Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Säugling Karl Wilhelm Landgraf von Hessen-Homburg (zu Bingenheim) 1658, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Gebäude / Areal:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Er war ursprünglich an der nordöstlichen Gruftwand aufgestellt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Befindet sich seit 1936/37 im Wandregal, und zwar als einziger der Zinnsärge im dritten von unten, ganz links stehend. So muss man den Unterteil eines Sarkophages mittels Ausschlussverfahren (es ist der einzige nicht durch seine Inschriften identifizierbare), geringe Größe und Gestaltung der Füße (vgl. unten) zuweisen; im Übrigen liegt innen nebst einem Haufen hölzerner Leisten das passende Schildchen mit der Nummer 44.

Merkmale

Datierung:

1658

Typ:

Sarkophag

Material:

Zinn

Erhaltung:

erhalten

Größe:

31 x 15 x 70 cm (B x H x L)

Beschreibung

Beschreibung:

Sarkophag des Säuglings Karl Wilhelm Landgraf von Hessen-Homburg (zu Bingenheim).1) Schlichter Kindersarkophag aus Zinn mit ehemals beschriftetem, heute verlorenem Deckel. Oben auf dem Deckel waren das Vollwappen und die Grabinschrift (A) eingraviert; auf den beiden Längsseiten standen jeweils Bibelzitate, rechts (B), links (C). Auf der Fußseite des Deckels stand ein weiteres Bibelzitat (D), ein gegenüberliegendes wurde vielleicht nicht wahrgenommen, es fehlt schließlich in den Abschriften auch ein Bibelzitat auf der heute hinteren Schräge beim erhaltenen Sarkophag des Landgrafensohnes Philipp (Kat.-Nr. 295).


  1. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 43; Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 44.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en) · Kind(er)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg5)


  1. Typ nicht verifizierbar.

Dargestellte Personen:

Die Identifizierung des Sarkophagunterteils mit jenem für Karl Wilhelm wird gestützt durch die Form der Füße, die eben keine Löwenfüße, sondern kugelartige sind, wie sie zeitnah (!) auf den Sarkophagen für Friedrich (V.), Wilhelm und Leopold Georg (Kat.-Nrr. 276, 281, 299) vorkommen; diese drei weisen auch identische Halbreliefs von Kopfmedaillons auf, die bei dem vorliegenden Sarkophag auf dem verlorenen Deckel vorhanden gewesen sein müssen.

Der früh verstorbene Säugling wurde als sechster Sohn des Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen-Homburg und seiner Gemahlin Sophia Eleonora Landgräfin von Hessen-Darmstadt (Kat.-Nr. 313) in deren Bingenheimer Residenz geboren.6)


  1. Bei Becker, Gang durch die Fürstengruft 17, Nr. 13 nur erwähnt; Europ. Stammtafeln NF I,2 Taf. 252; Knetsch, Haus Brabant 383 XXIV 14.
Inschrift

Umschrift:

Aa) Von Gottes Gnaden Karl Wilhelm Landgraff zu / Hessen, Fürst / zu Hirschfeld

/ Graff zu Catzenelenbogen, / Dietz, Ziegenhain, Nidda, Schawenburg, Isen-

burg vnd Büdingen ist geboren zu Bingenheim im Jahr 1658 den 6ten Mai mor-

gens zwischen 4 und 10 Uhren, ist desselbigen Jahres gestorben den 13ten De-

zembris morgens zwischen 6 und 7 Uhren.

Bb) Psalm 4 V(ers) 9. Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn allein du Herr

hilffst mir, daß ich sicher wohne.2)

C Sap. 4 V(ers) 10. Der Gerechte gefällt Gott wohl, ist ihm lieb und wird wegge-

nommen aus dem Leben unter den Sündern und wird hingerücket, daß die

Bosheit seinen Verstand noch verkehre noch falsche Lehre seine Seele betriege.3)

D Gal. 2c) V(ers) 26 u(nd) 27. Ihr seid allzumal Gottes Kinder durch den Glauben

an Christo Jesu, denn wie viele Euer getauft sind, die haben Christum angezo-

gen.4)


  1. Die Abschrift von Schasse bietet für (A) einen stark normalisierten Text ohne Hinweis auf die verwendeten Schriften, außerdem die bei ihm übliche Abkürzung des Landgrafentitels durch „Hessen etc.“ Für die entsprechenden Teile wurde die Grabinschrift des nach Karl Wilhelm gleichfalls im Säuglingsalter verstorbenen Landgrafensohns Philipp (Kat.-Nr. 295) zugrunde gelegt; Hersfeld kam 1648, die hinteren Titel kamen Anfang der 1640er Jahre hinzu, vgl. bei Kat.-Nr. 276. Nicht übernommen wurden Zeileneinteilung, Schreibweisen mit V, Trenner.
  2. Die Texte der Bibelzitate folgen der modernisierten Schreibweise Schasses; kleine Schreibfehler wurden stillschweigend verbessert.
  3. Falsch für 3.
  1. PsH 4,9.
  2. Weish 4,10.
  3. Gal 3,26–27.

Kommentar:

Nach Schasse (A–D).

Nachweise

Literatur:

  • Schasse (Schlosskastellan): Beschreibung der in der Landgräflichen Familiengruft des Königlichen Schlosses zu Homburg v. d. H. befindlichen Särge (zu Bd. Ia S. 12. 9b) (Ms. in der Fachbibliothek des Schlosses in Bad Homburg v. d. Höhe, Fs HG 98); Übertragung von Barbara Dölemeyer (Typoskript, zur Verfügung gestellt Januar 2018), S. 19 f. Nr. 44 (A–D), Übertragung Dölemeyer Nr. 44 (A–D).

Wappen:

Landgrafen von Hessen, Linie Hessen-Darmstadt bzw. Hessen-Homburg

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 291.

Zitierweise
„Säugling Karl Wilhelm Landgraf von Hessen-Homburg (zu Bingenheim) 1658, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2528> (Stand: 20.3.2023)