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Georg Trube und Andreas Trube 1682, 1721, Kammerbach

Kammerbach · Gem. Bad Sooden-Allendorf · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kammerbach

Gebäude / Areal:

Bad Sooden-Allendorf-Kammerbach, Friedhof

Angaben zum Standort:

Aufgestellt beim Eingangstor oberhalb des Weges, in der Reihe der sieben alten Grabsteine der sechste von Westen. Die Grabsteine standen 1984 noch hinter der Friedhofshalle; vielleicht stammt der eine oder andere noch vom alten Friedhof, der bis etwa 1700 an der Kirche war.1)


  1. s. Chronik Kammerbach 5.
Merkmale

Datierung:

1682, 1721

Typ:

Grabstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

62 x 132 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 3, (B) 2,7, (C) 2,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabstein für Georg Trube und Andreas Trube. Hochrechteckiger Stein auf niedrigem Sockel, mit zweiteilig abgerundetem Aufsatz (Kopf, Giebel) und Mitteleinsatz. Darstellung und Inschriften auf beiden Seiten des Steines. Im Westen: Engelskopf und Voluten (Ohrmuschelwerk) im Kopffeld, ausgespart und eingehauen. Darunter rechteckiges Schriftfeld mit Inschrift B, oben mit Flachbogen versehen, oben und unten Abschlussgesims, auf dem rechten Rand Rest einer alten Inschrift A. Im Osten im Kopffeld Engelskopf, flankiert von Voluten (vielleicht primitives Ohrmuschelwerk), wie auch der Mitteleinsatz in Flachrelief. Im Mittelfeld Inschrift C, begrenzt von Pseudopilastern mit flachreliefierter Blütengirlande, die Inschrift im Sockelfeld zwischen Voluten fortgesetzt. Inschriften eingehauen, als Trenner vornehmlich Quadrangel auf der Grundlinie (B), häufiger auf Zeilenmitte (C).

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Dargestellte Personen:

Georg Trube wurde am 11. Juni 1682 bestattet,2) Andreas Trube am 24. 10. 1721.3)

Doch zeigt die Schrift in Georgs Inschrift (B) so viele Ähnlichkeiten mit der Schrift in Andreas’ Inschrift (C), dass nur eine Erklärung bleibt: Beide Inschriften sind nach dem 21. Oktober 1721 auf den Stein geschrieben worden.


  1. s. KB Orferode/Kammerbach.
  2. Dem KB Orferode/Kammerbach zufolge war das Marthas dritte Ehe. Ihr Geburtsname war Brill, am 6.11.1665 heiratete sie Hans Hilbrandt, „Wittiber zu Laudenbach“, nach dessen Tod schloss sie eine zweite Ehe; das KB schreibt „(anno 1688) den 8ten Martii ist Clauß Becker von Frankenhausen und Martha Hans Hilbrandt seel. Wittib zu Cammerbach copuliret worden.“ Der Eintrag zur dritten Ehe lautet: „(Anno 1696) den10ten Julii ist Andreaß Trube und Martha Clauß Beckers Wittib zu Cammerbach copuliret worden.“ Demnach hat der Steinmetz wittiben und ein Genitiv-s ausgelassen. Martha starb 1719; im KB heißt es: „(anno) 1719 den ?ten Februarii ist Martha Andreaß Truben frau begraben worden.“ Demnach dauerte die Ehe 23 Jahre, nicht 21, wie in C zu lesen ist.

Sonstiges:

Nun entspricht aber der Grabstein in seiner äußeren Form, also in Aufbau und Dekor, weiteren Steinen desselben Standorts, die aus den 1680er Jahren stammen, und auch die Schriftmischung sowie der Formularkreis der Inschrift B verweisen auf diese Zeit. Demnach wurde der Stein schon seit den 1680er Jahren benutzt: Auf seine Vorderseite schrieb man wohl 1682 die Inschrift für den verstorbenen Georg, auf die Rückseite dessen Leichtext. Als dann 1721 Andreas verstarb, entschloss man sich, für ihn den Grabstein Georgs zu benutzen. Man löschte den Leichtext auf der Rückseite und übertrug anscheinend die Inschrift B zum Todesjahr 1682 auf die ehedem mit dem Leichtext beschriebene Seite; davon zeugt noch rechts auf dem Rand oben die Ziffer 13 (A), die den Bibelvers bezeichnet. Das angenommene Verfahren erklärt auch, dass trotz guter Lesbarkeit in Inschrift B bei der Altersangabe und den Daten ein Widerspruch auftritt. Er dürfte auf einen Übertragungs- oder Rechenfehler beim Alter zurückgehen. Ein solcher Fehler ist bei der Wiedergabe länger zurückliegender Fakten verständlich.

Noch zwei weitere der fünf Kammerbacher Steine weisen verstümmelte Leichtexte auf, die jeweils die ältere Beschriftung darstellen. Auch bei ihnen wird die Datierung geklärt werden müssen. Die entsprechenden Beobachtungen und Argumente sind, soweit für das Verständnis erforderlich, bei den einzelnen Steinen nachzulesen; eine Zusammenschau findet man in der Einleitung im Kapitel 4.1.2 Grabsteintypen. Dort wird auch das Verhältnis zweier Grabsteintypen geklärt, von denen der wohl ältere wie hier auf der Vorderseite ein flaches Schriftfeld zwischen flachen Pilastern besitzt, der andere ein gewölbtes Schriftfeld zwischen Halbsäulen.

Einer der umgearbeiteten Steine stützt die obige Annahme, dass es Georg Trubes Stein war, der für Andreas umgearbeitet wurde. Der Stein des Johannes Brill (Kat.-Nr. 212) nennt am Ende den „Vorbesitzer“ des Steins Johannes Speck; hier ist Ähnliches nicht der Fall, obwohl die Seite Georg Trubes noch viel Platz hat. Daher ist es wahrscheinlich, dass ursprünglich sein eigener Grabstein umgewandelt wurde, indem man seine Grabinschrift über den Leichtext schrieb und die andere Seite mit einer neuen Inschrift für Andreas versah. Den größeren Aufwand gegenüber dem einfachen Überschreiben der Leichtextseite auf dem Stein Rüppel/Speck (Kat.-Nr. 228) kann man so erklären, dass nun der jüngere Andreas Trube mit der vornehmer gestalteten Seite Hauptnutznießer des Erinnerungsmals sein sollte. Unter dieser Annahme kann man den Originalstein, von dem noch ein winziger Schriftrest in Inschrift A übrig ist, auf das Jahr 1682 datieren; sollte die Voraussetzung nicht stimmen, ist von einem nur wenig jüngeren Stein auszugehen.

Inschrift

Umschrift:

A [– – –] 13

B Alla) hier Ruhet / der Ehrbahr Jungeg/selle Görge Trube · welcher anno 1641

/ Vona) Hans truben · und · / osanna · schellen · / gebohrenb) · / A(nn)oa) ·

1682 d(en) 9t(en) juni / Ist er s(eelig) End schlaffen · / seines Altera) 32 iahr

C Allhiera) Ruhet der Ehrbar/e Andereasa) Trube · / welcher im jahr 1659 / d(en)

28t(en) · Decemb(ris) gebohr(en) / im iahr · 1696 · d(en) 10t(en) jv(n)ii / mit

Martha · Claus Beckerc) / Copulireta) · mit derselben / in 21jähriger friedlie-

bend / ehe ohne kinder gelebt · / und im jahr 1721 · d(en)21 ··t(en) · / octo

b(ris) im glauben seelig // verstarb · seines alter / 6[2]d)a) 2 monat /

Leicha) text · philip(per) / III · V(ers) · 20 21 ·


  1. Versal, teils in geminderter Größe, der Kapitalis entnommen.
  2. Zeile zentriert, die vorangehende Zeile nicht gefüllt.
  3. Versal B in geminderter Größe, davor kein Zwischenraum. Der fehlerhafte Text muss sinngemäß zu Beckers wittiben ergänzt werden, wie der Eintrag im Kirchenbuch, s. Anm. 3, nahelegt.
  4. Ergänzt aufgrund der sonstigen Daten; der Bogen der 6 ziemlich klein gegenüber den vorangehenden, danach ein kreisförmiges Gebilde, aber keine runde 2.

Schrift:

Fraktur mit Versalien, auch der Kapitalis

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 217.

Zitierweise
„Georg Trube und Andreas Trube 1682, 1721, Kammerbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2371> (Stand: 20.3.2023)