Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
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Preungesheim, Strafanstalt „Strafgefängnis und Frauenjugendgefängnis Preungesheim“
- Preungesheim, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main | Historisches Ortslexikon
Homburger Landstraße - Klassifikation ↑
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Kategorie:
Justiz
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Subkategorie:
Strafanstalt
- Nutzungsgeschichte ↑
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Beschreibung:
Das Gefängnis Preungesheim erfüllte nicht nur die Funktion einer reinen Haftanstalt, sondern es wurde von den Nationalsozialisten auch als Hinrichtungsstätte benutzt.
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Bemerkungen:
Während der NS-Zeit waren in Preungesheim insgesamt um die 17.000 Personen aus unterschiedlichsten Gründen inhaftiert gewesen. Häufige Haftgründe in Preungesheim waren Diebstahl, verbotener Umgang mit Kriegsgefangenen sowie Arbeitsvertragsbruch. Die Anstalt, die für 483 Personen ausgelegt war, war in der zweiten Kriegshälfte wohl zeitweilig überbelegt. Zwischen 1938 und 1945 wurden mindestens 350 Menschen dort exekutiert. Für den Zeitraum 1934 bis 1945 wird gar von der Hinrichtung von mehr als 500 Menschen in Preungesheim ausgegangen. Mit Blick auf politische Straftaten wurde für den Zeitraum von 1941 bis 1944 eine Zahl von 262 Hinrichtungen belegt.
Die diesbezüglichen Exekutionsgründe reichten von „Fahnenflucht“, „Wehrkraftzersetzung“, ein „Volksschädling“ zu sein, „Rassenschande“, Hören von Feindsendern, Hilfe für Juden, über „Sabotage“, „Landesverrat“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ bei Kriegsgefangenen. Neben Deutschen wurden hier auch Angehörige anderer europäischer Nationalitäten hingerichtet. Die in Preungesheim Inhaftierten wurden auch zur Arbeit für die Rüstungsindustrie eingesetzt. Auch die Frankfurter Merz-Werke setzten 1944 Gefangene aus Preungesheim ein. Diese pendelten täglich zwischen dem Gefängnis und dem Werk in Rödelheim. Ende März 1945 wurde das Gefängnis endgültig geräumt und die verbliebenen Häftlinge wurden über den Frankfurter Südbahnhof am 21. März 1945 nach Bamberg transportiert. Noch auf diesem Transport wurden drei Russen durch Genickschuss getötet.
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Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):
1933
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Nutzungsende (späteste Erwähnung):
März 1945
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Nutzung nach NS-Zeit:
Auch nach dem Krieg war in dem Bau eine Justizvollzugsanstalt (JVA), Frankfurt am Main III (Frauenanstalt). Der Gefängnistrakt steht heute unter Denkmalschutz.
- Indizes ↑
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Orte:
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Sachbegriffe:
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Faber, Strafvollzug im „Dritten Reich“, in: Form u. a., NS-Justiz in Hessen. Verfolgung, Kontinuitäten, Erbe, S. 169-186, hier: S. 183
- Wikipedia (08.04.2010)
- Diamant, Gestapo Frankfurt a.M, S. 3, 249.
- Krause-Schmitt, Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Bd. 1, S. 99 f., 122, 124, 133-136
- Puvogel, Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, S. 293
- Bembenek, Widerstand und Verfolgung in Wiesbaden 1933–1945. Eine Dokumentation, S. 73, 98
- Perspektivwechsel (20.4.2010)]
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Gedruckte Quellen:
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Weblinks:
Wikipedia (08.04.2010)
- Zitierweise ↑
- „Preungesheim, Strafanstalt „Strafgefängnis und Frauenjugendgefängnis Preungesheim““, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/275> (Stand: 17.11.2021)