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Grabdenkmäler

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Landgraf Friedrich I. (d. Ä.) von Hessen-Homburg 1638, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Gebäude / Areal:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Ursprünglich befand er sich in der alten Gruft.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Wurde wohl ab 1695 an der östlichen Stirnwand der neuen Fürstengruft aufgestellt und steht seit 1936 als erster Sarkophag links neben dem Grufteingang. 1956 wurde der Zinnsarkophag geöffnet und instandgesetzt.2)


  1. Vgl. Protokoll Erneuerung 2.
Merkmale

Datierung:

1638

Typ:

Sarkophag

Erhaltung:

erhalten

Größe:

218 x 73 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A, C-L) 0,2, (B) 0,8-1,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Sarkophag des Landgrafen Friedrich I. (d. Ä.) von Hessen-Homburg.1) Großer, schmuckloser Sarkophag aus Zinn mit beschriftetem Deckel. Auf der Stirnseite des Deckels ist das Grabgedicht (A) in vier Zeilen eingraviert. Oben auf dem Deckel stehen, beginnend am Kopf, der Name des Bestatteten in fünf Zeilen (B), darunter zwei Bibelzitate (C, D) und die Spruchinschrift (E) eingraviert; zum Fußende des Deckels hin befindet sich ein einfach konturiertes Kreuz. Auf der rechten Schräglängsseite des Sarkophagdeckels stehen übereinander zwei je zweizeilige Bibelzitate (F, G); an der Fußseite sind die Vitaldaten (H), an der linken Schräglängsseite drei weitere Bibelzitate (I–L) eingraviert. Ein lorbeerumkränztes Wappen ist unter (C) angebracht. Das Sarkophagunterteil trägt bronzene Trageringe an den Längs- und den beiden Stirnseiten. Restaurierter Zustand. Worttrenner sind kleine Punkte.


  1. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 19, Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 20, VSSG Inv.-Nr. 4.7.1503; Schasse; Dölemeyer.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg12)


  1. Quadriert mit Herzschild: Herzschild Hessen, 1. Katzenelnbogen, 2. Ziegenhain, 3. Nidda, 4. Diez, vgl. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 8; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. I, 1. Abt., 1. Teil (Souveräne und Bundesstaaten) 30–33 m. Taf. 59, 63 (hier noch ohne Hersfeld, Schaumburg, Isenburg und Hanau!).

Dargestellte Personen:

Landgraf Friedrich I. kam am 5. März 1585 als ein Sohn Landgraf Georgs I. „des Frommen“ von Hessen auf Schloss Lichtenberg im Odenwald zur Welt.14) Dem Testament seines Vaters gemäß sollten Friedrich und seine beiden Brüder Ludwig und Philipp zunächst gemeinsam regieren. Ludwig sollte ab 1606 die Alleinherrschaft in der Landgrafschaft Hessen führen; die beiden anderen Brüder wurden hingegen mit Abfindungen entschädigt. Erst spät, am 23. Juli 1622, erhielt Friedrich im Alter von 37 Jahren Amt, Stadt und Burg Homburg als eingeschränkt selbständige Landgrafschaft von seinem Bruder Landgraf Ludwig I. von Hessen-Darmstadt.15) Damit wurde Homburg zur Residenzstadt; Stadt und Amt bildeten die Landgrafschaft Hessen-Homburg, die Friedrich 16 Jahre lang bis zu seinem frühen Tode leitete.16) Sein Leichnam wurde am 6. Juni 1638 in der (alten) Fürstengruft beigesetzt.17)


  1. Vgl. Knetsch, Haus Brabant 377 XXII 1; Europ. Stammtafeln NF I,2 Taf. 252; Dölemeyer, Friedrich I. In: Haus Hessen 393f.; dies., Fürstengruft Nr. 6.
  2. Vgl. Lotz, Geschichte Bad Homburg II 27–54 zu Friedrich I., hier 29 und 31f. zur Amtsübergabe.
  3. Vgl. Grünewald, Friedrich der Ältere; Lotz, Geschichte Bad Homburg II 41f. zu Friedrich als Landgraf.
  4. Knetsch (wie Anm. 14) mit Anm. 7 mit Hinweis auf die genaue Beschreibung der Beisetzung bei Verdy du Vernois, Histoire Hesse-Hombourg 277–281; HStAD D 4, Nr. 81/5 zu Tod und Bestattung des Landgrafen, mit der Leichenpredigt des Superintendenten Johannes Rencker; ebd. D 11, Nr. 1/5 zur Beisetzung und den Trauerfeierlichkeiten, zusammengefasst bei Grünewald, Friedrich der Ältere 82–86, ebd. 86 Hinweis auf das in Marburg 1638 gedruckte „Ehrengedächtnis …“ mit allen am 6. Juni 1638 gehaltenen Leichenpredigten.

Sonstiges:

Die exzellent nach einer guten Antiquavorlage geformten Buchstaben sind in (B) teilweise (Schattenstriche) konturiert und schraffiert.

Die Reimverse von (A) sind in gewisser Zeitnähe u. a. auch in Grabinschriften in Basel und in Nürnberg bezeugt; auf dem Sarkophag der Landgräfin Margareta Elisabeth (Kat.-Nr. 323) wurden sie ebenso verwendet wie auf dem des 1708 verstorbenen Landgrafen Friedrich III.13)


  1. Vgl. Zitat in: In der Homburger Fürstengruft 493f.
Inschrift

Umschrift:

A Hie lieg ich vnd schlaff ohn all klag /

Vnd ruh bisz an den Jüngsten tag /

Da Gott wird mein Grab auffdecken /

Vnd mich zur ewign frewd erweckn3) /

B DER DVRCHLEVCHTIG VND / HOCHGEBORNE FVRST VND

HERR / HERR FRIDERICH DER A͜ELTER / LANDGRAFF ZV HESSEN,

GRAFF / ZV CATzENELENBOGENa), DIETZ, / ZIEGENHEIN VND

NIDDA.

C 1 · Reg · 2 · V(ers) · 2 · / Ich gehe hin den Weg aller Welt4)

D Psalm · 25 · V(ers) · 21 · / Schlecht vndt Recht behüte mich denn ich / harre

dein5)#PsH 25,21.

E Ich bin gestorben vndt lebe doch noch6)

F Hiob · 19 · / Ich weiss das mein erlösser lebet, vnd er wirdt mich / hernach auss

der erden aufferwecken, vndt werde darnagb) / mit dieser meiner haut vmbge-

ben werden, vnd werde / in meinem fleisch Gott sehen, den selben werde Ich

mir sehen, / vnd meine Augen werden ihn schauen, vndt kein frembder ·7)

G Psalm 3 · V(ers) · 6 · / Ich liege vnd schlaffe vnd erwache / den der herr erhelt

mich ·8)

H Ist geboren Anno 1585 den 5 Martÿ / In Christo verschieden 1638 den 9 · Maÿ

nachmitdag / ein wenig vor 5 vhren ·

I Psalm · 27 · V(ers) · 10 · / Vatter vnd Mutter verlassen mich / aber der Herr

nimpt mich auff ·9)

K Ephes · 3 · V(ers) · 19 · / Christum lieb haben ist besser denn alles wissen ·10)

L Philipp · 1 · V(ers) 21 · / Christus ist mein leben sterben ist mein gewinn11)


  1. Das z klein aus der Minuskel.
  2. Sic!
  1. Anspielung auf PsH 16,9 und 10. Das Gedicht stammt offenbar aus einer Psalmenauslegung zu dieser Bibelstelle und ist in vielen Varianten verbreitet wie bei Arndt, Psalmen 124 und DI 68 (Nürnberg: St. Johannis, St. Rochus u. Wöhrd II) Nr. 2476 von 1600; vgl. unten Katalog-Kat.-Nr. 323 zu Landgräfin Margareta Elisabeth († 1667).
  2. 1 Kön 2,2.
  3. Möglicherweise Anspielung auf Röm 6,8 „Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“; vgl. auch in sepulkralem Zusammenhang die Heilbronner Version in: Deutsche Inschriften an Haus und Geräth 208 und Sang und Spruch 59; zur Linzer Grabinschrift der Susanna Katharina Grundemann von Falkenberg (1697) vgl. Handel-Mazetti, Grabsteine o. S.
  4. Ijob 19,25.
  5. PsH 3,6.
  6. PsH 27,10.
  7. Eph 3,19.
  8. Phil 1,21.

Kommentar:

Deutsche Reimverse (A).

Schrift:

Kapitalis (B), Humanistische Minuskel, nach rechts schrägliegend (A, C–L)

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 246.

Zitierweise
„Landgraf Friedrich I. (d. Ä.) von Hessen-Homburg 1638, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2509> (Stand: 20.3.2023)