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Grabdenkmäler

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Wendelin Fraymett und Frauen kurz nach 1570 / 1608 / 1609, Winkel

Winkel · Gem. Oestrich-Winkel · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Winkel

Gebäude / Areal:

Winkel, Durchgang von Kirche zum Friedhof

Angaben zum Standort:

Heute südlich neben dem Westportal außen an der Wand befestigt.

Merkmale

Datierung:

kurz nach 1570 / 1608 / 1609

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

89.5 x 107 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2 (A), 3 (B) cm

Beschreibung

Beschreibung:

Auf dem Werkstück aus rotem Sandstein in der oberen Hälfte querrechteckige Rollwerktafel mit elfzeiliger Grabinschrift (A) und Spruchinschrift (B), darunter der Verstorbene mit seinen beiden Ehefrauen in Adoration, über ihm Relief des Salvator mundi in Wolken, segnend dem Verstorbenen zugewandt. Über den Verstorbenen jeweils ein Kreuz. Auf dem nach außen abgeschrägten Rand umlaufende Spruchinschrift (C). Das Wappen zu Füßen Fraymetts nicht mehr erkennbar, die Figuren der Ehefrauen an der Oberfläche fast vollständig zerstört, insgesamt starke Verwitterungen im unteren Bereich.

Der im sepulkralen Zusammenhang seit dem Mittelalter geläufige Spruch HODIE MIHI CRAS TIBI2) thematisiert als Paraphrase von Sir. 38,233) das Vergänglichkeitsmotiv, das auf Grabmälern und in literarischen Quellen, vor allem in den Darstellungen von Totentanz und in der Begegnung der drei Lebenden mit den drei Toten (C) weite Verbreitung gefunden hat.

3) Memor esto iudicii mei; sie enim erit et tuum: mihi heri et tibi hodie.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Wendelin Fraymett und seine beiden Ehefrauen Anna Weis und Agnes Dielmann.

Fraymett gab das Epitaph nach dem Tode seiner ersten Ehefrau Anna im Jahre 1570 und nach seiner zweiten, vermutlich rasch danach erfolgten Eheschließung in Auftrag. In der Regel erfolgt die Herstellung des Denkmals innerhalb weniger Jahre nach dem Tod des zuerst Verstorbenen.1) Die fragmentarische Jahreszahl in (B) bezieht sich wohl auf das Entstehungsjahr des Epitaphs. Die Sterbedaten der zweiten Ehefrau Agnes und Fraymetts eigene wurden später nachgetragen. Der paläographische Befund widerspricht einer Entstehung in den 1570er Jahren nicht.

1) Vgl. etwa die Beispiele in DI 29 (Worms) Nrr. 504, 506, 527.

2) Vgl. DI l (Main-Taubergrund) Nr. 224 zu 1555; DI 12 (Heidelberg) Nr. 333 mit weiteren Verwendungsnachweisen; in Verbindung mit Memento mori-Formel auch DI 7 (Naumburg-Stadt) Nr. 325; DI 25 (Lkr. Ludwigsburg) Nr. 668; DI 29 (Worms) Nr. 582; DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nrr. 193, 201, 202.

Inschrift

Umschrift:

A ANNO D(OMI)NI <1609> DEN <25> DESEN MONATS <IAN(VARII)> IST / IN GOTT VERSCHIEDEN, DER EHRNHAFT, WENDELI(N)G / FRAYMETT. SCHVLTHES DIESSES FLECKENS WINCKELL / A(NN)O D(OMI)NI .15.70 DEN 7. IVNY STARB DIE ERBARE ANNA WEIS/SIN GEMELTES WENDELINI FRAYMETTIS ERSTE EHELICHE / HAVSFRAW, A(NN)O D(OMINI) <1608> DEN <21>: (NOVEM)BRI(S) STARB DIE THVGENT/SAM ANGNES DIELMENNIN, EHEGEMELTES WENDELINI / ZWEITE EHEGEMAHL, WELCHER SELEN, VND VNS ALLE(N), / DER LIEBE GOTT GNEDICH SEIN, VND FROLICHE VFFER/STHEVNG VERLEIHE(N) WOELL AMEN.

B GOT IST VNSER TROST

CHRISTO HAT VNS ERLOST,

V(N)D VNS BREIDT

DE(N) WEGK ZVR SELIG/KEITT.

C QVOD ES FVI · QVOD / SVM ERIS HODIE / MIHI GRAS TIBI 15[..]

Übersetzung:

Was du bist, war ich, was ich bin, wirst du sein; heute mir, morgen dir.

Kommentar:

Deutsche Reimverse.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 389, Nr. 477.

Zitierweise
„Wendelin Fraymett und Frauen kurz nach 1570 / 1608 / 1609, Winkel“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2019> (Stand: 24.3.2006)