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Grabdenkmäler

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Frank (VIII.) von Kronberg (Ohrenstamm) 1378, Kronberg

Kronberg · Gem. Kronberg im Taunus · Hochtaunuskreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kronberg

Gebäude / Areal:

Kronberg, Burgkapelle

Angaben zum Standort:

Nach Oetter lag die Platte „unter der Orgel“, nach v. Ompteda „unter der Empore auf der Westseite“.

Angaben zum Aufbewahrungsort:

Seit der Wiederherstellung der kriegszerstörten Burgkapelle steht die Platte aus rotem Sandstein innen rechts neben dem Eingang zur Kapelle.

Merkmale

Datierung:

1378

Typ:

Grabplatte

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

136 x 260 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

6,5-8 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabplatte Franks (VIII.) von Kronberg (Ohrenstamm). Die seit 1943 stark beschädigte Platte zeigt im Feld die reliefierte Ritterfigur, deren auffällig kleiner Kopf eine offenschlächtige Beckenhaube trägt; die Rüstung besteht des Weiteren aus einem Jupon über dem Kettenhemd sowie ganzem Beinzeug. Mit der rechten Hand hält der Verstorbene seinen Kübelhelm mit der Zier, deren Ohren sehr lang und stark stilisiert sind.1) Die linke Hand umfasst den Knauf des Langschwertes, die Füße ruhen auf einem liegenden Symboltier, dessen Kopf heute fehlt; auf dem alten Foto ist der Kopf noch vorhanden, es könnte sich um einen Löwen oder Hund gehandelt haben. Zu Häupten der Ritterfigur sind zwei große erhabene Wappenschilde in die Randleiste hineingearbeitet; ihre Bilder sind bis auf Andeutungen von Schrägrechtsbalken auf dem rechten Wappen verloren. Auf dieser Randleiste läuft die Grabinschrift um. Die Figurenplatte weist überall erhebliche Verstümmelungen auf; die Inschrift ist bis auf Reste auf der oberen Quer- und der rechten Längsleiste verloren. Worttrenner sind zeittypische Quadrangel.


  1. Vergleichbar lange und ebenfalls deutlich stilisierte Ohren zeigt die Zier am Wappen Franks des Reichen, des Enkels Franks (VIII.), an der Johanniskirche in Kronberg, vgl. Ronner, Die von Kronberg 209, Abb. 212.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Kronberg (Ohrenstamm)2)

Reifenberg3)


  1. Kronberg (Ohrenstamm): geviert, 1/4. rot, 2/3. in Silber blaues Eisenhutfeh; Helmzier zwei silberne Eselsohren, vgl. Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 7. Abt. (Nassau, Abgestorbene), 4 m. Taf. 4.
  2. Reifenberg, auch Reiffenberg: von Silber und Rot sechsmal, gelegentlich fünfmal schräggeteilt bzw. in Silber 3 rote Schrägbalken, vermehrt mit einem blauen dreilätzigen Turnierkragen (Hauptlinie), vgl. Siebmacher u. a., Wappenbuch Bd. VI, 7. Abt. (Nassau, Abgestorbene) 9f. m. Taf. 12.

Dargestellte Personen:

Die ältere Literatur enthält mehrheitlich falsche Identifizierungsversuche: So verwechselten v. Ompteda und später Bauer den Ritter mit dem nach dem 9. November 1419 verstorbenen Frank (IX., X.) aus dem Flügelstamm.5) Das von Oetter für einen älteren Frank aus dem Ohrenstamm überlieferte Sterbedatum 5. Dezember 13826) ist ebenso irrig wie v. Omptedas Zuschreibung7) der entsprechenden Grabplatte, verwechselte er diese doch mit derjenigen für den am 2. Dezember 1386 ledig verstorbenen und in der Burgkapelle beigesetzten Philipp II. vom Flügelstamm (Kat.-Nr. 10).8) Wie Hellmuth Gensicke nachwies, handelte es sich bei dem Verstorbenen richtig um den Sohn Walters (VI.) von Kronberg und dessen erster Ehefrau Lisa von Rheinberg.9) 1353 als Ritter genannt, verheiratete sich Frank vor 1355 mit Loretta (Kat.-Nr. 5), einer Tochter des Kuno Snorre von Reifenberg,10) von der Frank die Eselsohren in die Helmzier seiner Stammlinie übernahm. Frank (VIII.), dessen Testament am 25. Dezember 1371 abgefasst wurde,11) ist noch am 17. März 1378 urkundlich nachgewiesen12) und muss vor dem 31. Juli dieses Jahres13) verstorben sein.


  1. v. Ompteda 247 mit Wiedergabe der Inschrift und Zuordnung an Frank (VIII.), aber falschen Lebensdaten 1367 bis nach 1429 (!); Bauer 227 und 286 Abb. 20. Zu diesem Frank (IX., X.) vgl. Gensicke, Die von Kronberg 314, Nr. 64.
  2. Oetter 33; vgl. auch den Wortlaut dieser Inschrift bei Ronner, Herren von Kronberg Nr. 213 mit den entsprechenden Korrekturen. Dieser Frank (X.) ist nach Gensicke, Die von Kronberg 314 Anm. 349 als frei erfunden zu tilgen.
  3. v. Ompteda 96 m. Abb.; auch BKdm. II 95, Nr. 2 zu Frank mit falschem Todesjahr 1382, auf S. 85 m. Abb. 88 bildete Luthmer Philipp II. ab, nannte in der Bildunterschrift aber Frank VII.; irrig auch Bauer 227 und 257 Anm. 58.
  4. Vgl. zu diesem Gensicke, Die von Kronberg 314 zu Nr. 63 d mit Anm. 344.
  5. Vgl. Gensicke, Die von Kronberg 312, Nr. 58; Europ. Stammtafeln NF XII Taf. 4; zu deren erhaltenen Grabplatten im Kloster Eberbach vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nrr. 60 und 81.
  6. Vgl. Gensicke, Die von Reifenberg II, Sp. 185, Nr. 2 (Kuno), Nr. 5 (Loretta).
  7. Vgl. Ronner, Herren von Kronberg Nr. 3671.
  8. Ebd. Nr. 1096.
  9. Ronner, Herren von Kronberg Nr. 722; so auch Europ. Stammtafeln NF XII Taf. 4.

Sonstiges:

Auf die stilistische Verwandtschaft des Grabmals mit dem des Schöffen Wicker Frosch († 1378) in der ehemaligen Konventskirche St. Katharinen in Frankfurt wurde in der Literatur hingewiesen.4) Wie bei dem Denkmal Hartmuts (VI.) (Kat.-Nr. 7) könnte auch hier eine Frankfurter Werkstatt beauftragt worden sein.


  1. Breiding, Eintracht 8 nach dem knappen Hinweis von Bott, Gotische Plastik 93ff.
Inschrift

Umschrift:

[a]nno · d(omi)n[i · mo · ccc − − − / − − − ]iia) · o(biit) · d(omi)n(u)s · francko ·

de · cronb[ercb) − − − / − − cuius anim]a / req[u(i)escat · in sancta pace · amenc)]


  1. Endung des Monatsnamens? – bei Oetter fehlt das gesamte Datum.
  2. croneborck Oetter, Bauer.
  3. Formelbeginn fehlt bei v. Ompteda und Bauer. Oetter ergänzte aufgrund der ihm bekannten Würzburger Quelle in seiner Fußnote * folgendermaßen: cui(us) a(n)i(m)a requiescat in sancta pace und fügte hinzu, dass man von der Jahreszahl „nicht mehr dann das M“ sah.

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 13(78) ... starb Herr Frank von Kronberg, dessen Seele in Frieden ruhe, Amen.

Kommentar:

Erg. nach Foto.

Nachweise

Literatur:

Wappen:

Kronberg (Ohrenstamm) · Reifenberg

Bearbeitung:

Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees und Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 97). 2019, Nr. 9.

Zitierweise
„Frank (VIII.) von Kronberg (Ohrenstamm) 1378, Kronberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2434> (Stand: 20.3.2023)