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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Philipp Volpert Seltzer 1660, Gießen

Gießen · Gem. Gießen · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Gießen

Gebäude / Areal:

Gießen, Alter Friedhof (Licher Straße).

Heutiger Aufbewahrungsort:

Gießen, Alter Friedhof (Licher Straße).

Außen an der Südwand der Friedhofskapelle.

Merkmale

Datierung:

9. Mai 1660

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

168 x 258 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Weiteres Maß: Tiefe 25 cm.

Das zweigeteilte Epitaph hat einen hochrechteckigen Hauptteil, der in figürlicher und ornamentaler Umrahmung die Hauptinschrift (A) aufweist und von vorkragendem, profiliertem Gesims ohne Aufsatz abgeschlossen wird. Darunter eine querrechteckige Sockelpartie mit Inschrift (B). Beide Inschriften wurden zweifellos von gleicher Hand gehauen, weswegen Hauptteil und Sockel trotz stilistischer Unterschiede doch zusammengehören dürften.

Die Sockelpartie zeichnet sich durch vielfältige Ornamentformen aus, welche in symmetrischer Anordnung auf die querovale Form der Inschrift und die Ausdehnung des Blockes abgestimmt sind. Typisch für die Entstehungszeit ist das sogenannte Knorpelwerk. Dieses ist seitlich der Inschrift gut zu erkennen und wird in formaler Analogie auch mit Ohrmuschelstil umschrieben, der bei den Gießener Epitaphien der 60er und 70er Jahre des 17. Jahrhunderts häufig begegnet. Einbeschlossen sind Fruchtgirlanden und in den oberen Ecken geflügelte, nach außen blickende Engelsköpfe, deren Flügel zum Teil von den gerundeten Ornamentformen überschnitten werden. Einem umrahmten Oval in der oberen Mitte entspricht unten ein Ornamentgefüge, welches als Maske wahrgenommen werden kann – ein gleichfalls in der Zeit beliebtes Motiv.

Die Inschrift des Hauptteiles (A) wird in der oberen Mitte abgeschlossen von einem – in der Oberfläche zerstörten – Kopf, der sicherlich, auch im Vergleich mit dem Epitaph des Bartholomäus Thom, gest. 1688, als Engelskopf zu beschreiben ist. Stilisierte Flügel/Ranken setzen hier, wie bei dem erwähnten, späteren Vergleichsbeispiel auf kleinen Konsolen am Rand des Inschriftfeldes auf. In den Zwickeln zum oberen Rand hin befinden sich Girlanden. Die seitlichen Umrahmungen werden bestimmt von weiblichen Figuren, die Attribute halten. Die Köpfe dieser Figuren wurden zwischen April 2005 und August 2006 mutwillig zerstört. Jede dieser Figuren ist barfuß und trägt ein oberhalb der Knöchel endendes Gewand, das dem Körper zum Teil eng aufliegt. Da die rechte eine Schlange und einen Spiegel mit knapp angedeuteter Gesichtsangabe darin hält, verkörpert sie die "Selbsterkenntnis", gehört damit inhaltlich in den Rahmen der personifizierten Tugenden. Daher ist die linke Figur mit Kreuz und Kelch mit "Glaube" zu benennen. Über jeder Figur erscheint in ebenfalls flacher Umrahmung ein plastisch ausgearbeiteter, geflügelter Engelskopf zum Schmuck von Konsolen, welche das abschließende Gesims tragen. Die Köpfe/Gesichter dieser Engel sind bereits seit längerem mutwillig zerstört.

Die äußere, nur rechts erhaltene Umrahmung wird von den geschwungenen Formen des Roll- und Knorpelwerks bestimmt. Im Vergleich mit dem Schmuck des Sockels sind die Ornamente weniger dicht angelegt, so daß es kaum zu Überschneidungen kommt. Im rechten oberen Bereich dürften seitlich des Engelskopfes der Konsole Zerstörungen vorliegen, denn diese seitlichen Umrahmungen werden in der Regel bis zu dem oberen Abschluß geführt. Diese, in der Höhe auf das Hauptfeld bezogene Umrahmung ist am linken Rand in symmetrischer Entsprechung zu ergänzen. Weitere Zerstörungen/Verwitterungen betreffen die Basis des Sockels und die Gesimse unterhalb der Sockel der weiblichen Personifizierungen. An einigen Stellen befinden sich zudem später angebrachte Namenszüge und Initialen von Friedhofsbesuchern.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Philipp Volpert Seltzer, geboren in Gießen am 9. April 1600, gestorben ebenda am 9. Mai 1660.

Inschrift

Schrift:

Kapitalis und humanistische Minuskel

Nachweise

Orte:

Gießen

Sachbegriffe:

Knorpelwerk · Ohrmuschelstil · Engelsköpfe · Girlanden · Fruchtgirlanden · Figuren, allegorische · Allegorische Figuren · Selbsterkenntnis · Glaube · Rollwerk · Männer

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Philipp Volpert Seltzer 1660, Gießen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1018> (Stand: 24.4.2009)