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Unbekannte Person Hessisch-Lichtenau

Hessisch Lichtenau · Gem. Hessisch Lichtenau · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Hessisch Lichtenau

Gebäude / Areal:

Hessisch Lichtenau, Alter Friedhof

Merkmale

Datierung:

17. Jahrhundert

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

teilweise erhalten

Größe:

11 x 24 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

ca. 3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein. Fragment eines beidseitig beschriebenen Grabsteins. Wenn man davon ausgeht, dass ein bibelnaher Text auf der Rückseite steht, ist eine rechte Kante der Vorderseite mit personenbezogener Inschrift und entsprechend die linke der Rückseite erhalten; dort sieht man eine Leiste und ein entsprechend vertieftes Schriftfeld. Die hier als Vorderseite angenommene Seite ist wegen des schrägen Ausbruchs etwas schmäler. Auf der Vorderseite Inschrift A, auf der Rückseite Inschrift B. Beide eingehauen. Die Textedition folgt hier abweichend vom üblichen Vorgehen den Zeilen der beiden Inschriften.

Aus der Beschriftung ergibt sich, dass der Stein hochrechteckig und ziemlich schmal war und dass die beidseitige Beschriftung offenbar einen lateinischen bibelnahen Text (B) und eine deutsche personenbezogene Inschrift (A) umfasste. Der bibelnahe Text greift weniger Röm 7,25 auf („Gratia Dei per Iesum christum dominum nostrum.“), als vielmehr den Dank des reuigen Sünders nach der Jesaja-Homilie des Origenes (orig. hom. in es. IV,3) bzw. Tertullians Adversus Praxean (Tert. prax. 28,6). Die Anregung zum Zitat dieses Textes stammt aber wohl aus Philipp Melanchthons Wittenberger Vorlesung über das Nizänische Glaubensbekenntnis, in der zur Erlösungsproblematik an Röm 7, 24–25 angeknüpft wird und in der dem zur Inschrift identischen Text AGO voransteht;1) bei seinen Gewährsleuten steht wie hier AGO nach GRATIAS.

Zur Datierung ist daraus wenig zu entnehmen. Der Text ist zu gering und insgesamt zu unauffällig, um über die Spätdatierung hinaus etwas zu sagen. Diese gründet in den flachen Bögen von C und G, dessen kurzer Cauda und den in der Senkrechten angespitzten O.


  1. Vgl. Philipp Melanchthon: Enarratio secundae tertiaeque partis Symboli Nicaeni (1550), hg. von Hans-Peter Hasse (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 64). Gütersloh 1996, 110.
Inschrift

Umschrift:

A [– – –]DE /

[– – –]EBEN /

[– – –]E ICH /

[– – –]G D[A]

B GRA[TIASa) [– – –]

DEO P[ER IESU]/

M CH[RISTUM] /

DOM[INUM] /

NO[STRUM] /


  1. Alle Zeilen enthalten sieben bis zehn Buchstaben; die erste mit sieben Buchstaben scheint die mit dem geringsten Platzbedarf zu sein, sodass hier entgegen der Vorlage zur Verdeutlichung etwa AGO eingeschoben sein könnte.

Übersetzung:

(B) Dank (sage ich) Gott durch Jesum Christum unseren Herrn.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 269.

Zitierweise
„Unbekannte Person Hessisch-Lichtenau“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2397> (Stand: 20.3.2023)