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Grabdenkmäler

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Zacharias Palthenius 1615, Wiesbaden

Wiesbaden · Gem. Wiesbaden · Stadt Wiesbaden
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Wiesbaden

Gebäude / Areal:

Wiesbaden, Museum, Sammlung Nassauischer Altertümer.

Angaben zum Standort:

Aus der ehem. Mauritiuskirche, 1732 dort im Chor.

Merkmale

Datierung:

1615

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

116 x 86 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-3,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Im Feld 17zeilige Grabinschrift (A), ab der 10. Zeile gestaffet, darunter Bibelzitat (B) in vier Zeilen. An beiden Seiten des Feldes kannellierte Pilaster als Seitenhang je ein geflügelter Putto. Platte beschnitten, oben fehlt mindestens eine Zeile und wohl ein Giebel.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Bürger

Dargestellte Personen:

Zacharias Palthenius6) wurde 1570 als Sohn des Stadtschreibers in Friedberg in der Wetterau geboren. Ab 1589 ist er als Student der Philosophie und des Rechts in Marburg nachzuweisen; danach war er als Notar und vor allem als Buchdrucker in Frankfurt tätig. Er hatte dort als Faktor des Druckers Johannes Wechel begonnen. Dieser entstammte der Familie des 1572 der Bartholomäusnacht entronnenen, nach Frankfurt geflohenenen französischen Buchhändlers Andreas Wechel, der seine Pariser Druckerei mit Verlag und Buchhandlung nach Frankfurt, seit dem beginnenden 16. Jahrhundert einem Hauptzentrum des europäischen Buchhandels, verlegt hatte.7) Zwischen 1570 und 1630 war Frankfurt das Zentrum für wissenschaftliche juristische Literatur.

Palthenius heiratete nach dem Tod des Johannes Wechel 1593 dessen Witwe Maria Rosina und übernahm deren Offizin. 1605 ging er eine zweite Ehe mit der aus Antwerpen stammenden Iduna Kirschbaum ein. Palthenius' Lebenswerk galt in erster Linie der Drucklegung medizinisch-naturwissenschaftlicher Werke und griechischer Klassiker.

Vielleicht sein Sohn war der 1608 in Friedberg geborene Johann Hartmann Palthenius,8) der seit 1628 an verschiedenen Orten Schulmeister, seit 1640 Pfarrer an verschiedenen Orten und von 1646 bis zu seinem Tode 1650 Pfarrer in Oberingelheim war.


  1. Vgl. Renkhoff, Nass. Biographie 599 Nr. 3282, auch zum Folgenden.
  2. Vgl. Schindling, Wachstum und Wandel 250; vgl. auch Benzing, Buchdrucker 129.
  3. Vgl. Telschow/Reiter, Die evangelischen Pfarrer 256.
Inschrift

Umschrift:

A [CHRISTO JESV SACRVM.] / ZACHARI<U>AE</U> PALTHENIO, / FRIDBERGENSI I(VRIS) V(TRIVSQVE) ET PHILOS(OPHIAE) DOCTORI, / GR<U>AE</U>C<U>AE</U> LINGV<U>AE</U> PERITISSIMO, APVD IMPE=/RIALES FRANCOFVRTENSES TYPOGRAPHO ET / BIBLIOPOL<U>AE</U> PRIMARIO, AD LITERARVM ET / LITERATORVM INCREMENTVM NATO, PLA=/CIDE AVTEM, SED IM(M)AT<U>VR</U>E, PROH DOLOR HIC / IN THERMIS IN C<U>HR</U>ISTO DEFVNCTO, VIDVA, / FILIOL<U>AE</U> DV<U>AE</U> SVPERSTITES, FRATRESQ<U>VE</U> / SEX MOESTISSMI, IN / AMORIS ET FIDEI TESTIMONIVM, / MOERORIS SOLATIVM, AC / RESVRRECTIONIS SYMBOLVM, / MONVMENTVM HIC IN LOCO SEPVLTVR<U>AE</U> / ERIGI CVRARVNT. / OBIIT ANNO M. DC.XV DIE . III MAII . <U>AE</U>TA=/TIS XLV CLIMACTERICO. / C(VIVS) A(NIMA R(EQVIESCAT) I(N) P(ACE) AMEN.

B PHILI[P]. I. CAP(ITVLVM). / Est mihi mors lucrum, Vita est / mihi C<U>HR</U>ISTVS IESVS.

Übersetzung:

(A) Christus Jesus geweiht. Dem Zacharias Palthenius aus Friedberg, Doktor beider Rechte und der Philosophie, der griechischen Sprache überaus kundig, vorzüglicher Buchdrucker und Verleger in der kaiserlichen Stadt Frankfurt, der zur Vermehrung der Gelehrsamkeit und der Lehrer geboren wurde, aber sanft, doch, welch ein Schmerz, zu früh hier in den Bädern in Christus verstarb, haben tiefbetrübt die Witwe, die beiden überlebenden kleinen Töchter und die sechs Brüder als Zeugnis der Liebe und Verbundenheit, zum Trost der Trauer und als Zeichen der Wiederauferstehung hier am Ort des Grabes dieses Denkmal errichtet. Er starb im Jahr 1615 am 3. Mai, im Alter von 45 Jahren im Wechseljahr. Seine Seele ruhe in Frieden, Amen.

(B) Phil 1. Kapitel: Mir ist der Tod Gewinn und Christus Jesus das Leben.

Kommentar:

Erg. nach Schenck.

Schrift:

Kapitalis (A, B), humanistische Minuskel mit Kapitalisversalien (B)

Nachweise

Literatur:

  • Schenck, Memorabilia 87.

Bearbeitung:

Die Inschriften der Stadt Wiesbaden. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees, unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 51), 2000, S. 82 f., Nr. 94.

Zitierweise
„Zacharias Palthenius 1615, Wiesbaden“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2163> (Stand: 21.3.2006)