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Grabdenkmäler

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Karl Ferdinand, Landgraf von Hessen-Homburg 1688, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Gebäude / Areal:

Weferlingen (Oebisfelde-Weferlingen, Lkr. Börde), Evangelische Kirche

Angaben zum Standort:

Wohl ursprünglich in der Ev. Kirche zu Weferlingen aufgestellt.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Wurde er 1695 nach Homburg überführt und fand an der Ostseite der Fürstengruft seinen neuen Standort.

Merkmale

Datierung:

1688

Typ:

Sarkophag

Material:

Zinn

Erhaltung:

erhalten

Größe:

71 x 140 cm (H x L)

Größe der Buchstaben:

2-4,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Sarkophag des Karl Ferdinand, Landgraf von Hessen-Homburg.1) Seit 1936/37 steht er auf einer hölzernen Unterkonstruktion hinter dem ersten südlichen Gewölbepfeiler. Mittelgroßer Sarkophag aus Zinn mit beschriftetem Deckel; am Kopfende ist der Sarkophag deutlich erhöht. Oben auf dem Deckel ist die Grabinschrift in 17 Zeilen und an der Kopfseite das Familienwappen eingraviert. Am Fußende ist ein reliefierter Totenschädel mit gekreuzten Knochen aufgelegt. Die Kanten des Sarkophagdeckels sind mit einem durchbrochenen Palmettenfries verziert. Restaurierter Zustand.


  1. Hamel, Namen-Verzeichniß Nr. 26, Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 27; VSSG Inv.-Nr. 4.7.1542.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Dargestellte Personen:

Karl Ferdinand wurde am 27. Dezember 1684 nachts um 23 Uhr im Schloss zu Homburg als fünfter Sohn Friedrichs II. und dessen zweiter Gemahlin Louise Elisabeth Prinzessin von Kurland (Kat.-Nr. 399) geboren3) und am 14. Januar 1685 getauft.4) Das Kind starb unerwartet „durch eine plötzliche Krankheit, woran es nur 2 Tage gelegen“5), in dem südlich der landgräflichen Nebenresidenz Weferlingen gelegenen Dorf Hötensleben (Lkr. Börde).6) Der Leichnam wurde zunächst in Weferlingen bestattet und gemeinsam mit dem seiner am 16. Dezember 1690 verstorbenen Mutter am 27. November 1695 nach Homburg überführt und dort in der neu eingerichteten Fürstengruft feierlich beigesetzt.7)


  1. Vgl. hierzu Europ. Stammtafeln NF I,2 Taf. 252.
  2. Vgl. Knetsch, Haus Brabant 391 XXIV 30 Anm. 1 nach Ev. KiBu Homburg o. S.
  3. Knetsch, ebd. Anm. 3 nach einer Notiz von 1688 August 30.
  4. Ebd. mit Anm. 4; die Angabe des Sterbeorts in der Inschrift ebenso im Ev. KiBu Homburg o. S. 1662 gelangten Burg und Amt Hötensleben und Weferlingen in den Besitz der Hessen-Homburger Linie, die dort die Nebenresidenz zur Verwaltung ihrer norddeutschen Güter etablierte.
  5. Knetsch, Haus Brabant 391 mit Anm. 5.

Sonstiges:

In Ornament und Schrift, auch durch das aufgelegte Gebein, ähnelt der Sarkophag sehr stark demjenigen für die 1694 verstorbene Halbschwester Karl Ferdinands, Friederika Sophia (Kat.-Nr. 410) aus der dritten Ehe des Vaters Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg. Offenbar gehören beide Sarkophage in denselben Werkstattzusammenhang. Bisher konnte keine Nachricht gefunden werden, an welchem Ort die Sarkophage der aus Weferlingen nach Homburg überführten Familienmitglieder angefertigt wurden. Ein Vergleich der Sarkophage mit solchen aus Bad Homburg, namentlich dem letzten von 1683 (Kat.-Nr. 364), zeigt jedoch gravierende Unterschiede in den Schriftformen und zum Dekor jener Särge. Es gibt also gute Gründe zu vermuten, dass die Sarkophage der aus Weferlingen überführten Personen schon dort aufgestellt waren, auch wenn man noch nicht genau sagen kann, wo, und auf eine Überführung in die neue Gruft in Homburg warten mussten. Dafür spricht auch, dass der mit seiner Mutter Louise Elisabeth Prinzessin von Kurland (Kat.-Nr. 399) und dem Bruder Karl Ferdinand in die neu eingerichtete Fürstengruft in Homburg überführte und am 27. November 1695 feierlich beigesetzte Karl Christian keinen Zinnsarkophag, sondern nur einen Holzsarg mit einer textilen Inschrift (Kat.-Nr. 418) besitzt. Dieser ältere Sohn starb an den Folgen einer schweren in der Schlacht vor Namur erlittenen Schussverletzung am 29. August 1695; sein Leichnam wurde über Frankenberg und Marburg im September nach Homburg überführt und musste vor der Stadt auf den Zug aus Weferlingen warten. Karl Christian erhielt auch in Homburg keinen Zinnsarkophag, weil die dortige Werkstatt offenbar schon länger, also seit 1683 (Kat.-Nr. 364), nicht mehr arbeitete, vielmehr bedeckte den Sarg nur ein besticktes Tuch wie bei seinem jüngeren, gleichfalls gefallenen Bruder Philipp († 1703);2) auch der 1695 in Homburg geborene und als Säugling verstorbene Landgrafensohn Leopold (Kat.-Nr. 417) erhielt keinen beschrifteten Sarkophag, sondern eine beschriftete Decke.


  1. Zu Karl Christian vgl. Knetsch ebd. 387 XXIV 22. Karl Christian war am 24. März 1674 in Weferlingen als zweiter Sohn Landgraf Friedrichs II. geboren worden. 1694 wurde er zum Obristen beim Hessen-Kassel-Schwerinschen Regiment befördert; er starb im Alter von 21 Jahren. Sein Holzsarg steht in der Homburger Fürstengruft, vgl. Hamel, Namens-Verzeichnis Nr. 14, Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 15; eine Inschrift ist heute nicht mehr vorhanden. Nach Becker, Gang durch die Fürstengruft 8 war sein Sarg mit einer 1896 bereits unleserlichen „aufgenähten Goldschrift“ versehen; zu Philipp ebd. 7f.
Inschrift

Umschrift:

Carl Ferdinand / Landgraff zu Heszen / Fürst zu Herszfelda), / Graff zu Cat-

tzenelln=/bogen, Dietz, Ziegen=/hain, Nidda, Schaum=/burg, Ÿsenburg / und

Büdingen,b) / ist den 27. DECEM=/BRISc) ANNOc) 1684 im / Schlosz Zu

Hom=/burg vor der Höhe gebohren, und den / 29 AUGUSTIc) 1688 / zu Hö-

tensleben / in dend) Herrn / entschlaffen.


  1. Hirschfeld Becker.
  2. ŸSENBURG UND BÜDINGEN fehlt bei Becker.
  3. Versal aus Kursive.
  4. Sic!

Schrift:

Fraktur mit Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 392.

Zitierweise
„Karl Ferdinand, Landgraf von Hessen-Homburg 1688, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2556> (Stand: 20.3.2023)