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Grabdenkmäler

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Ludwig Philipp, Landgraf von Hessen-Homburg 1643, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Gebäude / Areal:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Er war ursprünglich an der östlichen Stirnseite der Gruft aufgestellt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Seit 1936/37 steht er als vierter Sarkophag links neben dem Grufteingang eng an der Wand.

Merkmale

Datierung:

1643

Typ:

Sarkophag

Erhaltung:

erhalten

Größe:

205 x 47 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

0,2-0,8 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Sarkophag des Ludwig Philipp, Landgraf von Hessen-Homburg.1) Schlichter, schmuckloser Sarkophag aus Zinn mit beschriftetem Deckel. An der Stirnseite des Deckels ist das Grabgedicht (A) eingraviert. Auf der oberen Deckelseite stehen die fünfzeilige Grabinschrift (B), ein Wappen und zwei Bibelzitate (C, D), darunter die Vitaldaten (E); auf der rechten Längsseite des Deckels sind nebeneinander drei weitere Bibelzitate (F–H) angebracht. Am Deckelfuß steht das Bibelzitat (I); auf der linken Längsseite sind die Bibelzitate (K–M) zu lesen. Die Worttrenner sind kleine Dreiecke. Restaurierter Zustand.2)


  1. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 27, Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 28; VSSG Inv.-Nr. 4.7.1506.
  2. Der Sarkophag wurde am 2. Februar 1956 geöffnet, der darin liegende Holzsarg erneuert und die sterblichen Überreste des Prinzen am 9. Februar umgebettet, lt. Protokoll Erneuerung 2f.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg12)


  1. Hier reduziert auf einen quadrierten Schild mit Mittelschild Hessen; 1. Katzenelnbogen, 2. Ziegenhain, 3. Nidda, 4. Diez, wie Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 8, also entsprechend der Titelei und daher ohne Hersfeld, Schaumburg und Isenburg.

Dargestellte Personen:

Der Erbprinz kam am 20. August 1623 auf Schloss Kelsterbach zur Welt, wohin seine Eltern Landgraf Friedrich I. von Hessen-Homburg (Kat.-Nr. 246) und Margareta von Leiningen-Westerburg-Schaumburg (Kat.-Nr. 323) wegen der Kinderblattern in Homburg14) ausgewichen waren. Das Kind wurde am 10. September getauft.15) Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1638 übernahm Ludwigs Mutter die vormundschaftliche Regentschaft für ihn und seine beiden nachgeborenen Brüder Wilhelm Christoph und Georg Christian. Nachdem Prinz Ludwig Philipp „in die 8 Tage lang mit schwerer Leibsschwachheit beladen gewesen“16) war, starb er an den Folgen dieser nicht näher beschriebenen Krankheit. Sein Leichnam wurde am 20. April 1643 in der alten Fürstengruft beigesetzt.17)


  1. Vgl. HStAD D 4, Nr. 81/3 zum Aufenthalt der Familie in Kelsterbach.
  2. Vgl. Knetsch, Haus Brabant 378 XXIII 2; Europ. Stammtafeln NF I,2 Taf. 252; HStAD D11, Nr. 2/1 gibt den 28.8. als Geburtstag an.
  3. Zit. nach Knetsch, ebd. Anm. 3.
  4. Ebd. Anm. 4. Vgl. auch HStAD D 11, Nr. 2/1 und E 1, K/7 Nr. 42/2 zu Tod, Leichenbegängnis und Bestattung des jungen Landgrafen Ludwig Philipp.

Sonstiges:

Die Gestaltung des Sarkophags folgt im Aufbau und der Verteilung der Inschriften streng der des väterlichen (Kat.-Nr. 246), bietet also auch auf der Stirnseite des Deckels ein Grabgedicht (A).13) Die Hauptinschrift auf dem Deckel (B) ist zwar verwandt in Formung und Anspruch, doch geht sie als eine der wenigen klassizierenden über das Vorbild hinaus, indem nun sogar das schwierige R mit einer stachelförmigen Cauda und guter Proportion ausgestattet ist, ungeachtet des nun in diesem Umfeld salonfähigen U; die Minuskeln sind bis auf Varianten ihrer Kapitalisversalien identisch. Zu den Gemeinsamkeiten gehört die Struktur des Sterbevermerks (E) und der bunte Reigen passender Bibelzitate, identisch nur Phil 1,21.


  1. Es geht zurück auf das Kirchenlied des Nikolaus Herman (ca. 1480–1561), Wenn mein Stündlein vorhanden ist, Strophe 4, mit Ausnahme von „mein Herr Jesu Christ“ der ersten Inschriftzeile.
Inschrift

Umschrift:

A Weil du mein Herr Iesu Christ

Vom Todt erstanden bist /

Werd ich im grab nicht bleiben /

Mein höchstera) trost dein Auffarth ist, /

Todtes furcht kan sie vertreiben /

Dan wo du bist, da kom ich hin /

Dasz ich steds bey dir leb und bin /

Drumb fahr ich hin mit frewden. /

B DER DURCHLEUCHTIGE / HOCHGEBORNE FÜRST UND HERR,

HERR / LUDWIG PHILIPS LANDGRAF ZU HESSEN, / GRAF ZU CAT-

ZENELNBOGEN, DIETZ / ZIEGENHAIN UND NIDDA ETC(ETERA)b)

C Psalm 23 / Ob ich schon wander im finster thal förchte ich doch kein vnglück

dan / du bist beÿ mir: Ja / Guttes und die Barmhertzigkeit werden mir folgen

mein lebenlang und werde / bleiben im hausz des Herren Immerdar Dan3)

D Psalm: 31 In deine Händte befehl ich meinen Geist, du hast mich erlöst / Herr

du treuer / Gott4)

E Ist Gebohren Anno 1623, 20 Augusti / Ist selig entschlaffen A(nn)oc) 1643, 16 ·

Martÿ Ihresd) alters 19 / Iahr 7 Monath weniger 4 tag

2 Timoth · 4 · / Ich hab einen guten Kampff gekämpfft, ich hab den Lauff voll-

endet, ich hab Glauben / gehaltene) Hinfort ist mir beÿgelegt die Kron der Ge-

rechtigkeit, welche mir der Herr / an Ienem tag, der gerechte Richter geben

wirdt, nicht nur mir allein sondern auch / allen die seine erscheinung lieb haben5)

G Esa · 41 · / Förchte dich nicht, Ich bin mit dir weiche nicht dan ich bin dein

Gott, Ich stärcke / dich, Ich helffe dir auch, Ich erhalte dich durch die rechte

Handt meiner Gerechtigkeit6)

H Philip · 1 · / Christus ist mein Leben sterben ist mein Gewin, Ich hab lust abzu-

vnd / beÿ christo zu sein ·7)

I psalm · 110 · / Ich lege alle deine Feinde zum schemel deiner füsse ·8)

K Sap · 4 · / Er ist bald vollkommen worden, vnd hatt viel Iahr erfült, dan seine

Seele gefält Gott, / darumb eÿlet Er mit Ihm ausz diesem bösen leben ·9)

L Luc · 2 · / Herr nun leszestu deinen Diener im Frieden fharen, wie du gesagt

hast, dan meine augen / haben deinen Heÿland gesehen, welchen du bereidet

hast, für allen völckern, ein licht zv erleuchten / die Heÿden, vnd zum Preisz dei-

nes volcks Israel ·10)

M Rom · 8 · / Ich bin gewisz das weder Todt noch Leben, weder Engel noch Fürs-

tenthum, noch Gewald / weder gegenwertiges noch zukünfftiges, weder hoches

noch tieffes, noch keine andere Creatur / mag vns scheiden von der Liebe Got-

tes, die in Christo Iesu ist vnserm Herren ·11)


  1. Mittleres h klein als Korrektur hochgestellt.
  2. Becker denkt an Schaumburg, Isenburg und Büdingen, siehe auch bei Kat.-Nr. 276.
  3. o klein und hochgestellt.
  4. Sic! Statt seines.
  5. h verstümmelt; hier endet Schasse.
  1. PsH 23,4+6, Da[n] wohl für David, den Autor des Psalms.
  2. PsH 31,6.
  3. 2 Tim 4,7–8.
  4. Jes 41,10.
  5. Phil 1,21.
  6. PsH 110,1.
  7. Paraphrase von Weish 4,13 und 14.
  8. Lk 2,29–32.
  9. Röm 8,38–39.

Kommentar:

Deutsche Reimverse (A).

Schrift:

Kapitalis (B), Humanistische Minuskel, leicht nach rechts schrägliegend, teilw. mit Kapitalisversalien (A, C–M)

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg · Leiningen-Westerburg

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 252.

Zitierweise
„Ludwig Philipp, Landgraf von Hessen-Homburg 1643, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2513> (Stand: 20.3.2023)