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Grabdenkmäler

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Anna Sidonia von Kronberg (Kronenstamm), geb. Brömser von Rüdesheim 1619, Kronberg

Kronberg · Gem. Kronberg im Taunus · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kronberg

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kronberg, Evangelische Pfarrkirche St. Johannes Baptista

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Ist im nördlichen Langhaus der Kirche zwischen den Fenstern angebracht.

Merkmale

Datierung:

1619

Typ:

Kenotaph

Material:

Marmor

Erhaltung:

erhalten

Größe:

132 x 300 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A) 2,5-3,5, (B) 2-4, (W) 1,5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Kenotaph der Anna Sidonia von Kronberg (Kronenstamm), geb. Brömser von Rüdesheim. Großes Figurendenkmal aus Marmor. 1897 war es in desolatem Zustand, als Kaiserwitwe Victoria die Renovierung der Kirche und die Restaurierung ihrer Denkmäler verfügte; hierbei wurden Eingriffe in die Ahnenprobe vorgenommen, die zu einer fehlerhaften Anbringung einzelner Wappen führte. Die Säulenädikula zeigt im von Säulen umschlossenen Mittelfeld die vor einem Kreuz kniende Verstorbene in Adoration vor einem ihr zugewandten Kruzifixus, dessen Kreuz knapp in das Schriftfeld hineinragt. Quasi den Hintergrund bildet die von der Ahnenprobe gerahmte 19zeilige Gedenkinschrift (A). Auf der Höhe der Figur umschließt ein querovales Rollwerkmedaillon den Bibelspruch (B). Im Unterhang unter der Figurenszene ist mittig ein geflügelter Putto mit Totenschädel als Vanitassymbol eingefügt. Der Giebel ist verloren. Die Ahnenprobe wird oben von einer Löwenkopfmaske geteilt, Beischriften auf Schriftbändern unterhalb identifizieren die Wappen (W). Die Grabfigur ist farbig gefasst, die Buchstaben der Inschriften (A, B) sind mit goldener Farbe ausgemalt und die Wappenbeischriften mit schwarzer Farbe nachgezogen. Trennungen bzw. Kürzungen sind durch Quadrangel auf der Zeilenmitte, Hilfe zur Textgliederung (Interpunktion) und Ordinalzahlen durch Quadrangel auf der Grundlinie vermittelt.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Breitbach2)

Riedesel von Eisenbach3)

Lahnstein5)

Buches zu/von Staden6)

Venningen / Hundelshausen7)


  1. Bei Oetter steht Breitbach an 5. Stelle väterlicherseits. Wappen Breitbach: (In Silber) ein (blau) gekrönter (roter; hier schwarzer) Drache; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. II, 7. Abt. (Nassau), 5 m. Taf. 5.
  2. Bei Oetter steht Riedesel an 5. Stelle mütterlicherseits.|Greiffenclau zu Vollrads4)#Quadriert: 1/4. (in Schwarz silberner) Schräglinksbalken, hier in Courtoisie gewendet; 2/3. (von Blau und Silber) geteilt, belegt mit einer (goldenen) Lilienhaspel, vgl. Langhammer, Kronberger Wappenbuch Taf 42; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. II, 7. Abt. (Nassau) 6f. m. Taf. 7.
  3. Unter (silbernem) Schildhaupt (in Blau, hier Rot) 6 (goldene) Tatzensteckkreuze (3:2:1), hier normale Kreuze, vgl. Wappenbilder-Index 77 zu Lahnstein zu Andernach.
  4. (In Silber roter) vierfüßiger Feuerbock (oft als Ankerkreuz bezeichnet), vgl. Langhammer, Kronberger Wappenbuch Taf. 23; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 7. Abt. (Nassau, Abgestorbene) 17f. m. Taf. 23.
  5. Bei der Restaurierung wurde hier falsch das erschlossene Wappen derer von Venningen angebracht statt richtig das Wappen von Hundelshausen, vgl. Ronner, Die von Kronberg 148. Die Familie nannte sich nach ihrem Stammsitz beim nordhessischen Witzenhausen; das Wappen war dreifach geteilt von Rot, Silber und Schwarz, vgl. Langhammer, Kronberger Wappenbuch Taf. 7; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. III, 4. Abt. (Hessen), 14 m. Taf. 15.

Dargestellte Personen:

Anna Sidonia wurde 1589 als Tochter des kaiserlichen Rates und Rheingauer Viztums Johann Reichard Brömser von Rüdesheim und dessen erster Ehefrau Anna Margarete von Kronberg9) (Flügelstamm) geboren. Sie schloss, wie in der Inschrift angegeben, am 29. September 1606 die Ehe mit Hermann, dem ältesten Sohn des Walter von Kronberg und dessen erster Ehefrau Maria von Wersabe, die beide in Oppenheim bestattet lagen.10) Anna Sidonias Leichnam wurde nach Oppenheim überführt und am 9. August im Westchor der Katharinenkirche nahe bei ihren Schwiegereltern beigesetzt. Die dortige Inschrift11), die als Rede Anna Sidonias an die Hinterbliebenen formuliert ist, thematisiert in eindringlicher Weise ihren frühen Tod bei der Geburt (dum pario pereo). Sogar an ihr überlebendes Kind richtet die Verstorbene dort die Worte: vitam gnata, tibi dederam, mihi mors tua vita est. Hingegen zeigt die Stifterinschrift des Kenotaphs ein eher traditionell abgefasstes Totenlob. Hermann, der auf seinem Totenbett die Rekatholisierung Kronbergs begehrt und sich selbst dem katholischen Glauben zugewandt haben soll,12) wurde nach seinem Tod 1626 gleichfalls in Oppenheim beigesetzt.

Das Denkmal wird wie der Epitaphaltar von Anna Sidonias Mutter Anna Margarete Brömser in Rüdesheim (ohne Inschrift) dem Mainzer Bildhauer Nikolaus Dickhart zugeschrieben.13)


  1. Diese starb bereits 1609 und wurde im Rheingauer Kloster Nothgottes begraben, vgl. Gensicke, Die von Kronberg 318, Nr. 82a. Über ihre Grabstätte ist jedoch nichts weiter bekannt. Das Kloster selbst war bis 1620 im Besitz der Familie Brömser, vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 585. Dort wurde auch Anna Sidonias Vater, der am 20. März 1622 starb, beigesetzt, vgl. ebd.
  2. Zu deren verlorenen Epitaphien vgl. DI 23 (Oppenheim) Nrr. 190, 234.
  3. Ebd. Nr. 265. Die deutsche Übersetzung des lateinischen Textes nach ebd. ist enthalten in: Ronner, Die von Kronberg Nr. 581 zu 1619 August 4.
  4. Vgl. Ronner, Politik 44f.; Ronner, Herren von Kronberg Nr. 593 zu 1626 Mai 11; ebd. nach der dort zit. Familienchronik des Schulmeisters Johannes Fuchs ist „Jungherr Hermann (...) von der lutherischen Lehr abgefallen zu der katholischen uff Ostern zu Mainz. – Uff Dienstag, den 11. Mai dieses 26. Jahres ist Junkherr Hermann gestorben zu Dieburgk und ist nach Oppenheim geführt worden, allda den [1]2. Mai hernacher begraben worden und ist bey uns zu Cronbergk den 25. Tag Mai die Leichpredigt geschehen“. Eine Grabinschrift hat sich nicht erhalten, vgl. den Hinweis bei Gensicke, Die von Kronberg 311, Nr. 53 Anm. 285.
  5. So Bauer 264 Anm. 167 nach Angaben von Irnfriede Lühmann-Schmidt (1979), zustimmend Rowedder, Hochtaunuskreis 318. Zum Künstler vgl. Schrohe, Aufsätze 2–4, 78, 82.

Sonstiges:

Offenbar passierten bei der Restaurierung Fehler bei der Zuordnung der Wappen und Schrifttäfelchen. So folgt in der Anordnung der Wappen zwar nach von der Malsburg das Flügelstammwappen der Katharina von Kronberg, doch wurden der Platz von Ingelheim und dem Kronenstammwappen Klaras von Kronberg vertauscht;8) auch wurde als letztes Wappen auf der Mutterseite fälschlicherweise das der Familie von Venningen statt Hundelshausen angebracht,7) wenngleich richtig bezeichnet.


  1. Ronner, Die von Kronberg 148.
  2. Bei der Restaurierung wurde hier falsch das erschlossene Wappen derer von Venningen angebracht statt richtig das Wappen von Hundelshausen, vgl. Ronner, Die von Kronberg 148. Die Familie nannte sich nach ihrem Stammsitz beim nordhessischen Witzenhausen; das Wappen war dreifach geteilt von Rot, Silber und Schwarz, vgl. Langhammer, Kronberger Wappenbuch Taf. 7; Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. III, 4. Abt. (Hessen), 14 m. Taf. 15.
Inschrift

Umschrift:

A D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · S(ACRVM) · / MEMOR(I)a͜ea) b) ET

HONORI ­ / MATRONA͜E NOBILISS(IM)a͜ea) . / PIENTISS(IM)a͜ea) . INGE-

NIO AC / MORIBVS PRA͜ESTANTISS(IM)a͜ea) . / ANNA͜E SIDONIA͜E

BRÖMBSERINA͜E / A RV¨DESHEIM ,. NATA͜E ANNO / MDLXXXIX. SIBI

ANN(O) MDCVI. III. / KAL(ENDAS) (OCTO)BR(IS)c) FELICIT(ER) CON-

IVGATA͜E / VI. FILIOR(VM) V. FILIAR(VM) MATRISd) DE/SIDE-

RATISS(IM)a͜ea) . UXORISe) PER ANN(OS) XIII.f) / AMABILISS(IM)a͜ea) ·

PRID(IE) NON(AS) AVG(VSTI) ANN(O) / MDCXIX. QVATRIDVO POST

PAR=/TVM XI. PIE PLACIDEQ(VE)g) DEFVN=/CTA͜Eh) , OPPENHEMIi)

IN CATHARI=/NIANO SEPVLTA͜Ej) / HERMANN(VS) A CRONBERGK /

MARIT(VS) MOESTISS(IMVS) / H(OC) · M(ONVMENTVM) · P(ONI) ·

C(VRAVIT)

B APOC. 14 / Selig sindt die / Todten die in dem HER=/REN sterben von nun

an / Ja der Geist spricht dasz / sie Ruhen von irer / Arbeit.1)

W Brombser v(on) Rüdeshei(m) Cronbergk.

Braidtbach Riedesel zu Eÿsenbach

Greiffenclaw v(on) Vollraths. Fleckenstein.

Dalbergk. Von der Malspurg.

Ingelheim. Cronbergk.

Lonstein. Cronbergk.

Büches v(on) Staden. Ingelheim.

Cronbergk. Hundelshausen.


  1. Endsilbe ae klein und hochgestellt.
  2. Sic! So für MEMORIAE; Memor Oetter.
  3. Lateinische Zahlzeichen: VIIIBR.
  4. Matri Oetter.
  5. Ab UXORIS ... AMABILISSIMAE fehlt bei Oetter.
  6. Text bis NONAS fehlt bei Waldschmidt, der nur anschließt: per ann. Aug. ann. MDCXIX.
  7. placide Waldschmidt.
  8. defun=/ctie Waldschmidt.
  9. I größer als die übrigen Buchstaben; Oetter hat hier Oppenhemii.
  10. estliche Zeile leer, die folgenden Zeilen gestaffelt.
  1. Offb 14, 13.

Übersetzung:

(A) Dem besten und höchsten Gott geweiht. Zum Gedächtnis und zur Ehre der hochedlen Frau, die von frömmster Gesinnung und beispielhaftem Lebenswandel war, der Anna Sidonia Brömser von Rüdesheim, geboren im Jahre 1589; sie hat sich am 3. Tag vor den Kalenden des Oktobers (29. September) 1606 glücklich verheiratet und wird als Mutter von sechs Söhnen und fünf Töchtern schmerzlichst vermisst. Nachdem sie 13 Jahre lang die liebenswerteste Gattin war, ist sie am Tag vor den Nonen des August (4. August) des Jahres 1619, vier Tage nach der 11. Geburt, fromm und friedlich entschlafen und in der Katharinenkirche zu Oppenheim bestattet worden. Hermann von Kronberg, der untröstliche Gatte, hat dieses Denkmal errichten lassen.

Schrift:

Kapitalis (A), Kapitalis teilw. (B), Fraktur (B, W)

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Brömser von Rüdesheim · Kronberg (Flügelstamm) · Breitbach · Riedesel von Eisenbach · Greiffenclau zu Vollrads · Fleckenstein · Kämmerer von Worms gen. von Dalberg · von der Malsburg · Ingelheim · Kronberg (Flügelstamm) · Lahnstein · Kronberg (Kronenstamm) · Buches zu/von Staden · Ingelheim · Kronberg (Kronenstamm) · Venningen / Hundelshausen

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 206.

Zitierweise
„Anna Sidonia von Kronberg (Kronenstamm), geb. Brömser von Rüdesheim 1619, Kronberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2489> (Stand: 20.3.2023)