Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Säugling Anna Wilhelmina, Herzogin von Schleswig-Holstein 1657, Homburg

Bad Homburg · Gem. Bad Homburg v. d. Höhe · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Bad Homburg

Gebäude / Areal:

Bad Homburg, Schlosskirche, Fürstengruft

Angaben zum Standort:

Er war ursprünglich an der nordöstlichen Gruftwand aufgestellt.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Befindet sich seit 1936/37 im Wandregal unten als fünfter Sarkophag von rechts.

Merkmale

Datierung:

1657

Typ:

Sarkophag

Material:

Zinn

Erhaltung:

erhalten

Größe:

38 x 35 x 62 cm (B x H x L)

Größe der Buchstaben:

0,4-1 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Sarkophag des Säuglings Anna Wilhelmina, Herzogin von Schleswig-Holstein.1) Kleiner Kindersarkophag aus Zinn mit beschriftetem Deckel. Oben auf dem Deckel sind ein schlichtes lateinisches Kreuz mit dreibogigen Enden und die Grabinschrift (A) in 29 Zeilen eingraviert. Die Texte sind wie die übrigen von einer schlichten Linie umgeben. Auf der rechten und der linken Längsseite des Deckels stehen ein sechs- und ein vierzeiliges Bibelzitat (B, C), von Rosetten und Sternen flankiert, auf der Kopfseite (D) und der Fußseite (E) stehen jeweils Bibelzitate in fünf Zeilen; letztere werden von siculusartigen Ornamenten begleitet wie die Grabinschrift (A). Die Unterseite des Sarkophages schmücken zwei Tragringe in Löwenköpfen. Restaurierter Zustand. Worttrenner sind kleine Dreiecke und unregelmäßige Punkte auf der Grundlinie.


  1. Hamel, Namens-Verzeichniß Nr. 31, Liste der Bestatteten nach Hamel Nr. 32; VSSG Inv.-Nr. 4.7.1575.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Kind(er)

Stand:

Adlige

Dargestellte Personen:

Das frühverstorbene Kleinkind war eine Tochter Philipp Ludwigs Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Wiesenburg und der Anna Margareta von Hessen-Homburg.7)


  1. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I,3 Taf. 288; dort * 3. Oktober 1657.

Sonstiges:

Die Kapitalis ist in Kontur ausgeführt, nur die in (D) auch mit Schrot/Schraffur, sonst aber gar nicht gefüllt. Die meisten Wortanfänge sind durch größere Buchstaben hervorgehoben. Vielfach sind Schäfte überhöht beziehungsweise in kurze Spitzen ausgezogen, vor allem bei (B) und (D), auch sind zumeist Schrägrechtsschäfte nur einstrichig, aber nach rechts gebogen und überlängt. Gegenschwünge bei S, schwungvoll unter die Grundlinie gezogene Cauden des R, Schleifen an Bogenenden und eingezogene Konturen von Schäften verleihen der Schrift zusammen mit den diese begrenzenden Ornamenten, abstrakten wie annähernd vegetabilen, einen ungewöhnlich dekorativen Eindruck. Das ist allein noch kein Grund, eine Entstehung außerhalb der Landgrafschaft Hessen-Homburg anzunehmen.6) Verbreitet ist die Formung der 2, als würde sie auf dem Kopf stehen, nämlich aus Rechtsschrägbalken und links ansetzendem, rechts offenem Bogen.


  1. Vgl. dazu oben bei einem früh verstorbenen Bruder (Kat.-Nr. 266).
Inschrift

Umschrift:

A ANNO 1657 / DEN 3 (NOVEM)BRISa) · / MORGENS ZWI=/SCH͜EN · 3 ·

VND · 4 / VH͜RN WARD GEBORN / DIE DVRCHLEVCH=/TIGE HOCH-

GEBORNE / FREWLIN ANNA WILL/HELMINA HERTZOG=/IN ZV

SCH͜LESWIG HOL/STEIN STORMANb) VNDT / DER DITMARSCH͜EN

GRÄ=/VIN ZV OLDENBVRG VND / DELMENHORST ETC(ETERA)c) ·

/ WELCHE GETAVFT / DEN · 8 · DIESESd) DES / NACHTS VMB · 11 ·

VH͜RN / EINES PLÖTZLICHEN / SCHWACH WORDTEN / VNDT

DENN · 11 · TAG / SELBIGEN MONATS / ZWISCHEN · 10 · VND / · 11 ·

VHRN IN CH͜RIS/TO SEINEM ERLÖS=/ER HOCHSELIGST / VNDT

SANFT ENT/SCHLAFFEN / DEREN GOTT / EINE FRÖLICHE / AVFER-

STEHVNG / ZV DEM EWIGEN / LEBEN VERLEIHEN / WOLLE /

AMENe)

B HIOB AM · 14 · V(ERS) 1 VN͜D 2 · / DER MENSCH VOM WEIBE GE-

BOHRN / LEBT EINE KVRTZE ZEIT VND IST VOLL / VNRVHE; GEHT

AVF WIE EIN BLVM VNDT / FELLET AB FLEV¨CHT WIE EIN

SCHATTE[N] / VND BLEIBET NICHT2) ·

C LVCE · AM · 8 · V(ERS) · 52 · / SIE · WEINEN · ABER · ALLE · VND ·

BECL ­AGEN · SIE / ER · ABER · SPRACH · WEINET · NICHT · SIE · IST · /

NICHT · GESTORBEN · SONDERN · SIE · SCHLÄFT3) ·f)

D PHILIP · AM · 1 · V(ERS) · 21 · / CHRISTVS · IST · / MEIN · LEBEN · /

STERBEN · IST · MEIN · / GEWIN4)

E IOHANNIS AM · 11 · V(ERS) · 25 · / ICH BIN DIE AVFERSTE=/VNG

VNDT DAS LEBEN / WER AN MICH GLAVBET DER / WIRDT LEBEN

OB ER GLEICH STV¨RBE ·5)


  1. Buchstabenbestand 9BRIS. Hinter dem Wort ein mehrstrahliger Stern. Bei Schasse (und in der Übertragung bei Dölemeyer) Obris.
  2. Sic für STORMARN.
  3. Nach dem Haupttitel wurden die Titel der abgespaltenen Linien, hier Sonderburg-Wiesenburg, auf den Homburger Sarkophagen nicht genannt, vgl. bei Kat.-Nr. 266.
  4. Danach ist MONATS hinzuzudenken.
  5. Die beiden letzten Worte gestaffelt. Eine Vignette und ein Ornament am Textende, wie über ANNO und 1657.
  6. Textende markiert durch eine eingeritzte Rose.
  1. Ijob 14,1–2.
  2. Lk 8,52.
  3. Phil 1,21.
  4. Joh 11,25.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Schasse (Schlosskastellan): Beschreibung der in der Landgräflichen Familiengruft des Königlichen Schlosses zu Homburg v. d. H. befindlichen Särge (zu Bd. Ia S. 12. 9b) (Ms. in der Fachbibliothek des Schlosses in Bad Homburg v. d. Höhe, Fs HG 98); Übertragung von Barbara Dölemeyer (Typoskript, zur Verfügung gestellt Januar 2018), S. 15f. Nr. 32 (A–C), Übertragung Dölemeyer Nr. 32 (A–C).

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 284.

Zitierweise
„Säugling Anna Wilhelmina, Herzogin von Schleswig-Holstein 1657, Homburg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2526> (Stand: 20.3.2023)