Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
Wiesbaden, „Lager Rudolf“ für „Ostarbeiterinnen“ und „Ostarbeiter“, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene
- Wiesbaden, Gemeinde Wiesbaden, Stadt Wiesbaden | Historisches Ortslexikon
In der NS-Zeit: am Vorderberg - Klassifikation ↑
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Kategorie:
Wirtschaft
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Subkategorie:
- Nutzungsgeschichte ↑
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Objektbeschreibung:
Das Lager war auf dem Bahngelände, nahe dem Klärwerk und unweit des Hauptbahnhofes, im Distrikt Vorderberg errichtet worden. Es gab innerhalb des Lager ein separates Lager für die „OstarbeiterInnen“, das aus einer Männerbaracke sowie einer bzw. später zwei Familienbaracken bestand. In einem zweiten Lagerkomplex waren Polen, Litauer und Franzosen, vermutlich Kriegsgefangene, in zwei weiteren Baracken untergebracht. Später gab es möglicherweise auch eine „Holländer-Baracke“.
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Beschreibung:
Im „Lager Rudolf“, das am Vorderberg errichtet worden war, waren litauische Zwangsarbeiter, getrennt von den „Ostarbeitern“, untergebracht worden. Sie hatten für die Reichsbahn zu arbeiten.
Das Lager unterstand der Reichsbahndirektion Mainz, Bahnmeisterei Wiesbaden-Hauptbahnhof. Hier waren auch einige ukrainische Männer und Frauen, im NS-Jargon als „Ostarbeiter“ und „Ostarbeiterinnen“ bezeichnet, sowie Kinder untergebracht gewesen. Im Lager wurden auch Entbindungen durchgeführt; mindestens 16 Kinder wurden hier zwischen Anfang 1943 und Ende März 1945 geboren. Das Lager bestand zwischen 1942/3 und 1945. Unklar ist, ob die ersten fünfzig „Ostarbeiter“ am 9. Dezember 1942 oder aber erst am 29. Januar 1943 im Lager eintrafen.
Die Versorgungslage im „Ostarbeiterlager“ war nach Aussagen von Überlebenden äußerst schlecht; auch in diesem Lager herrschte Mangel an Lebensmittel für die Frauen und Männer.
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Nutzungsende (späteste Erwähnung):
1945
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Nutzung nach NS-Zeit:
Auf dem Gelände befindet sich heute nur noch eine Baracke. Die übrigen Baracken wurden unmittelbar nach Kriegsende geplündert und abgebaut und an anderer Stelle als Notunterkunft genutzt.
- Indizes ↑
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Orte:
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Sachbegriffe:
Stalag · Konzern · Wirtschaft · Firmenlager · Zwangsarbeit
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Brüchert, Zwangsarbeit in Wiesbaden, S. 97, S. 125, S. 134, S. 164-171
- Abbildungen ↑
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Abbildungen:
- 2297-P-010: Gedächtnisskizze von Eugeni Maximenko des ehem. "Lagers Rudolf", o. J. © Druck: Brüchert, Zwangsarbeit in Wiesbaden, S. 165
- 2297-P-050: Grundriss einer Baracke im "Lager Rudolf", 2001 © Druck: Brüchert, Zwangsarbeit in Wiesbaden, S. 167
- Zitierweise ↑
- „Wiesbaden, „Lager Rudolf“ für „Ostarbeiterinnen“ und „Ostarbeiter“, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/2132> (Stand: 23.3.2021)