Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
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Frankfurt am Main, Bockenheim, „Wildes KZ“
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Ginnheimer Landstraße 40-42 – In der NS-Zeit: Ginnheimer Landstraße - Klassifikation ↑
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Kategorie:
Verfolgung
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Subkategorie:
- Nutzungsgeschichte ↑
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Objektbeschreibung:
Im April 1933 bezogen die SA-Standarten 63 und 81 das frühere „Westendheim“, genannt „Perlenfabrik“, in der Ginnheimer Landstraße. Das „wilde KZ“, das sie hier errichteten, war das erste Konzentrationslager in Südhessen.
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Beschreibung:
Hier wurden politische Gegner, d. h. Sozialdemokraten, Kommunisten und Funktionäre der Gewerkschaften sowie Betriebsräte, die zuvor von der SA verschleppt worden waren, inhaftiert und misshandelt. Der Alltag war geprägt von Zwangsarbeit auf dem Feld (unter SA-Aufsicht), magerem Essen, nächtlichen Verhören und anderen Schikanen sowie Folter. Wenige Monate nach seiner Einrichtung wurde dieses „wilde KZ“ wieder geschlossen.
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Bemerkungen:
Vorübergehend wurden aber auch später noch – etwa im September 1934 – Verhaftete in der „Perlenfabrik“ festgehalten.
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Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):
April 1933
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Nutzungsende (späteste Erwähnung):
Sommer 1933
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Weitere Nutzungen des Objekts:
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Nutzung vor NS-Zeit:
Vor 1903 befand sich in dem Gebäude eine Perlenfabrik. Nach deren Stilllegung brachte die Stadt hier ein Armenhaus unter. 1923 wurde in dem Haus mit dem „Westendheim“ ein Erziehungsheim für bedürftige, straffällige oder auffällig gewordene Jugendliche eröffnet. Dessen Träger war der „Erziehungsverein Frankfurt“. In der alltäglichen Arbeit kamen moderne pädagogische Methoden zum Einsatz. Nachdem das Heim am 1. Januar 1933 geschlossen worden war, erwirkte die SA-Untergruppe Hessen-Nassau Süd dessen Übernahme, um dort eine Ausbildungsstätte für SA-Führer einzurichten.
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Nutzung nach NS-Zeit:
Seit 1974 befindet sich auf dem Gelände ein Studentenwohnheim. 1986 wurde eine Gedenktafel angebracht, die an das hier 1933 eingerichtete Konzentrationslager der SA erinnert.
- Indizes ↑
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Orte:
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Sachbegriffe:
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Ullrich, Frankfurt am Main („Perlenfabrik“), in: Benz/Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandslager, S. 98-100
- Krause-Schmitt, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Bd. 1, S. 76 f.
- Diamant, Gestapo Frankfurt a.M, S. 38
- Puvogel, Gedenkstätten, S. 292 f.
- Frankfurt am Main, Lindenstraße: Gestapozentrale und Widerstand, S. 73
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Weblinks:
Wikipedia (08.04.2010)
Wikipedia (29.04.2010)
Studentenwerk Frankfurt (29.04.2010)]
- Zitierweise ↑
- „Frankfurt am Main, Bockenheim, „Wildes KZ““, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/267> (Stand: 17.8.2022)