Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

Übersichtskarte Hessen

Langendiebach, KZ-Außenkommando, Militärflugplatz

Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Verfolgung

Subkategorie:

Konzentrationslager 

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

Auf dem 1939 eröffneten Fliegerhorst der Luftwaffe war – mit einer kurzen Unterbrechung – von August 1944 bis Ende März 1945 ein Außenkommando des Konzentrationslagers Hinzert untergebracht. Als Quartier diente eine abgezäunte große Baracke mit Nebengebäuden, die sich am Rand des Flugfelds befand.

Im Jahr 1938 erbaut und zuerst genutzt hatte das Lager indes der Reichsarbeitsdienst.

Beschreibung:

Das Trierer SS-Sonderlager Hinzert richtete im Juni 1944 in Langendiebach ein Außenkommando ein. Dieses sollte bei der Erweiterung und beim Unterhalt des alliierten Luftangriffen stark ausgesetzten Flugfeldes zum Arbeitseinsatz kommen. So planierten die Häftlinge Bombentrichter und beseitigten Blindgänger.

Vom 13. Juni bis zum 18. August 1944 wurde das Lager erstmals belegt. Ein zweiter Gefangenenschub erreichte den Fliegerhorst im September. Der jetzige Lagerführer versah ihr Amt vom 10. September 1944 bis zum 25. März 1945. (Die abermalige Nutzung und ständige Ausbesserung des Flughafens waren nötig geworden, weil der Vormarsch der westlichen Alliierten und ihre Luftangriffe das Verteidigungsvermögen der deutschen Kriegsseite bereits empfindlich geschwächt hatten.) Die beiden Kommandos hatten eine Stärke von jeweils ca. 100 bis 120 Häftlingen. Mehr als ein Drittel stammte aus Luxemburg; daneben gehörten ihnen auch Niederländer, Polen, Belgier und Franzosen an.

Während der Zwangsarbeit oblag die Bewachung der Gefangenen Bodenpersonal der Luftwaffe und älteren Mitgliedern der Organisation Todt. Die Lebensmittelrationen waren sehr gering.

Die Evakuierung des Lagers erfolgte am 25. März 1945. 117 Häftlinge wurden mit (ihnen) unbekanntem Ziel in Marsch gesetzt. Allerdings erlangten sie schon am 31. März die Freiheit, weil sie einer Abteilung von US-Truppen begegneten.

Sowohl im Lager als auch infolge des Evakuierungsmarsches soll es unter den Gefangenen zu (gewaltsamen) Todesfällen gekommen sein.

Bemerkungen:

Das SS-Sonderlager Hinzert (zugleich ein Durchgangs- und „Eindeutschungslager“) unterstand zunächst der Organisation Todt, seit 1940 jedoch der SS. Ursprünglich war es ein Straflager für deutsche Arbeiter, die den „Westwall“ bauen sollten. Im Verlauf des Krieges kamen weitere Häftlingsgruppen, auch ausländische Gefangene und „eindeutschungsfähige“ Polen, hinzu.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

13. Juni 1944

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

25. März 1945

Nutzung vor NS-Zeit:

Vor der NS-Zeit war das Gelände nicht bebaut.

Nutzung nach NS-Zeit:

1945 übernahm die US-Armee den früheren Flugplatz. Nach einigen Erweiterung bestand hier bis 2007 der Fliegerhorst Erlensee. Dann lag das Gelände brach. Inzwischen entsteht hier ein Gewerbegebiet.

Die Stelle, wo das KZ-Außenkommando stand, ist aber immer noch planiert und unbebaut.

Indizes

Orte:

Langendiebach

Sachbegriffe:

Konzentrationslager · Außenkommando · Verfolgung · Wirtschaft

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Langendiebach, KZ-Außenkommando, Militärflugplatz“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/1769> (Stand: 26.11.2022)