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Grabdenkmäler

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Unbekannte Person um 1520, Büdingen-Großendorf

Büdingen-Großendorf · Gem. Büdingen · Wetteraukreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Büdingen-Großendorf

Heutiger Aufbewahrungsort:

Büdingen, Stadtmuseum [Stand 1972].

Der inschriftlose Stein saß an schwer zugänglicher Stelle außen in der Mauer, die den Friedhof an der Remigius-Kirche in Büdingen-Großendorf umgibt, wo er vom Büdinger Denkmalpfleger [vor 1970] aufgefunden und geborgen wurde.

Merkmale

Datierung:

um 1520

Typ:

Scheibenkreuz-Grabstein

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

46 x 46 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Weitere Maße: Dicke 13,5; Breite des Schaftansatzes 24; Breite des äußeren Ringes 4,5; lateinisches Kreuz 35,5 hoch und 34 breit; Längsbalken 4,7 und Querbalken 4,4 breit; Lebensbaumkreuz 33 hoch (soweit noch erkennbar) und 31 breit.

Auf seiner einen Seite zeigt er ein durch Astansätze zum Lebensbaum abgewandeltes Kreuz auf geglättetem Grund mit einer Hausmarke rechts unten, auf seiner anderen hingegen ein schlichtes lateinisches Kreuz mit konkav eingezogenen Balkenenden auf gestocktem Grund. Da sich die Hausmarke als spezifisches Zeichen auf den Verstorbenen bezieht, darf man die Seite mit dem Lebensbaumkreuz auf geglättetem Grund als Vorderseite des Denkmals bezeichnen, während die Rückseite — analog einem anderen Büdinger Stein — ein Kreuz auf gestocktem Grund zeigt, woraus deutlich wird, daß diese beiden Scheibenkreuz-Grabsteine einander nahe stehen.

In Anlehnung an Worte aus dem ersten Buch Mose 2,9 und der Offenbarung 22,2 tritt der Lebensbaum bereits in der byzantinischen und frühmittelalterlichen Kunst auf. Nach Rietschel (Sinnzeichen des Glaubens, Kassel 1965, Tafel 59) darf man den Lebensbaum mit dem Kreuz in Beziehung bringen, denn „das tote Holz des Lebensbaumes, der durch die Sünde eingehen mußte, schlägt durch das Heilswirken Christi am Kreuz wieder aus". Demnach ist „das Kreuz der neue Lebensbaum der neuen Welt". Der Lebensbaum auf dem spätmittelalterlichen Büdinger Scheibenkreuz-Grabstein steht nicht für sich allein, sondern es gibt verwandte Parallelen, so am Chor der Pfarrkirche St. Georg in Waldkappel, datiert 1521, und beispielsweise als westfälisches Kaselkreuz, datiert um 1520 (Katalog Das Schnüttgen-Museum, Köln 1964, Tafel 139). Man darf deshalb annehmen, daß der vorliegende Büdinger Stein ebenfalls um 1520 angefertigt wurde.

Dargestellte Personen:

Eine unbekannte Person, vermutlich um 1520 verstorben.

Bedeutsam, da selten auf hessischen Grabdenkmälern, ist die Wiedergabe einer Hausmarke. Ein Zeichen dieser Art wird in der einzigen, bisher vorliegenden größeren Arbeit über hessische Hausmarken (Knodt/Diener: Hessische Hausmarken, Frankfurt 1960) nicht erwähnt. Da der Stein leider inschriftlos ist, könnte die Hausmarke und damit auch der Stein nur durch einen archivalischen Zufallsfund mit einem Namen in Verbindung gebracht werden.

Nachweise

Literatur:

  • Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972, S. 30-31 (Text) und 108-111 (Abb.)
  • Azzola, Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Stadt und Kreis Büdingen, in: Büdinger Geschichtsblätter 7 (1970/71), S. 11-28

Orte:

Waldkappel

Sachbegriffe:

Hausmarken · Lebensbäume · Kreuze · Kreuze, lateinische

Bearbeitung:

Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972 [danach Andreas Schmidt, HLGL]

Zitierweise
„Unbekannte Person um 1520, Büdingen-Großendorf“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/711> (Stand: 10.5.2007)