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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Martha Brill geb. Luckhardt 1686, Kammerbach

Kammerbach · Gem. Bad Sooden-Allendorf · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kammerbach

Gebäude / Areal:

Bad Sooden-Allendorf-Kammerbach, Friedhof

Angaben zum Standort:

Aufgestellt beim Eingangstor oberhalb des Weges, in der Reihe der sieben alten Grabsteine der vierte.1)


  1. Zum früheren Platz der Grabsteine s. Kat.-Nr. 217.
Merkmale

Datierung:

1686

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

63 x 128 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 4,3, (B) 3,4–3,9 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein der Martha Brill geb. Luckhardt. Stein an den Langseiten beschädigt; anscheinend hat man ihm rechts und links je zwei bis drei Zentimeter genommen. Hochrechteckiger Stein mit leichtem Seitenhang, auf niedrigem Sockel, mit abgerundetem Aufsatz (Kopf, Giebel) und Mitteleinsatz. Darstellungen und Inschriften auf beiden Seiten des Steines. Im Westen oben im Aufsatz Engelskopf und Voluten in Flachrelief. Im vorgewölbten Mittelfeld Inschrift A, gerahmt von Halbsäulen und Abschlussgesims. Das Sockelfeld wird von Voluten gerahmt; es enthält die Fortsetzung der Inschrift. Auf der Ostseite im fast leeren Feld des Aufsatzes oben ein Steinmetzzeichen S13, am unteren Rand der Beginn der Inschrift B. Sie endet oberhalb des Sockels mit drei gestaffelten Zeilen und einer vierten, in deren rechter Hälfte die Bibelstelle angegeben sein könnte. Unterer Teil des Steines verwittert, anscheinend war er leer. Meist Worttrenner, Form nicht bestimmbar. Inschriften eingehauen.

Zum Formular vgl. Grabstein Hans Rüppel (Kat.-Nr. 222).

D offen; M kaum breiter als N, Mittelteil sehr flach und auf dreiviertel Zeilenhöhe endend; S mit flachen Bögen und meist so in die Zeile gestellt, dass von den freien Bogenenden das eine auf der Grundlinie, das andere auf der Oberlinie liegt. Mehrfach wird Doppelschrägstrich über oder neben einem Buchstaben als Kürzungszeichen für N gebraucht.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Das Kirchenbuch Orferode-Kammerbach ermöglicht es, das Ehepaar zu identifizieren. Dort wurde am 12.(?) April 1681 die Bestattung des Kirchenseniors Claus Brill und später die seiner Frau Martha vermerkt: „(Anno 1686), den 7. Martii ist Martha Claus Prills seel. wittib zu Cammerbach begraben worden.“ Aus diesen Angaben folgt – denn das Kirchenbuch ist für die Zeit vor 1650 äußerst lückenhaft –, dass die Ehe 1637 geschlossen wurde. Marthas Geburtsjahr muss wegen der mit 6 beginnenden Altersangabe um 1620 liegen. Ihr Geburtsname ergibt sich aus den noch lesbaren Buchstaben und dem Kirchenbuch: Er lautete Luckhardt.

Der Inschrift nach hatten Claus Brill und Martha Luckhardt drei Söhne und drei Töchter.

Sie können aus den Angaben des Kirchenbuchs ermittelt werden, auch wenn die Verwandtschaft der zahlreichen Träger des Namens Brill schwer zu überblicken ist. Doch scheint sich Folgendes abzuzeichnen:

Claus und Martha Brills Kinder müssen vor 1662 und nach 1637 geboren sein. Das bedeutet, dass sie seit etwa 1655 heiratsfähig waren. Das KB verzeichnet drei Eheschließungen, bei denen der Mann Claus Brill hieß (1661 mit Anna Windemut, 1671 mit Margarete Speck, und 1677 am 15. Februar heiratete der Witwer Claus Brill die Martha Junge aus Dudenrode). Dem Greben Claus Brill wurde 1673 ein Sohn getauft, dessen Pate Claus Rüppel (Kat.-Nr. 228) war, also hieß der Sohn wohl Claus. Bei einer am 29. August 1682 geborenen Tochter Claus Brills war Christina Rüppel, Claus Rüppels Tochter Patin. Der Grebe Claus Brill kann nun mit Marthas Ehemann, dem Kirchensenior Claus Brill (†1681), nicht identisch sein, da Martha 1673 für ein Kind zu alt war. Der Grebe könnte aber Marthas und Claus Brills Sohn sein. Er wäre dann frühestens 1638 geboren, wahrscheinlich erst um 1645, hieße Claus wie sein Vater, und die 1659 verzeichnete Konfirmation bezöge sich auf ihn. Als seine Frau wäre dann wegen eines entsprechenden Kirchenbucheintrags zum Jahr 1671 Margarete Speck anzusehen. Weil nun der Grebe Claus Rüppel auch Pate bei einem Sohn des Hans Brill ist und ein anderer 1681 getaufter Sohn dieses Hans dessen Bruder Claus zum Paten hat, wäre auch Hans als ein Sohn von Martha und Claus Brill anzusehen.

Als dritter Sohn ist dann Augustin Brill zu nennen, wie in Kat.-Nr. 212 ausgeführt. Wahrscheinlich hatten Claus und Martha Brill eine Tochter namens Orthia; das vermutet man, weil eine Orthia bei Töchtern des Claus und des Hans Patin war.

Sonstiges:

Tiefe 13,7–14,7 cm.

Der Grabstein der Martha Brill unterscheidet sich vom Grabstein des Hans Rüppel zwar nur durch den anders gestalteten Sockel – dort Postamente mit Voluten, die senkrecht zum Stein liegen und am deutlichsten bei Seitenansicht erscheinen, hier Voluten, die ins Auge fallen, wenn man den Stein von vorn betrachtet –, doch das andersartige Steinmetzzeichen hindert daran, ihn dem Meister S15 zuzuweisen. Zu diesem und den mit diesem Grabstein verwandten Typen s. Kapitel 4.1.2 der Einleitung. So macht dieser Grabstein deutlich, dass nahezu gleich aussehende Grabsteine nicht von derselben Person angefertigt sein müssen.

Inschrift

Umschrift:

A ALH[IR] LIEGT BEGRA/BEN D[IE EHR] UND / TUGE[NDSAM]E ·

FR]AU · MART/HA · LUC[KH]A[RDT] [WE]LCH⌣E IM / IAH⌣R 16[. .] ·

[GEBOH⌣REN] · A(N)NO / 163[7 H]AT [SIE MIT] · CLAUS /

BRILL · IHRE⌣N [H]OCHZITLICHE(N)a) / EH⌣RENTAG [ALHIER]

GEH/ALTEN · MIT DEMSELBE(N) / 44 IAH⌣R IN DEM EH⌣ESTA(N)/

DE GELEBT UND MITEI/NANDER GEZEUGET 6 / KINDER · 3 ·

S(ÖHNE) · V(ND) · 3 · T(ÖCHTER) · A(NNO) 1686 / DEN 5(TEN)

[M]ARTII · IST · S(IE) · S(ELIG) · G(E)S(TOR)B(EN) / IHRES ALTERS ·

6[.] · IAH⌣R / GOTT · VERLEIHE · IHR / EIN[E FRÖLICHE] A[UF-

ERST]b)

B LXc) / ICH · WEIS DAS MEIN ERLÖSER / LEBET VND ER WIRTd) ·

MICH / HERNACH · AUS · DER ERDEN / AUF · WECKEN · VND ·

WERDE / DARNACH · MIT · DIESE(R) MEINER HAUT · VMGEBEN ·

WERDE(N)a) / UND · WERDE · IN · MEINEM / FLEISCH · GOTT · SE-

HEN DENSELBEN · WERDE · ICH · MIR / SCHEN · V(ND) · MEINE

AUGEN · WERDEN / IHN · SCHAUEN / UND KEIN / FREMBDER /

[. . .]2)


  1. Sic!
  2. Gekürzte Formen hypothetisch.
  3. Nicht auflösbar.
  4. Sic!
  1. Ijob 19,25.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 223.

Zitierweise
„Martha Brill geb. Luckhardt 1686, Kammerbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2375> (Stand: 20.3.2023)