zusammen mit seinem Geist die Frömmigkeit, zusammen mit seinem Leben die Tugend ab im Jahre 1732, am 21. Dezember. . . . nach Werleshausen gebracht . . . aufersteht . . .

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Hanstein

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 301.

Zitierweise
„Christian Friedrich von Hanstein 1732, Werleshausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2420> (Stand: 20.3.2023)