Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Säugling Leopold Georg, Herzog von Schleswig-Holstein 1660, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Gebäude / Areal:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Sein ursprünglicher Standort befand sich vermutlich an der Nordostwand der Gruft.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Seit 1936/37 ist er im Wandregal, zweites Regal von unten, als erster Sarkophag von rechts aufgestellt.

Merkmale

Datierung:

1660

Typ:

Sarkophag

Material:

Zinn

Erhaltung:

erhalten

Größe:

28 x 24 x 74 cm (B x H x L)

Größe der Buchstaben:

ca. 1,4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Sarkophag des Säuglings Leopold Georg, Herzog von Schleswig-Holstein.1) Kindersarkophag aus Zinn mit beschriftetem Deckel. Da der Sarkophag nicht von seinem Standort entfernt und untersucht werden konnte, war bedingt durch die Aufstellung und die Korrosion nur der Fußbereich und die rechte obere Längsseite des Deckels (gesehen vom Liegenden) für eine autopsierende Entzifferung erreichbar, weitere Inschriften konnten mit Hilfe von Fotos wenigstens teilweise entziffert werden. Auf dem Deckel sind die Umrisse eines Kolbenkreuzes erkennbar. Darüber befindet sich in sechs Zeilen die Grabinschrift (A), die wegen des Erhaltungszustandes und des schwierigen Zugangs nur in Teilen überprüft werden konnte; die Inschrift verläuft über den gesamten Deckel, reicht also auf die Längsseiten. Die sechszeilige, über den Füßen quer wie (A) über dem gesamten Deckel verlaufende Spruchinschrift (B) ist auf den Trost des Betrachters (hier auch der Eltern) ausgerichtet. Zwei untereinander angeordnete Bibelzitate sind auf die rechte Längsseite (C, D) geschrieben, eins (E) auf die linke. An den Schmalseiten des Sarkophages befinden sich jeweils zwei Kopfmedaillons, bei dem unteren ist ein Tragring eingehängt. Statt auf Löwenfüßen steht der Sarkophag auf gedrückten Kugeln. Schlechter Erhaltungszustand, die Oberfläche des Deckels ist erheblich korrodiert mit Textverlusten.


  1. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 35; Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 36.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en) · Kind(er)

Stand:

Adlige

Dargestellte Personen:

Leopold Georg war ein Sohn Herzog Philipp Ludwigs von Schleswig-Holstein-Sonderburg und der Tochter Landgraf Friedrichs I. von Hessen-Homburg Anna Margareta.10)


  1. Zu den Eltern vgl. Knetsch, Haus Brabant 380 XXIII 6; Europ. Stammtafeln NF I,3 Taf. 288. Bei Becker, Gang durch die Fürstengruft 16 Nr. 5 ohne Details, nur erwähnt.

Sonstiges:

Die ersten beiden Verse des Gedichtes (C) WER GOTT VERTRAVT HAT WOL GEBAVT sind 1525 in Johannes Agricolas Sprichwörtersammlung sowie als Anfang eines Liedes in den 1571/72 herausgegebenen „Tischgesängen“ des Joachim Magdeburg von Gardeleben enthalten und bei Haussprüchen sehr geläufig.3) In einem Kirchenlied Joachim Magdeburgs (1525–um 1587) folgen auch die übrigen Verse, die auf diesem Wege große Verbreitung fanden.9)

Nur die Bibelstelle in (C) ist auf einen nur für kurze Zeit lebensfähigen Säugling bzw. ein früh verstorbenes Kind ausgerichtet. Die anderen Texte konzentrieren sich wie sonst auch vielfach auf Gottvertrauen.


  1. Vgl. Sprichwörter-Lexikon II, Sp. 90, Nr. 2200; DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau) Nr. 280 mit weiteren Belegen; vgl. auch DI 61 (Stadt Helmstedt) Nr. 467.
  2. Vgl. Anm. 6 und DI 83 (Holzminden) Nr. 189 von 1611; undatiert in Bad Salzuflen (Kreis Lippe), vgl. Schaefer, Hausinschriften 4 Anm. 2. Grundlage für die Verbreitung war wohl die Harmonia cantionum ecclesiasticarum des Calvisius (Seth Kalwitz, †1615), Leipzig 1597 u. ö.
Inschrift

Umschrift:

A [ANNO 1660] / DEN 28[TEN] MA[I STARB IM] HERN HOCHS(EELIG)

LEOPOLD / GEORGIVS HERT[ZOG ZV]E SCHLESWIG HOLSTEINa) /

SE[IN]ES AL[TERS 3 MONA]TE 3 TAGE / DESSEN SEEL IN GOTTES

HAND SAP. 3b) C. 12) / AMEN

B SIMBOLVM /

WER GOTT VERTRAVT

HAT WOL GEBAVT3) /

IM HIMMEL VND AVF ERDEN /

WER SICH VERLAST

AVF IESVM CHRIST /

DEN MVS DER HIMMEL WERDEN4) /

SYR 2 CAP5)

C 2 REG // 4 C V(ERS) 20 / VND SEINE MVT//TER SATZT IM AVF IHRE

SCHOS / BIS VMB DEN MITTAG DA STARB ER6) /

D DAT DEVS AC RECIPIT SA͜EPE QVOTc) IPSE [DEDIT]

IOB Id) 7)

E PSALM 8 V(ERS) 3 / AVS DEM MVNDE DER JVNGEN KINDER // VND

SEVGLINGEN HAST TV DIR O GOTT EIN LOB ZVGERICHTET VMB

DEINR FEINDE WIL/LEN DAS DV VERTILGEST DEN FEIND VND

DEN RACHGIRIGEN8)


  1. So, keine längere Titulatur, wie sie bei den Brüdern Georg Wilhelm (Kat.-Nr. 266) und Johann Georg (Kat.-Nr. 290) mit STORMARN VND / DER DIETMARSCHEN GRAVE ZV / OLDENBVRG VNND DELMENHOR/ST. lautete oder mit ERBE ZV NORWEGEN der Erbanspruch der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg hinzukam.
  2. Bei Schasse Sag 3.
  3. Sic! Nicht QVOD, wie Schasse richtig schreibt (und übersetzt) und man aus der biblischen Vorlage erschließen und aus den Spruchsammlungen belegen kann, vgl. bei Anm. 7. Es handelt sich wohl doch nur um einen Schreibfehler, denn in keiner der Vorlagen geht es um Quantifizierungen, nur um das sich in Gottes Willen Fügen.
  4. Bei Schatte nicht erkannt, sondern VOBIS.
  1. Weish 3,1, sozusagen die Kulmination der Grabinschrift: „Aber der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand“.
  2. Vgl. Sprichwörter-Lexikon II, Sp. 90, Nr. 2200; DI 49 (Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau) Nr. 280 mit weiteren Belegen; vgl. auch DI 61 (Stadt Helmstedt) Nr. 467.
  3. Vgl. Wackernagel, Kirchenlied 1042f.; Lauxmann, Kernlieder 373, Nr. 137; Kulp, Lieder 443.
  4. Jesus Sirach Kap. 2 behandelt Gott wohlgefälliges Leben und Verheißung der Gnade und beginnt bezeichnenderweise mit „Fili!“ / „Mein Kind!“; es handelt sich hierbei nur um die Anzeige eines weiteren Leichtexts.
  5. 2 Kön 4,20.
  6. Anspielung auf Ijob 1,21 „dominus dedit, dominus abstulit: sicut domino placuit, ita factum est“; vgl. auch Walther, Lateinische Sprichwörter II/1, Nr. 4973.
  7. PsH 8,3; leichte Abweichungen zur Lutherbibel „hast Du eine Macht zugericht“ – diese Version gegen die Lesung auch bei Schasse.

Übersetzung:

(D) Gott gibt und nimmt oft wieder zurück, was [wie viel] er selbst gegeben hat.

Kommentar:

Ergänzt mit Schasse (A), Abweichungen und Fehlendes nur ausnahmsweise vermerkt.

Ein Pentameter (D); Deutsche Reimverse, Paar- und Schweifreime (B).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Schasse (Schlosskastellan): Beschreibung der in der Landgräflichen Familiengruft des Königlichen Schlosses zu Homburg v. d. H. befindlichen Särge (zu Bd. Ia S. 12. 9b) (Ms. in der Fachbibliothek des Schlosses in Bad Homburg v. d. Höhe, Fs HG 98); Übertragung von Barbara Dölemeyer (Typoskript, zur Verfügung gestellt Januar 2018), S. 17 Nr. 36 (A–E), Übertragung Dölemeyer Nr. 36 (A–E).

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 299.

Zitierweise
„Säugling Leopold Georg, Herzog von Schleswig-Holstein 1660, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2530> (Stand: 20.3.2023)