Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
Kassel, Politischer Strafsenat am Oberlandesgericht Kassel, Regierungs- und Justizgebäude (heute: „Dr. Fritz-Hoch-Haus“)
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Steinweg 6 – In der NS-Zeit: Schloßplatz 8 - Klassifikation ↑
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Kategorie:
Justiz
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Subkategorie:
Gericht
- Nutzungsgeschichte ↑
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Objektbeschreibung:
Am Oberlandesgericht Kassel war ein Strafsenat mit politischen Strafsachen befasst.
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Beschreibung:
Die vor dem politischen Strafsenat Angeklagten waren zumeist NS-Gegner – insbesondere Kommunisten, aber auch Sozialdemokraten -, denen etwa zur Last gelegt wurde, (Vorbereitung zum) Hochverrat begangen zu haben. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam „Feindbegünstigung“ als wichtige Deliktgruppen hinzu, nach Januar 1943 auch „Wehrkraftzersetzung“. Für die Zeit ab 1941 ist eine Verschärfung der Spruchpraxis festzustellen. Das erste vom politischen Strafsenat verhängte Todesurteil datiert vom 15. Mai 1942. Im weiteren Verfolg ergingen 14 weitere Todesurteile, fünf davon jedoch in Marburg, wohin der Spruchkörper während des Zweiten Weltkrieges zeitweise ausgelagert worden war.
Insgesamt standen zwischen 1933 und 1945 2.980 Personen als Angeklagte vor dem politischen Strafsenat. Davon wurden bei 372 Freisprüchen 2.502 verurteilt. Neben den 15 Todesurteilen ergingen 1.382 Gefängnis- und 1.067 Zuchthausstrafen.
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Bemerkungen:
Anhand der Urteile des Senats kann man ablesen, dass die übergroße Mehrheit der Verurteilungen gegen politische Gegner in der Frühphase der Diktatur ausgesprochen wurde [Kammler, Machtergreifung Gestapo, 521f.].
Neben dem politischen Strafsenat gab es am Oberlandesgericht Kassel seit 1933 auch ein Sondergericht, das sich bei der juristischen Verfolgung von Personen hervortat, die der NS-Staat aus politischen, rassistischen oder sonstigen Gründen für gefährlich oder unerwünscht erachtete.
Einen politischen Strafsenat gab es auch am Oberlandesgericht Darmstadt.
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Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):
1933
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Nutzungsende (späteste Erwähnung):
1945
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Nutzung nach NS-Zeit:
Das Gebäude fungiert heute als Regierungs- und Justizgebäude.
- Indizes ↑
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Orte:
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Sachbegriffe:
Justiz · Gericht · Verfolgung
- Nachweise ↑
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Kooperationspartner:
Stadtarchiv Kassel, Frank-Roland Klaube
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Literatur:
- Form, Politische NS-Justiz in Hessen – Ein Überblick, S. 86, 95
- Form, Der politische Widerstand im Spiegel der NS-Justiz in Hessen, S. 56, 58f.
- Form, Politische NS-Justiz in Hessen. Die Verfahren des Volksgerichtshofs, der politischen Senate der Oberlandesgerichte Darmstadt und Kassel 1933-1945 sowie Sondergerichtsprozesse in Darmstadt und Frankfurt/M. (1933/34)
- Kammler, Machtergreifung Gestapo, S. 521f.
- Adress- und Einwohnerbuch Kassel, 1936, S. 59
- Zitierweise ↑
- „Kassel, Politischer Strafsenat am Oberlandesgericht Kassel, Regierungs- und Justizgebäude (heute: „Dr. Fritz-Hoch-Haus“)“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/422> (Stand: 26.4.2021)