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Philipp von Rheinberg (1527)/um 1555, Hasselbach

Hasselbach · Gem. Weilrod · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Hasselbach

Gebäude / Areal:

Hasselbach (Weilrod), Katholische Pfarrkirche St. Margaretha

Angaben zum Standort:

Stammte entweder aus der Vorgängerkirche oder der Familienkapelle auf Burg Eichelbach, dem Sitz der von Rheinberg. Vom Epitaph in der Kirche ausgehend, vermutete man, Philipp habe viel dahin gestiftet und sei deshalb auch dort begraben worden;1) das Denkmal könnte aber, wie gesagt, auch aus der Burgkapelle stammen.


  1. Hierzu Menningen, Aus Hasselbachs Geschichte, o. S.; kritisch zum Standort und zur Restaurierung bis 2004 Thiel 539.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Es befindet sich an der Südwand des Chores neben dem Hochaltar hoch in der Wand.

Merkmale

Datierung:

(1527)/um 1555

Typ:

Epitaph

Erhaltung:

erhalten

Größe:

125 x 171 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2,8-3,42) cm


  1. Maße nach Thiel 539.
Beschreibung

Beschreibung:

Epitaph des Philipp von Rheinberg. In eine von Pilastern gerahmte Ädikulanische aus farbig gefasstem rotem Sandstein ist die Hüftfigur des bärtigen Verstorbenen im Plattenharnisch eingefügt; die Hände sind zum Gebet aneinandergelegt. Der ehemals wohl vorhandene Giebel fehlt, ebenso Wappen. Die Pilaster tragen Pflanzengehänge. Im Sockel befindet sich die querrechteckige Rollwerktafel mit der fünfzeiligen Grabinschrift. Die Buchstaben der Inschrift waren früher in weißgrauer Farbe auf rotem Grund ausgemalt; mittlerweile ist die Tafel ganz in roter Farbe übermalt, so dass die Inschrift nur noch schwach zu erkennen ist. Ursprünglich ahmte man wohl eine schwarze Schieferplatte nach und fasste die Schrift dem Zeitgebrauch folgend in Gold. Vor 1987 wurde ein schlichter Dreiecksgiebel über das Figurenepitaph auf die Wand gemalt, der heute nicht mehr vorhanden ist. Als Worttrenner dienen stellenweise Dreiecke.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Dargestellte Personen:

Ein Zweig der ursprünglich aus dem Wispertal stammenden Familie von Rheinberg wohnte auf der Hasselbach benachbarten Burg Eichelbach und benannte sich nach einer Erbteilung nach 1465 danach.5) Philipp, 1498 erstmals urkundlich belegt, war ein Sohn des 1493 als Neuweilnauer Amtmann tätigen Adam von Rheinberg und der Katharina, einer Tochter des Michael Vogt von Rieneck und der Katharina von Buchenau.6) In erster Ehe nahm Philipp Agathe, Tochter des Johann Schenk von Schweinsberg und der Guta zu Schwalbach, zur Gemahlin,7) in zweiter Ehe eine Braun von Nassau.

Der an der Rennstraße, dem Verbindungsweg zwischen Königstein und Weilmünster (Lkr. Limburg-Weilburg) gelegene, seit 1441 zum Schloss mit Toren und Mauern ausgebaute Ort ist erstmalig 1217 urkundlich erwähnt; 1420–1803 gehörten drei Viertel Hasselbachs dem Kurfürsten von Trier, ein Viertel verschiedenen Linien der Grafen von Nassau.8) Bis 1537 war Hasselbach zum Kirchspiel Rod an der Weil gehörig mit eigener Kapelle und Gottesdienst, aber keinem eigenen Geistlichen. Die Reformation in Rod machte das mehrheitlich kurtrierische Hasselbach nicht mit, sondern blieb katholisch, so dass der Roder Pfarrer bis 1537 oder gar 1545 sowohl den evangelischen als auch den katholischen Gottesdienst abhielt. Philipp von Rheinberg unterhielt auf der Burg Eichelbach einen eigenen Geistlichen, der die Seelsorge in Cratzenbach und Gemünden (beide Gem. Weilrod) versah. Am 22. Oktober 1749 brach ein Feuer aus, dem neben der Kirche mit drei Altären, zwei Glocken, der Orgel und allen Paramenten weitere 33 Häuser und 21 Scheunen nebst allen eingelagerten Vorräten zum Opfer fielen.9) Das verstümmelte Aussehen des Denkmals – es fehlen Architekturteile und Wappen – ist auf diesen Brand zurückzuführen. Am 30. April 1751 wurde der Grundstein zum Neubau der jetzigen Kirche gelegt, die als Saalbau mit schmälerem Chor und Westturm errichtet und 1752 nach kurzer Bauzeit geweiht wurde.10)


  1. Gensicke, Die von Rheinberg 182 u. 284, Nr. 6.
  2. Humbracht, Stamm-Tafeln Taf. 172; Gensicke, Die von Rheinberg 285, Nr. 11 zum Vater, 288, Nr. 20 zu Philipp; zu Philipps Erstnennung vgl. Johanniterhaus Pfannstiel Nr. 1417.
  3. Ein Jahr nach Philipps Tod verband sie sich mit Konrad von Hattstein, 1517–30 Usinger Amtmann. Er starb 1553 und wurde in Steinheim am Main beerdigt, vgl. Gensicke, Die von Rheinberg 288, Nr. 20.
  4. Ernst, Usinger Land 74f.; de.wikipedia.org/wiki/Hasselbach_(Taunus) (Stand: 30. Juli 2014).
  5. Kaethner, 1749 brannte die Kirche (...) 53f.
  6. Dehio, Hessen II (2008) 414.

Sonstiges:

Die Kapitalis kann im Einzelbefund ihre Entstehungszeit nicht verleugnen und zeigt unklassische Merkmale wie H mit ausgebuchtetem Mittelbalken, M mit kurzem Mittelteil und einmal mit schrägen, einmal mit geradestehenden Schäften, kleinen Bogen des R und einmal S mit leicht nach rechts verschobenem oberem Bogen. Hinzu kommen ein Nexus und fallweise überhöhte Anfangsbuchstaben; A, M, N und V zeigen leichte Linksschrägenverstärkung. Die Worttrennung wird nicht durchgehend angezeigt, eine Kennzeichnung beschränkt sich auf sechs kleine Dreiecke beim Datum.

Der Typus des Figurenepitaphs (betende Halbfigur in dreizoniger Architektur), die Schriftformen und die Ornamentik der Pilaster weisen das Epitaph eindeutig der Werkstatt des Mainzer Bildhauers Dietrich Schro zu, der ein höchst ähnliches Denkmal für den 1556 verstorbenen Philipp von Walderdorff in der Limburger Franziskanerkirche schuf;3) deshalb wird man auch das Rheinberg-Monument in Hasselbach in diese Zeit datieren müssen.4)


  1. Vgl. ebd. 411 und 404–409, 541–544 zum Epitaph Walderdorff.
  2. Thiel 411, wo diese stilistische Umdatierung erstmals vorgenommen wurde, sah den Grund für die verspätete Herstellung in der Familiengeschichte. Erst nach dem Tod des zweiten Gatten der Witwe (siehe unten) Konrad von Hattstein 1553 habe diese mit dem nunmehr erwachsenen Sohn Johann das Monument gestiftet. Das Aussehen könnte schon Strübing 62 veranlasst haben, das Todesjahr als 1557 zu lesen.
Inschrift

Umschrift:

AN(N)O · D(OMI)NI · M · D · XXVII · VF SANT / TOMAS · TAG IST

IN GOT SEELIGLICH / VERSCHIDEN DER EDEL VND ERNVEST /

PHILIPS VON REINBERGK DE(M) GOT GE/NEDIG VND BARM-

H͜ERTZIG SEIN WOLA(MEN)

Übersetzung:

Datum: 21. Dezember 1527.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 91.

Zitierweise
„Philipp von Rheinberg (1527)/um 1555, Hasselbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2458> (Stand: 20.3.2023)