Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild

Unbekannte Person 1506, Königstein

Königstein im Taunus · Gem. Königstein im Taunus · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Königstein im Taunus

Gebäude / Areal:

Königstein, Katholische Pfarrkirche St. Marien

Angaben zum Standort:

Wurde als oberer Abschluss des in den Unterbau des Marienaltars (rechter = südlicher Seitenaltar) eingefügten Heiliggrabes benutzt.

Merkmale

Datierung:

1506

Typ:

Grabplatte

Material:

heller Kalksandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

49 x 169 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

8,8 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabplatte einer unbekannten Person.1) Hochrechteckige Platte aus hellem Kalksandstein. Die Seitenwände und der Unterbau, der wegen der darauf liegenden Christusfigur nicht näher untersucht werden konnte, bestehen aus einem gleichartigen Stein. Von der Platte sind noch Teile der Umschrift, und zwar von der rechten Randleiste erhalten, während im eingetieften Feld nur noch geringe Reste eines Maßwerkblendbogens und grob abgearbeitete, das Feld beinahe ganz ausfüllende Reliefteile zu erkennen sind. Unten rechts könnte eine Kontur zu einem Wappenschild gehört haben. Weitere Inschriften tragende Teile der Platte sind entweder abgeschnitten oder durch die Auflage auf den Wänden verdeckt.

Als Worttrenner dienen Quadrangel. Die Kerbe wurde zum Teil fehlerhaft mit schwarzer Farbe nachgezogen; inwieweit die Fassung auf originalem Bestand beruht, konnte nicht ermittelt werden.

Der Altar von ca. 1725 wurde von dem aufgelösten Kapuzinerkloster in Königstein 1813 in die Pfarrkirche verbracht und stammte ursprünglich aus der Frankfurter Liebfrauenkirche.2) Wann das Heiliggrab an die Stelle von Regalbrettern (so beim komplementären Antoniusaltar) eingebaut wurde, ist bisher nicht untersucht worden. Das könnte sogar noch in Frankfurt geschehen sein.

Die Inschriftenüberlieferung des Liebfrauenstifts, etwa nach dem Epitaphienbuch Waldschmidt,3) kennt aber, so die kursorische Prüfung, keine Platte zum angegebenen Todesdatum.


  1. Die Grabplatte wurde schon 1952 erwähnt und damals dem 1506 verstorbenen Ort zum Jungen (Kat.-Nr. 55) zugewiesen, vgl. Stöhlker, Grabsteine 30, was sich wegen der abweichenden Tagesdaten nicht aufrechterhalten lässt.
  2. Vgl. Köster, Bauten 121.
  3. Vgl. zu dieser Sammlung Bund, Findbuch 16 zu Nr. 12.5.

Sonstiges:

Die eng gestellte Schrift zeigt die charakteristischen Merkmale der Frühhumanistischen Kapitalis, wenngleich einige dünner ausgeführte Linien wie Mittelbalken des A, Halbnodi bei I, Schrägschäfte von N und Verbindung der Cauda zum Kreisbogen des Q wie auch einige Bögen (B, R) nicht mehr an allen Stellen sichtbar sind. Es drängt sich der Eindruck auf, als seien die betreffenden Kerben gar nicht vollständig ausgeführt worden. Vielleicht wurde die Platte nie fertiggestellt.

Zur Zeitstellung passen über die genannten Erscheinungen hinaus die S-förmige 5, schmale spitze A, zweibogiges E, schmales M mit schrägen Außenschäften und knappem Mittelteil. Das D hingegen entnahm man tendenzwidrig dem Formenvorrat der gebrochenen Schriften.

Inschrift

Umschrift:

[– – – / – – –] 1a) · 5 · 06 · QVARTA · DIE · MENSIS · IANVARII OBII[Tb)

– – –]


  1. Der Rest einer vermeintlichen Cauda vor der 1 muss nicht zu einer Kerbe gehören, denn die Cauda des R endet im folgenden Text stumpf in einem breiten dreieckigen Sporn, die des Q sieht geschwungen aus.
  2. Oberflächenverlust und zweifelhafte Fassung lassen den oberen Abschluss des T wie ein Minuskelbuchstabe mit Schaftspaltung wirken, wodurch ein stark verfremdender Eindruck entsteht.

Übersetzung:

Datum: 4. Januar 1506.

Schrift:

Frühhumanistische Kapitalis

Nachweise

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 52.

Zitierweise
„Unbekannte Person 1506, Königstein“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2444> (Stand: 20.3.2023)