Grabdenkmäler
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Walter von Reifenberg und seine Ehefrau Kunigunde, geb. von Hattstein 1506, Kronberg
- Kronberg · Gem. Kronberg im Taunus · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
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Standort:
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Heutiger Aufbewahrungsort:
Kronberg, Evangelische Pfarrkirche St. Johannes Baptista
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Angaben zum Aufbewahrungsort:
Ist heute an der Südwand des Kirchenschiffes zwischen den Fenstern aufgerichtet.
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Datierung:
1506
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Typ:
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Material:
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Erhaltung:
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Größe:
140 x 273 cm (B x H)
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Größe der Buchstaben:
4-4,5 cm
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Beschreibung:
Doppelepitaph für Walter von Reifenberg und seine Ehefrau Kunigunde, geb. von Hattstein. Großformatiges Figurendenkmal aus gelbgrauem Sandstein. Im schlichten Feld stehen die halbreliefierten, einander zugewandten Figuren des Ehepaares auf abgeschrägten Sockelplatten. Über ihren Köpfen sind Vollwappen aufgelegt. Links steht der Ritter im Vollharnisch mit offenem Visierhelm. Die Hände in Eisenhandschuhen sind betend aneinandergelegt, den behelmten Kopf hat Walter seiner Frau zugeneigt. Mit seinen in Kuhmaulschuhen steckenden Füßen steht er auf einem kleinen, kauernden Löwen. Rechts neben ihm steht die Grabfigur Kunigundes von Hattstein auf einem dem Löwen zugewandten Hund. Sie trägt über einem langen Kleid einen am Hals geschlossenen faltenreichen Mantel, ihr Kopf ist mit Schleier und Binde bedeckt. Auch sie hat ihre Hände betend aneinandergelegt. Auf dem nach außen abgeschrägten Plattenrand ist nur noch die stark verstümmelte Grabinschrift des Mannes erkennbar, die links unten beginnt und, unterbrochen von leeren Stellen, oben auf der rechten Leiste endet. Die Grabinschrift für die Ehefrau fehlt. Die Figuren sind auf zwei einzelnen, nebeneinandergestellten Platten ausgehauen, und die Wappenzone wurde als drittes Werkstück darüber gestellt. Wie die einzelnen Nahtstellen erkennen lassen, wurde das Epitaph aus originalen und nachgefertigten Einzelteilen zusammengesetzt. Dörr bezeichnete vor 1842 das Denkmal als „wohlerhalten“ und identifizierte das rechte Wappen als Hattstein, gleichwohl fand er „keine zu lesende Inschrift“. Den heutigen Schriftbestand gab Lotz 1880 mit Missverständnissen wieder, zudem erkannte er die Wappen nicht; diesen Befund nahm v. Ompteda in sein Geschichtswerk auf, dessen Abbildung möglicherweise diesen älteren Zustand vermittelt. Demnach müsste das obere Drittel des Denkmals nach dem nicht datierbaren Befund von Lotz vollständig erneuert worden sein. Für eine Erneuerung spricht auch ein Fehler in der Buchstabengestaltung. Befremdend wirkt außerdem das Fehlen weiterer Wappen.
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Geschlecht, Alter, Familienstand:
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Stand:
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Enthaltene Wappen:
Hattstein1)
- Hattstein: hier fünfmal schräggeteilt, vgl. Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 7. Abt. (Nassau, Abgestorbene) 24 m. Taf. 36, siehe auch bei Kat.-Nr. 61.
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Dargestellte Personen:
Walter war der einzige Sohn seines gleichnamigen Vaters aus der jüngeren Linie der Reifenberger und der Katharina Merz von Kröftel (Kat.-Nr. 32). Er vermählte sich am 9. Juli 1501 mit Kunigunde, einer Tochter des Burgmanns und Amtmanns zu Usingen und Oberamtmanns zu Weilburg Marquard von Hattstein-Usingen und dessen Gemahlin Anna Wais von Fauerbach zu Dorheim.2) Walters Sterbetag wird zwischen dem 2. März und dem 30. Dezember 1506 angenommen.3) Das Epitaph entstand nach Walters Tod für ihn und seine Gemahlin, die als Auftraggeberin anzusehen ist; ihre Grabinschrift wurde von Anfang an nicht ausgeführt und auch nicht mehr nachgetragen, da sie wegzog. Kunigunde ging 1509 die Ehe mit Frowin von Hutten († 1528) ein und starb erst am 9. März 1548; ihrer beider qualitätvolles Renaissanceepitaph ist in der Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist zu Groß-Steinheim am Main erhalten und gilt als Werk Conrad Forsters.4)
- Vgl. Mielke, Niederadlige von Hattstein 365, Nr. 4 mit Anm. 285; Gensicke, Die von Reifenberg II, Sp. 190, Nr. 10; Europ. Stammtafeln NF XII Taf. 16. Die Stammtafel bei Möller, Stammtafeln [AF] II Taf. LXXIII ist fehlerhaft.
- Vgl. Europ. Stammtafeln NF XII Taf. 16.
- Vgl. Dehio, Hessen II (2008) 387. Grabinschrift zit. bei Mielke (wie Anm. 2), hier Anm. 284.
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Sonstiges:
Wie in den anderen Fällen der in Kronberg nachgefertigten Inschriften bemühte sich der Hersteller des Inschriftenteils oben rechts um die Nachahmung der vorhandenen Minuskeln. Das gelang nicht vollständig, weil der senkrechte Teil des gebrochenen rechten Bogenabschnitts beim d unten wie ein Schaft nach rechts gebrochen ist und der zeitkonforme Deckbalken des g nicht realisiert wurde; außerdem folgt das versale R, bestehend aus langem Schaft mit Brechung unten, kleinem Bogen und gewölbter, in einem Quadrangel endender Cauda, nicht der Konzeption der Versalien A und J, die aus der gotischen Majuskel abgeleitet sind. In die nachgeahmte Schrift sind auch nicht die Zierhäkchen und Schleifen des originalen Schriftteils übernommen.
Die sowohl in Physiognomie als auch in Gewandung und Rüstung sorgfältig durchgebildeten Bildnisfiguren des Kronberger Grabdenkmals wie auch ihre Anordnung auf den Steinplatten sind denjenigen des inschriftlosen Epitaphs für Philipp VI. von Kronberg und seine Ehefrau Katharina derart ähnlich, dass sie einem Meister zugeschrieben wurden.5)
- Schaum-Benedum, Grabsteine 134.
- Inschrift ↑
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Umschrift:
Anno xv[c] vnd vi Jara) vff denb) [– – – / – – – / Riffe(n)borg dem gott gnadc)]
- Anno xvvii dv Jar Lotz; übernommen von v. Ompteda.
- Danach folgt ein nicht deutbarer Buchstabe und danach eine freie Stelle.
- Hiernach folgt eine Art Ornament, möglicherweise stand hier ursprünglich ein nicht verstandenes versales A der Gebrauchsschriften mit Kürzung für Amen, kaum für Anno.
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Schrift:
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Lotz, Wilhelm: Die Baudenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden. Hrsg. von Friedrich Schneider. Berlin 1880; ND Walluf bei Wiesbaden 1973, S. 266, Nr. 5.
- Ompteda, Ludwig Freiherr v.: Die von Kronberg und ihr Herrensitz. Frankfurt a. M. 1899, S. 258.
- Obst, Wolfgang: Zu den Grabsteinen Reifenberger Ritter in der evangelischen Kirche zu Kronberg. In: Taunusbll. Nr. 5, Jg. 1958; Beil. zur Taunuszeitung, Königstein, vom 2.8.1958.
- Bauer, Sofie: Die Johanniskirche in Kronberg im Taunus. Eine spätgotische Saalkirche und ihre Kunstdenkmäler. Hrsg. von der Ev. Gemeinde St. Johann in Kronberg. Wiesbaden 1997, S. 35 (Abb.).
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Wappen:
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Bearbeitung:
- Zitierweise ↑
- „Walter von Reifenberg und seine Ehefrau Kunigunde, geb. von Hattstein 1506, Kronberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2448> (Stand: 26.3.2023)