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Grabdenkmäler

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Anna Catharina von Hanstein geb. von Alvensleben 1723, Werleshausen

Werleshausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Werleshausen

Gebäude / Areal:

Witzenhausen-Werleshausen, Kirche

Angaben zum Standort:

Hinter dem Altar im schmalen Durchgang in die Ostwand der Kirche eingelassen.

Merkmale

Datierung:

1723

Typ:

Epitaph

Erhaltung:

erhalten

Größe:

90 x 190 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

3-4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph für Anna Catharina von Hanstein geb. von Alvensleben. Hochrechteckige Platte mit Bekrönung, am rechten und am linken Rand Beschädigungen und Schriftverlust. In der Bekrönung Inschrift A; um das Innenfeld umlaufend Inschrift B, größtenteils verloren; lesbare Reste an der oberen Schmalseite. Im oberen Teil des Innenfeldes Ehewappen, neben den Helmzierden auf jeder Seite ein Putto, der linke mit Stundenglas, der rechte mit Totenschädel; unter ihnen neben den Wappenschilden Pflanzenschmuck. Darunter Schriftfeld in annähernd rechteckiger, konvexer mit Lorbeer umkränzter Kartusche mit Inschrift, sehr stark verwittert, im oberen Bereich am rechten Rand bis etwa zur Mitte noch einige Teile lesbar, das untere Drittel des Textes bis auf Einzelbuchstaben verloren, z. T. ist die Steinoberfläche abgeplatzt. Inschriften eingehauen. Inschrift C der besseren Übersicht halber zeilenweise ediert.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Hanstein1)

Alvensleben2)


  1. s. Lücke 1,56; Ganßauge 190. Das Wappen Hanstein jetzt bis zu Unkenntlichkeit verwittert. Wie beim folgenden Wappen die Helmzierden vorhanden und untrüglich.
  2. Wappen Alvensleben (2 Balken, belegt mit 3 Rosen, 2: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 3, S. 19, Taf. 19. Hier liegen die Rosen nicht auf den Balken, sondern in den Zwischenfeldern!

Dargestellte Personen:

Anna Catharina von Alvensleben, auf der Burg Harbke (Gemeinde Harbke, Lkr. Börde, Sachsen-Anhalt) am 15. 6. 1644 geboren3), war Tochter des Busse von Alvensleben (14. 7. 1600–19. 11. 1654)4) auf Zichtau (Altmark) und der Helena von Veltheim (1611–1684) aus Harbke.5) Sie heiratete am 6. Januar 16856) Curt Christian von Hanstein und war dessen dritte Ehefrau.7) Kinder gingen aus dieser Ehe nicht hervor.8) Sie starb 1723, wie im Kirchenbuch Werleshausen verzeichnet ist: „(Anno 1723) den 8ten Junii zu Werleshausen begraben und Adl. Gebrauch nach beygesetzet (?) die hochwohlgebohrene Frau Frau Anna Catharina von Hanstein Gebohrene von Alvensleben, des auch . . . hochwohlgebohrenen Herrn Herrn Curt Christian von Hanstein, gewesenen Seniors des gantzen Hansteinischen Geschlechts und Erbherrn alhier nachgelaßene Wittibe, welche den 4. Junii in ihrem Herren und Erlöser Christo Jesu seel(ig) verschieden, hie ihr Epitaphium in der kirchen . . .“9)

Curt Christian von Hanstein war am 29. September 1633 zu Allendorf/Werra geboren worden und gehörte der Werleshäuser Linie an. Er war Schwedischer Cornet und später Senior der Familie. Eine militärische Karriere, die er vor sich hatte, konnte er nicht einschlagen, da die Eltern und der einzige Bruder früh starben und er auf den Gütern gebraucht wurde.

Curt Christian starb am 11. Juli 1710.

Zum Güterbesitz: 1669 starb unter Hans Friedrich von Hanstein die auf Wiesenfeld (Ershausen/Geismar, Lkr. Eichsfeld) ansässige Nebenlinie der Besenhäuser Linie aus. Zu den Lehensnachfolgern gehörte Curt Christian.10) 1683 ist er erwähnt als Inhaber des Lehens Reiffenhausen (Friedland, Lkr. Göttingen).11) Vielleicht sind diese beiden Lehen genannt, weil sie unter Curt Christian der Werleshäuser Linie zugefallen sind. Unter dem Ausdruck „was dabei/in der Nähe war“ sind z. B. Rummerode und die in Bornhagen gelegenen Güter der Familie Hanstein zu verstehen.12)


  1. Wohlbrück (s. Anm. 5) gibt an, sie sei in Calbe/Milde am 13. 7. 1644 geboren. Die Angabe harmoniert nicht mit dem Epitaph, doch könnte Wohlbrück das Taufdatum genannt haben. Anscheinend wurde Anna Catharina auf Harbke geboren und auf Zichtau getauft.
  2. s. Leichpredigt für Busse von Alvensleben von Stralius (o. P.).
  3. s. Wohlbrück 144. Für die Angaben und den Literaturhinweis danke ich Reimar von Alvensleben. Nach Wohlbrück war die Mutter der Mutter eine Helena von der Asseburg aus dem Hause Schermke. Deren Vater war Ludwig von Asseburg († 1653), ihr Gatte war Burchard von Veltheim auf Harpke, s. Stammtafel 3 bei Behrens. Helena von der Asseburg starb am 15. März 1651, s. ihre Leichenpredigt von Mylius (o. P.).
  4. s. seine Leichenpredigt von Croll (o. P.), im Abschnitt Personalia. Aus dieser Quelle stammen auch die übrigen Angaben zu Curt Christians Vita.
  5. Seine erste Ehefrau war Sabina Dorothea von Buttlar, Josts Tochter, (Heirat am 26. Juni 1666); sie starb kinderlos am 25. November 1668. Am 22. Juni 1670 heiratete er Anna Dorothea von Hanstein, Tochter Hans Hermanns auf Besenhausen. Aus dieser Ehe gingen acht Kinder hervor. Anna Dorothea starb am 22. Juni 1683 im Kindbett.
  6. Curt Christians Kinder, die alle aus der zweiten Ehe stammen, sind in der Leichenpredigt aufgeführt: Caspar Hermann, Johann Dietrich, Liborius Friedrich, Hedwig Elisabeth und Margaretha Agnesa überlebten den Vater; vor ihm starben Friedrich Wilke, Raban und Sophia Dorothea. Demnach sind die Angaben in der Stammtafel 4b bei CvHanstein bzw. in den digitalisierten Evangelischen Kirchenbüchern von Wahlhausen (http://www.wahlhausen.de/kirchenbuecher) korrekturbedürftig. – Margaretha Agnesa, die bei ihres Vaters Tod von Pfarrer Croll noch „Fräulein“ genannt wird, heiratete später; der Eintrag im Kirchenbuch von Werleshausen aus dem Jahr 1713 (S. 138) lautet: „den 5ten Januar auff dem adligen Hause zu Werleshausen copuliret den hochwohlgebohrenen Herrn Johann Eustachium von dem Brinck Rittmeister und Erbherrn auf Wommen und dann die hochwohlgebohrene Fräulein Margaretham Agnesam von Hanstein, des . . . hochwohlgebohrnen Herrn, Herrn Curt Christian von Hanstein, gewesener Erbherr alhier zu Werleshausen etc. hinterlaßene eheleibliche Tochter.“ (Wo ein Wort nicht lesbar war, habe ich . . . gesetzt). CvHanstein, Stammtafel 4b erwähnt diese Ehe nicht, nur Margaretha Agnesas Geburt im Jahr 1683 ist vermerkt. Bei dieser Geburt, so folgt aus dieser Angabe und der Leichenpredigt, starb die Mutter. – Johann Eustachius von dem Brinck war vorher verheiratet mit Elisabeth Amalia Volmar von Bernshoffen, die 1709 starb. Er starb 1731. (Angaben nach Lücke 5,88 ff.).
  7. KB Werleshausen S. 202 (1723), letztes Wort unleserlich. – Wohlbrücks Angabe, die auf „dem Erbvergleiche über ihre Verlassenschaft“ beruht, traf nicht das Richtige: Anna Catharina starb nicht in Jemmeritz (bei Zichtau) und nicht am 11. 6. 1723.
  8. CvHanstein 112 (136).
  9. CvHanstein 163 (187).
  10. Croll tituliert Curt Christian als „Auff Werleshausen / Wiesenfeldt / Rothenbach und Rummeroda etc. Erb= Lehn= und Gerichts=Herrn“.
Inschrift

Umschrift:

A ME/MENTO MORI

B Wie der Hirsch schreiet // nach frischem was[ser / so schreit meine seele Gott

zu dir meine seele dürstet nach gott nach dem lebendigen gott wann werde

ich dahin kommen das ich gottes angesicht schaue PS]AL[M] 42a)

C EPI[TAP]HIVMb)

GENEROSISSIMA⌣E AC NOBILISSIMA⌣E [DOMIN]A⌣E

ANNA⌣E CATHARINA⌣E [de] AL[VENSL]EB[ENc) A BUSSO]

de ALVENSLEBEN ex HELENA de V[ELTHEM]IAd)

5 ex PROSAPIA XIV[– – –]e)

PROGNATA⌣E IN ARCE H[AR]BK[e] A[– – –]

UKERA[NI]Sf) d(ie) XV IUNII MDCXLI[V]g) [– – –]

RENAT[A⌣E AD OM]NESh) SU[UM STEMMA VITAM]h)

QUE [CHRISTI]ANAM DEC[ENTES] V[IRTVTES E]

10 DUC[ATAE]h) [G]ENEROSISSIMI AC N[OBILISSIMI]

DO[MINI CUR]T CHRIST[IAN] de HA[NSTEIN IN]

WERLESHAUSEN WISENFELD R[EIFENHAUSEN]

ET Q(UAN)[TUM]i) ADERAT DŸNASTA⌣E [AC GENTIS]

[HANST]EIN[IANA⌣E] SENIORIS [– – –]j)

15 LIbERIS AMICIS SUBDITIS P[ERCARAE QUOD PIAM]k)

A[MAB]ILEM C[AN]D[IDAM OMNIBUS SEMPER – – –]l)

SE [EXHIBUIT – – –]A[– – –]

M[ERITUM CU– – –]RIS G[– – –]

[– – –]IOSI[. . .. . . .]UM IN[GR]ESS[. .] SU[. .]

20 MOERO[R]EM VIR[TUTI]S EXEMPL[– – –]

[QU– – –IS] PLAC[IDE et P]IE AD[USQ]UE d(ie) IV [IUNII – – –]

[– – –]AE[TA]T[ATIS – – –]


  1. PsH 42,1–3. Ergänzt nach der Bibelstelle. Schreibweise unsicher. Ich habe nicht versucht, die Wörter auf die drei übrigen Seiten zu verteilen.
  2. Zentriert.
  3. Die Ergänzung ALVENSLEBEN (statt HANSTEIN) stützt sich auf den in der nächsten Zeile deutlich lesbaren Namen ALVENSLEBEN, insbesondere auf die Buchstabenfolge AL: An beiden Stellen verläuft der rechte Schrägschaft des A fast senkrecht, er ist etwas länger als das nachfolgende L, auch die Abstände stimmen überein.
  4. Lesung unsicher; vielleicht ist der Name latinisiert, er könnte mit A enden.
  5. Hier standen vielleicht nähere Angaben zu dem Zweig der Familie Veltheim, aus dem die Mutter der Verstorbenen, Helena von Veltheim, stammte. Ihre Mutter war Helena von der Asseburg aus dem Hause Schermke. Es deutet aber nichts darauf hin, dass dies erwähnt wurde.
  6. A schemenhaft erkennbar. Anscheinend wurden Altmark und Uckermark (Ukera marchia, Ukerani) verwechselt.
  7. Lücke liest MDCLIV.
  8. Lesung und Ergänzung unsicher.
  9. Befund unklar, auf Q folgt wohl ein Kürzungszeichen; vielleicht quidquid, quantum oder quod tum.
  10. Ergänzbar [LEGITIMAE UXORIS]?
  11. Ergänzung hypothetisch.
  12. Ergänzbar C[AN]D[IDAM OMNIBUS SEMPER]/? – Der Text ab Zeile 17 ist unsicher.

Übersetzung:

(A) Denke daran, dass du sterben musst.

(C) Epitaph der hochwohlgeborenen und hochedlen [Frau] Anna Catharina von Alvensleben, (als Tochter) des Busse von Alvensleben und der Helena von Veltheim aus dem Geschlecht/der Linie . . . geboren auf der Burg Harbke . . . am 15. Juni 1644, (in Calbe, d. i. im Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt) getauft, . . . . . . (zu Eigenschaften, die ihre Abkunft und ein christliches Leben zieren,) erzogen; des hochwohlgeborenen und hochedlen Herrn, Herrn Curt Christians von Hanstein, in Werleshausen, Wiesenfeld, Reifenhausen und wieviel dabei liegt, Erbherr, Senior des Geschlechts Hanstein, (eheliche Gemahlin), bei den Kindern, Freunden und Untertanen (beliebt, weil) sie sich (stets gegenüber allen fromm), liebenswert und gütig zeigte . . . ein Beispiel der Tugend . . . am 4. Juni . . . ihres Alters . . .

Schrift:

Kapitalis (A), Kapitalis mit Humanistischer Minuskel (C), Fraktur mit Kapitalis (B)

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Hanstein · Alvensleben

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 292.

Zitierweise
„Anna Catharina von Hanstein geb. von Alvensleben 1723, Werleshausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2414> (Stand: 20.3.2023)