Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
Oberkaufungen, Lager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, Steinhaus im Stiftsgut
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Freiheiter Straße 2 – In der NS-Zeit: Stiftsgemeinde 49 - Klassifikation ↑
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Kategorie:
Wirtschaft
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Subkategorie:
- Nutzungsgeschichte ↑
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Objektbeschreibung:
Das Steinhaus im Stiftsgut diente von 1939 bis 1945 als Lager für polnische und sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.
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Beschreibung:
Zur Aufrechterhaltung seines landwirtschaftlichen Betriebes wurden dem Stiftsgut (Pächter: Fritz Dettmer) bereits im Dezember 1939 polnische Kriegsgefangene zugeteilt. Wie alle in Kaufungen eingesetzten Kriegsgefangenen unterstanden die Arbeitskräfte des Stiftsgutes dem Stalag IX A Ziegenhain. Im Juni 1940 erfolgte die Überführung der Arbeitskräfte in den Status von Zivilarbeitern. Neben insgesamt 17 polnischen waren auf dem Stiftsgut später auch sechs sowjetische Kriegsgefangene untergebracht und im Einsatz. Die Bewachung der Gefangenen oblag ab Januar 1940 dem Gutspächter sowie dem ersten Gespannführer, die seitens des Bürgermeisters (Ortspolizei) zu Hilfspolizeibeamten ernannt worden waren. Gleichwohl nahm die Polizei Überprüfungen der örtlichen Lager vor – und mithin auch desjenigen im Stiftsgut.
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Bemerkungen:
Mit Blick auf die Änderung des Status der Kriegsgefangenen in „Zivilarbeiter“ schreibt Brandes, S. 458: „Zum einen konnte dadurch Wachpersonal eingespart werden, zum anderen – und dies war der entscheidende Grund – umging man die Anwendung völkerrechtlicher Bestimmungen, die zumindest de jure bestanden und eine menschliche Behandlung der Kriegsgefangenen garantierten. Die ‚Umwandlung‘ bedeutete u. a., dass sie als zivile Zwangsarbeiter in Konfliktfällen nicht mehr der Militärgerichtsbarkeit unterstanden, sondern der Gestapo unterstellt wurden. Vor allem aber war nunmehr der Arbeitseinsatz in der Rüstungsindustrie unbeschränkt möglich“.
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Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):
1939
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Nutzungsende (späteste Erwähnung):
1945
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Nutzung vor NS-Zeit:
Die Stiftsdomäne stellte den größten landwirtschaftlichen Betrieb im Ort dar.
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Nutzung nach NS-Zeit:
Von 1978 bis 2003 bot die Interessengemeinschaft Therapeutisches Reiten „Stiftsgut Kaufungen“ e. V. hier eine besondere Therapieform für behinderte Menschen an: die Hippotherapie, bei welcher der Umgang mit Pferden und das Reiten eine positive Wirkung auf die Patienten hat. Heutzutage wird das Stiftsgut weiter als Reitanlage genutzt.
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Orte:
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Sachbegriffe:
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Brandes, „Betrifft: Zuweisung von Arbeitskräften“. Aspekte der Zwangsarbeit in Kaufungen, in: Merle (Red.), 1000 Jahre Kaufungen. Arbeit, Alltag, Zusammenleben, S. 456-458 u. 460
- Does, Pferde als Therapeuten. Die Interessensgemeinschaft Therapeutisches Reiten „Stiftsgut Kaufungen“, in: Merle (Red.), 1000 Jahre Kaufungen. Arbeit, Alltag, Zusammenleben, S. 314-321
- Zitierweise ↑
- „Oberkaufungen, Lager für Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, Steinhaus im Stiftsgut“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/3504> (Stand: 23.7.2021)