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Pfarrer / Agnes von Koppenstein 1450 ?, Eltville

Eltville · Gem. Eltville am Rhein · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eltville

Gebäude / Areal:

Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul

Angaben zum Standort:

Im Boden vor dem Hochaltar auf der Chornordseite, bisher unbeachtet.

Merkmale

Datierung:

1450 (9. Dezember) (ß)

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

108 x 248 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

5,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Platte mit den kaum zu erkennenden Umrissen einer Figur, deren Kopf leicht eingetieft war. Zwei nicht mehr identifizierbare Wappenschilde in den oberen Ecken des Feldes, Umrisse des Architekturrahmens aus Kielbogen und Fialen schwach erkennbar. Kaum lesbare Umschrift auf dem Rand zwischen Linien. Unteres Plattenfeld umgearbeitet mit einem runden Wappenmedaillon in Flachrelief, darunter neunzeilige Grabinschrift für Agnes von Koppenstein. Platte stark abgetreten mit weitgehendem Textverlust der älteren Inschrift.

Die erkennbaren Silben vor dem Pfarrerstitel deuten auf ein Mainzer Stift vor den Mauern; dabei kann es sich nur um das Kollegiatstift St. Peter gehandelt haben, da diesem die Eltviller Pfarrkirche schon früh zugesprochen worden war.2) 1183 wurde dem Mainzer Propst das Patronatsrecht über die Eltviller Kirche bestätigt, das 1196 dann an das Kapitel überging.3) Von 1438 schließlich datiert die Zustimmung des erzbischöflichen Generalvikars zur Entscheidung des Petersstiftes, daß das Stift nur einen Kanoniker zum Eltviller Pfarrer einsetzen wolle. Dieser hatte seine Wohnung in Eltville zu nehmen, verfügte dort über die Einkünfte der Pfarrei und verwaltete zugleich die Präsenz.4)

2) Vgl. Kleinfeldt-Weirich 85; Klassert, St. Peter 11, 15-26; zu der angeblich gefälschten Urkunde von 1069 vgl. Zedler, Fälschungen 135, dagegen Gerlich, St. Peter 59 f.; vgl. Abdruck und Diskussion bei Klassert, St. Peter 15-22.

3) NUB I Nr. 298; Gerlich ebd. 60 zur Unauffälligkeit des gesamten, bisher in seiner Echtheit angezweifelten Sachverhaltes.

4) Urkunde vom 29. März 1438 (HStAW 108/152); Regest bei Roth, Geschichtsquellen I 258 Nr. 131.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · männliche Person(en)

Stand:

geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

? (abgetreten); ? (abgetreten).

Dargestellte Personen:

Ein Pfarrer und in Zweitverwendung Agnes von Koppenstein.

Für die Identifizierung des Verstorbenen kommt Hamann Jussel d.J., Sohn des bürgerlichen Hamann Jussel d.Ä., in Frage. In der Liste Series Praelatorum des Petersstiftes ist Jussel als Präbendar und Pfarrer in Eltville belegt. Demzufolge soll er seine Pfründe im Jahre 1400 in Besitz genommen haben; höchstwahrscheinlich liegt mit dieser Angabe aber eine Fehllesung aus dem Computus fabri-cae des Stiftes vor,5) da ein Hamann Jussel erst 1440 als Student in Bologna nachgewiesen ist6) und die Liste auch weitere Fehler enthält. Nach Zaun war er seit 1445 Pfarrer in Eltville.7) Die erwähnte Liste des Petersstiftes vermerkt seinen Tod als Jubilar zum Jahr 1451. Demgemäß wird dort die Pfründenübernahme seines Nachfolgers Jodocus (Jacobus)8) von Ried, 1434 Frühmesser und Vikar des Katha-rinenaltars zu Eltville,9) zum Montag nach Luciae 1451 angesetzt.5) Beide Male ist 1451 in 1450 zu korrigieren, da Ried schon am 5. Juli 1451 als Pfarrer zu Eltville mit Forderungen an die Testamentarier des als verstorben genannten Pfarrers Jussel herantrat.10) Für die Verbesserung der Lesung spricht auch, daß die Pfründenübernahme Rieds am 14. Dezember 1450 nur wenige Tage nach dem inschriftlich bezeugten Todestag Jussels hegt. Das Vorhandensein von zwei Wappenschilden erklärt sich möglicherweise aus der Kombination von Familien- und Stiftswappen.

5) Die Series praelatorum St. Petri 140 führen Jussel als ersten Eintrag zu 1400: Hermannus Jussel accepit possessionem anno 1400 altera vinculorum. Bei Klassert, St. Peter 92 unter Hermann Jassel [sie!] acc. poss. 1400 Juli 31; ebd. mit Datum 1451 Dezember 14 zur Übernahme der Präbende durch Jakob Ried.

6)Knod231Nr. 1627.

7) Zaun, Landkapitel 67 ohne nähere Quellenangabe; ebd. 56.

8) Mit diesem Vornamen in Series praelatorum St. Petri und bei Zaun, Landkapitel 67.

9) Zaun, Landkapitel 56 f.

10) Vgl. HStAW 108/162-164. In den Series praelatorum St. Petri und bei Zaun, Landkapitel 67 wird das Todesjahr 1451 ohne Sterbetag angegeben. Offenbar stammt in beiden Fällen die Information aus späteren Erwähnungen des Todesfalles.

Inschrift

Umschrift:

[Anno d(omi)ni] m cccc Qu[inqua]gesi/mo · die nona me(n)sis decembris [o(biit)] honorab[ilis .../... m]uros mag(untinenses) pleban(us) hui(us) eccl(es)ie · cui(us) a(n)i(m)a requiescat in pace

Schrift:

Gotische Minuskel

Nachweise

Sachbegriffe:

Wappen · Männer · Geistliche · Pfarrer · Frauen

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 171 f., Nr. 205

Zitierweise
„Pfarrer / Agnes von Koppenstein 1450 ?, Eltville“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1908> (Stand: 4.9.2022)