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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Kaspar I. von Kronberg (Flügelstamm) und seine Gemahlin Katharina, geb. von Kronberg (Flügelstamm) 1520 oder kurz danach, 1563, Kronberg

Kronberg · Gem. Kronberg im Taunus · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kronberg

Gebäude / Areal:

Kronberg, Evangelische Pfarrkirche St. Johannes Baptista

Angaben zum Standort:

Das Denkmal wurde 1803/04 im Zuge einer Kirchenrenovierung entfernt.1)


  1. Lühmann-Schmid, Peter Schro II 71 mit Anm. 54. v. Ompteda 297 nannte als Begründung für die Entfernung des Grabmals das gestiegene Bedürfnis nach mehr Kirchenstühlen. Die Akte dazu, HHStAW 332, X d, Nr. 42, zeigt, dass die Kirchenstühle vornehmlich für die Familien der beiden Geistlichen vorgesehen waren.
Merkmale

Datierung:

1520 oder kurz danach, 1563

Typ:

Epitaph

Erhaltung:

verloren

Beschreibung

Beschreibung:

Doppelepitaph für Kaspar I. von Kronberg (Flügelstamm) und seine Gemahlin Katharina, geb. von Kronberg (Flügelstamm). Die Gestaltung des verlorenen Epitaphs ist in einem Kupferstich bei Oetter 1763/64 festgehalten. Das Denkmal zeigte eine Ädikula, die mit einem Muschelbogen mit zwei Kronberger Wappen geschlossen und mit einem Buckelpokal bekrönt war. Im Feld waren die beiden einander zugewandten Ganzfiguren des Ehepaares zu sehen, die auf einer Bodenplatte auf den Symboltieren Löwe und Hund standen. Der Ritter links zeigte sich im Vollharnisch, seine Gemahlin in lang wallendem Kleid, Umhang, Kinnbinde und Schleier rechts neben ihm hielt die Hände im Gebet aneinandergelegt. Im Sockel befand sich die von Wappen flankierte Schrifttafel mit den mehrzeilig ausgeführten Grabinschriften (A, B), deren Wortlaut Waldschmidt 1707 überlieferte, die in Oetters Kupferstich jedoch fehlen.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en) · weibliche Person(en) · Ehepaar

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

von der Leyen2)

Bach3)


  1. (In Blau) ein (silberner) Pfahl, vgl. Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. I, 3. Abt., 1. Teil (Mediatisierte Fürstengeschlechter, FstM) 8 mit Taf. 9.
  2. (In Silber) ein (von Rot und Silber) gewundenes Bockshorn, vgl. Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 2. Abt. (Württemberg, Abgestorbene) 9 mit Taf. 1.

Dargestellte Personen:

Bei der Wiedergabe des Sterbejahres in Inschrift (A) bestanden Unsicherheiten: Während Waldschmidt das Jahr 1520 nannte, gaben v. Ompteda 1521 und Oetter irrig 1525 an. Diese Jahre kommen jedoch beide nicht in Frage, wenn der Wochentag richtig wiedergegeben wurde, da das als Sterbetag angegebene Fest Mariä Geburt am 8. September allein im Jahre 1520 auf einen Samstag fiel.4)

Kaspar5) wurde als ältester Sohn des 1522 verstorbenen Frank (Flügelstamm) und dessen Gemahlin Margareta, einer Tochter des Georg von der Leyen und der Eva Mauchenheimer von Zweibrücken,6) geboren. Vor dem 23. Januar 1509 nahm er Katharina, die zweitälteste Tochter des Pfälzer Marschalls Philipp (VI.) aus dem Flügelstamm und der Katharina von Bach(-Binzburg), zur Gemahlin; der aufgrund ihrer engen Verwandtschaft notwendige erzbischöfliche Dispens erfolgte erst am 10. Juli 1510.7)

Ob die überlebende Ehefrau das gemeinsame Epitaph gestiftet hat – wie sie auch als Auftraggeberin für das qualitätvolle, wenngleich heute schwer zerstörte Grabmal ihrer 1525 verstorbenen Mutter Katharina in der Oppenheimer Katharinenkirche8) gelten kann9) –, bleibt unsicher; v. Ompteda hatte hingegen eine Entstehung direkt nach ihrem Tode angenommen und den Auftrag dazu dem ältesten Sohn Kaspar († 1573, Kat.-Nr. 111) zugeschrieben, der ihre beiden weiteren Ehen ignoriert habe.10) Irnfriede Lühmann-Schmid, die als Kaspars Sterbejahr irrig 1525 aus Oetter übernommen hatte, vertrat die Entstehung des Grabmals um 1528 und schrieb es aufgrund vielseitiger kompositorischer und konzeptuell-formaler Details der Mainzer Bildhauerei in der Nachfolge Hans Backoffens dessen Meisterschüler Peter Schro zu, was sie durch die engen Bindungen der Kronberger Familien zu Mainz untermauerte.11) Diese Zuschreibung bestätigte mit einem ungefähren Entstehungsjahr 1525 auch Ursula Thiel.12) Dagegen mutmaßte Sofie Bauer noch eine Verwandtschaft zum Werk des Heidelberger Meisters Lienhart Syfer.13)


  1. Vgl. Gensicke, Die von Kronberg 317, Nr. 76 Anm. 404. Das Jahr 1526, in welchem der 8. September gleichfalls auf Samstag fiel, nannte niemand.
  2. Ebd. Nr. 76.
  3. Zu den Eltern ebd. 316, Nr. 71.
  4. Vgl. Herzog, Kronberger Grabmal 29 und Bauer, Kunstdenkmäler 230 mit Anm. 73.
  5. Vgl. DI 23 (Oppenheim) Nr. 145.
  6. So Lühmann-Schmid, Peter Schro II 73 Anm. 71.
  7. v. Ompteda.
  8. Lühmann-Schmid, Peter Schro II 73. Kaspar war lt. v. Ompteda 281 Mainzer Hofmann, sein Bruder Simon 1536 Domscholaster (vgl. Gensicke, Die von Kronberg 316 zu Nr. 71 b) und zugleich Testamentsvollstrecker und Vormund seiner Kinder; Kaspars Vetter und Schwager Hartmut war Mainzer Erbmundschenk, und Vetter Jakob III. war seit 1520 kurfürstlicher Viztum der Stadt Mainz, vgl. v. Ompteda 296.
  9. Thiel, Bildhauer Schro 39 m. Abb. 13.
  10. Bauer, ebd. 258 Anm. 72 verwies auf Katharinas Urgroßmutter, eine geborene von Handschuhsheim als Hintergrund für eine mögliche Zuweisung des Grabmals an einen Heidelberger Künstler; diese Ansicht lässt sich nicht weiter aufrechterhalten.

Sonstiges:

Der Abstand der Herstellung des Denkmals zum ersten Todesfall 1520 ist nicht präzise abzuschätzen, zumal nicht alle Details über den Stich gesichert erscheinen, dürfte aber doch einige Jahre umfasst haben, da das Vorhandene durchaus den Eindruck einer sehr modernen Gestaltung vermittelt. Die aus einer solchen Rechnung folgende Datierung bei Lühmann-Schmid braucht mit dem nunmehr gesicherten Todesjahr nicht weit weg geschoben zu werden. Immerhin lässt sich der Typ des Grabmals in den 1520er und 1530er Jahren nachweisen.14) Eine Entstehung erst zum Todesfall Katharinas scheidet somit aus; deren Inschrift wurde mindestens teilweise nachgetragen.


  1. Vgl. u. a. DI 60 (Rhein-Hunsrück-Kreis I) Nrr. 169 (bedingt), 177; DI 79 (Rhein-Hunsrück-Kreis II) Nrr. 66 (bedingt), 73, 75 (bedingt).
Inschrift

Umschrift:

A ANNO D(OMI)NI MDXXa) VFF · SAMSTAGb) · VNSER · LIBEN · /

F­RAVENTAG GEBVRT · STARB · DER · EHRNVEST · / CASPAR

VON· CRONBERG · DEM· GOTT · GNADE

B ANNO · D(OMI)NI · c) / STARB

DIE EHRSAME VND DUGENHAFFTIGE FRAV · / CATHARINd) GE-

BOHRN VON CRONBERG · DER · GOT GNADe)


  1. MDXXV Oetter; MDXXI v. Ompteda.
  2. Sambstags Oetter, VFF fehlt dort.
  3. Die genaue Position der Klammern ist nicht festzustellen, vgl. zum Nachtrag unten am Ende des Kommentars.
  4. Katerin Oetter.
  5. Oetter überliefert gekürzt ge wohl für g(nad)e oder Variante ge(nade), so Ronner.

Übersetzung:

Datum: 8. September 1520 (A).

Kommentar:

Nach Waldschmidt (A, B).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Kronberg (Flügelstamm) · Kronberg (Flügelstamm) · von der Leyen · Bach

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 69.

Zitierweise
„Kaspar I. von Kronberg (Flügelstamm) und seine Gemahlin Katharina, geb. von Kronberg (Flügelstamm) 1520 oder kurz danach, 1563, Kronberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2452> (Stand: 20.3.2023)