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Wilhelm Daniel Gerst 1670 und seine Frau Anna Elisabetha, Erda

Erda · Gem. Hohenahr · Lahn-Dill-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort ↑

Standort:

Erda

Gebäude / Areal:

Erda, Evangelische Pfarrkirche.

Merkmale ↑

Datierung:

22. Februar 1670

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung ↑

Beschreibung:

Die Sockelpartie des Steines nimmt das leicht vertiefte, waagrechte Inschriftfeld mit Bibelstelle (B) auf. Darüber der hochrechteckige, dominierende mittlere Teil mit Inschrift (A) und seitlicher Rollwerkumrahmung. Dieses ebenfalls leicht vertiefte Feld wird im oberen Bereich nahezu halbrundbogig umgrenzt. Über diesem Bogen sind die zwölf Kinder des Paares angeordnet. Links befinden sich die Söhne, rechts die Töchter. Mit Ausnahme der liegenden Wickelkinder knien sie. Die Söhne tragen die von der spanischen Tracht bekannten capeartigen Umhänge und flach den Schultern aufliegende Kragen, die Töchter lange, faltenreiche Kleider. Mit nach oben gerichteten Köpfen sind sie in Gebetshaltungen wiedergegeben. Dies ist herzuleiten von Epitaphien, welche die Figuren in einer Anbetung, beispielsweise die der Kreuzigung, zum Thema haben, auch wenn hier eine entsprechende Darstellung fehlt. Drei Wickelkinder sind auf der Seite der männlichen Familienmitglieder wiedergegeben, zwei haben Kissen mit kleinen Kreuzchen. Mittels dieser bekannten Zeichen sind insgesamt acht der Kinder als Verstorbene gekennzeichnet. Ihre Namensbeischriften (C) befinden sich auf dem glatten Reliefgrund über ihnen, auf dem Halbrundbogen unter ihnen sowie in der linken oberen Ornamentform des äußeren Rahmens.

Ein profiliertes Gesims bildet die Basis des abschließenden, halbrundbogig begrenzten Teiles mit der Wiedergabe des Ehepaares, der Eltern. Sie erscheinen jeweils frontal in Halbfigur. Ihre angewinkelten Unterarme liegen mit den weiten Ärmeln der Waagrechten auf, sie halten mit übereinander gelegten Händen ein Buch vor dem Oberkörper. Da die rechts wiedergegebene Frau ihren Mann überlebte, ihr Todesjahr ist nicht verzeichnet, ist ihre den rundlichen Kopf umspielende Haube mit leicht nach außen geschwungenen Rändern als Witwenhaube zu beschreiben. Ein über der Körpermitte zweigeteilter Kragen liegt flach den Schultern auf, auch das Obergewand ist im Gegensatz zu den stoffreichen Ärmeln ohne Faltenangaben nur von zwei seitlichen, senkrechten Zierstreifen belebt. Wilhelm Daniel Gerst ist bärtig und hat leicht gewelltes Haar. Ein flacher, runder Rüschenkragen umrahmt die Kopfpartie. Der weite Mantel mit glatten, um die Schultern geführten, nach unten verlaufenden Umschlägen gibt im oberen Bereich den Blick frei auf das mit enger Knopfreihe geschlossene Untergewand beziehungsweise das Hemd. In der oberen Mitte des Relieffeldes zwischen den porträtierten Verstorbenen ein aus geschwungenen Formen gebildetes Ornament, welches den Stein auch im Kompositionellen abschließt.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

geistliche Personen

Dargestellte Personen:

Wilhelm Daniel Gerst, insgesamt 46 Jahre Pfarrer, zunächst in Elnhausen, dann in Erda, geboren 1600, gestorben 1670. Seine Frau Anna Elisabetha, die er 1621 heiratete, war geboren 1597 in Gießen und überlebte ihn.

Aus der Ehe gingen 12 Kinder, 8 Söhne und 4 Töchter, hervor, die auf dem Epitaph ebenfalls dargestellt und mit ihren Namen bezeichnet sind (siehe Inschriften). Danach war der Sohn Caspar Eberhard Gerst ebenfalls Pfarrer in Erda, der Sohn Georg Justus Pfarrer in Krumbach und der Sohn Jonas Philipp Pfarrer in Blasbach.

Im Sterberegister des Erdaer Kirchenbuches heißt es zum 22. Februar 1670: "Obijt der Ehrwürdige vndt wohlgelahrte Herr Wilhelm Daniel Gerstius nach dem er 31. Jahr dieser Christlichen gemeinde Christlich vndt Ehrlich vorgestanden, den 25. hujus ist er vnter Begleitung 9. Geistlichen vndt anderer Ehrlichen Leut sampt Beywesenden beyden gemeinden Erda vndt Wilsbach Ehrlich zur Erden bestattet vndt in die Kirch vor dem Altar begraben worden: im 70. Jahr seines alters. Der Leichtext ist gewesen von dem Alten Simeon: Hatt gehalten Herr Joh. Löhr Pfarrherr zu Altekirchen: Die parentation hatt Herr Jacob Halgans Pfarrer zu Hermanstein gehalten."

Seine Witwe Anna Elisabetha starb laut Erdaer Kirchenbuch am 13. Februar 1689. Der betreffende Eintrag lautet: "Obijt vmb 5. Vhr nachmittag die Viel Ehren- vndt Dugentsame Alte fast 100 Jährige Matron vndt Wittib Anna Elisabetha Weylandt: des WohlEhrwürdigen vndt Wohlgelahrten Herrn Wilhelm Daniel Gersten hiesigen gewesenen Pfarrers S. hinterlassene Wittib nach deme sie ihrem Herrn S. 19. Jahr in einem Ehrliche Wittibestandt bey ihrem Sohn Casparo Eberhardo Gersten auch hiesiges Orths Pfarrern sich auffhaltendt: nachgelebt. Ist im Chor neben ihrem Herrn begraben. Hatt erlebet 80. Enckel vndt VrEnckell von 3. söhnen vndt 1. Dochter."

Inschrift ↑

Umschrift:

A:

GENEALOGIA /

PASTOR:(IS) EILNHUSANII /

ET ERDENSIS PER • 46 • AN(N)OS /

WIHELM (!) DANIEL: GERSTII /

q:(ue) NAT(US) AN(NO) 1600 obiit 1670 • /

ANNAE ELISABETHAE UXOR /

NATAE GIESSAE • 1597 • /

Sechs Hundert mein geburt benentt • /

Das Heimath Elnhaussen erkent • /

Den Ehstandt Zeiget Zwa(n)tzig ein • /

Mit last vnd prast Zwölff Kinder drein /

Die priester weyh gab Zwantzig vier • /

Bis Siebentzig: nuhn Ruh ich hier • /

LEICH TEXT • LUCAE • 2 • /

Herr nun lässestu deinen Diener /

im Friede fahren wie du gesaget hast /

Den(n) meine Augen haben deinen /

Heyland gesehen •

B:

• PSALM • 116 • /

Herr du hast meine seele vom Todt gerisse(n) /

meine Aug(en) von threnen, mein fus vom gleite(n) Ich /

will wandeln für dem Herr(n) im lande der lebe(n)dig(en)

C:

(Namensbeischriften zu den Söhnen, von rechts nach links:)

IOH:(ANN) CONR(AD) + (Wickelkind)

IOH:(ANN) OTTO +

CAsP(AR) • EBERH(ARD) • PAst(OR) • ERD(ENSIS)

GEORG • Iust(US) • Past(OR) CROMB(ACENSIS)

IONAs PHIL(IPP) • Past(OR) • BLOsb(ACENSIS)

BALTH:(ASAR) + (Wickelkind)

IOH(ANN) • DAN(IEL) • +

IOH(ANN) • DAN:(IEL) + (Wickelkind)

(Namensbeischriften zu den Töchtern, von links nach rechts:)

BARB(ARA) • MARG(ARETHA) +

ANGNES SAB:(INA)

AN(N)A ELISAB(ETHA) • +

ELISAB(ETHA) • / MARG(ARETHA) +

Schrift:

Überwiegend Fraktur, Inschrift C und Teile der Inschrift A in Kapitalis

Nachweise ↑

Personen:

Gerst, Johann Daniel (I) · Gerst, Johann Daniel (II) · Gerst, Balthasar · Gerst, Johann Conrad · Gerst, Jonas Philipp · Gerst, Georg Justus · Gerst, Caspar Eberhard · Gerst, Johann Otto · Gerst, Barbara Margaretha · Gerst, Agnes Sabina · Gerst, Anna Elisabetha · Gerst, Elisabetha Margaretha · Halgans, Jacob · Löhr, Joh.

Orte:

Altenkirchen · Blasbach · Elnhausen · Erda · Gießen · Krumbach · Wilsbach

Sachbegriffe:

Rollwerk · Familiendarstellungen · Wickelkinder · Tracht, spanische · Spanische Tracht · Gebetshaltungen · Kragen · Kissen · Hauben · Witwenhauben · Bärte · Rüschenkragen · Männer · Frauen · Ehepaare · Pfarrer

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL.

Zitierweise ↑
„Wilhelm Daniel Gerst 1670 und seine Frau Anna Elisabetha, Erda“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1454> (Stand: 7.1.2009)