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Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen

Philipp Reinhart von Hanstein 1665, Werleshausen

Werleshausen · Gem. Witzenhausen · Werra-Meißner-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Werleshausen

Gebäude / Areal:

Witzenhausen-Werleshausen, Kirche

Angaben zum Standort:

An der Innenseite der Nordwand.

Merkmale

Datierung:

1665

Typ:

Grabplatte

Erhaltung:

erhalten

Größe:

58 x 104 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

(A, äußere Zeile) 3,2, (A, innere Zeile) 2, (B) 2,4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Grabplatte für Philipp Reinhart von Hanstein. Hochrechteckige Platte, an der rechten unteren Ecke beschädigt. Inschrift A in vertiefter Randleiste zweizeilig umlaufend, im Innenfeld ovale, gerahmte Kartusche (Beschlagwerk, oben geflügelter Engelskopf) mit Inschrift B, darüber und darunter je zwei stark verwitterte Vollwappen. Inschriften eingehauen. Als Worttrenner Dreiecke.

Die Buchstaben in wechselnder Proportion, durchweg mit Sporen versehen, dabei die Buchstaben der größeren Umschrift am besten durchgeformt. Das A spitz bis leicht trapezförmig, im Wort ANNO mit geschwungener linksschräger Haste; unregelmäßig auch das E, dessen lange äußeren Balken in der Inschrift B stark verkürzt sind, weil dort Raum eingespart werden musste. Beim G reicht der obere Bogen z. T. weit über die Cauda; M mit senkrechten Außenschäften, Mittelteil bei weitem nicht an die gedachte Mittellinie reichend, die Schrägschäfte gewölbt; R zumeist mit geschwungener, am Bogen ansetzender Cauda, gelegentlich fast stachelartige (WEYLANDT DER). U besteht aus zwei Hasten mit fast geradlinigem Verbindungsbogen, der in Inschrift A vom unteren Ende der linken Haste bis zur Mitte der rechten verläuft, in Inschrift B dagegen vom unteren Ende der rechten Haste bis zur Mitte der linken; Y asymmetrisch; Z mit Mittelbalken. Haste der 1 unten links mit einer zurückschwingenden und die Haste durchschneidenden Schleife versehen. Die meisten Eigenheiten sind für die Region zeitgemäß; bemerkenswert sind Textfehler, darunter zweimal U statt H.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Hagen3)

Treusch von Buttlar4)

Hanstein5)

Hanstein6)

Die Wappen betreffend ist festzustellen, dass die übliche Anordnung nicht vorliegen kann.

Diese würde verlangen, dass oben links das väterliche Wappen, also Hanstein, erscheint und oben rechts das mütterliche, also ebenfalls Hanstein. Die unteren Wappen gäben an – bei üblicher Anordnung –, dass die Großmutter väterlicherseits eine geborene von Hanstein wäre, ebenso wie die Großmutter mütterlicherseits. Das erscheint absurd und ist also auszuschließen. Wir wissen nun, dass Hans von Hanstein der Sohn des Friedrich von Hanstein und der Marie Elisabeth von Hagen auf Düna war, und weiter, dass Hansens Frau Margaretha Agnesa die Tochter des Caspar von Hanstein und der Margarethe Elisabeth Treusch von Buttlar war.10) Nunmehr erkennt man im oberen linken Wappen – wenn sein jetziger Zustand nicht trügt – ein stark verwittertes Wappen Hagen und im oberen rechten das Wappen der Treusch von Buttlar.


  1. Wappen Hagen (2 von einander abgekehrte Angelhaken; Helmzier Flug ohne erkennbares Bild, auch nach Meding: Adlerflug), vgl. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 149; Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 13, S. 12, Taf. 8.
  2. Wappen Treusch von Buttlar (Bütte), vgl. Siebmacher, Wappenbuch I, Taf. 136; Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 4, S. 6.
  3. Wappen Hanstein (3 Mondsicheln, 2: 1), vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 8, Taf. 9.
  4. Identisch zu dem linken Wappen, einschließlich der Mondsicheln in der Helmzier.
  5. s. CvHanstein 611 (1115) u. 466 (960).

Dargestellte Personen:

Das verstorbene Kind ist identifizierbar, denn die Taufe eines Philippus Reinhardus von Hanstein am 4. 9. 1662 wurde ins Kirchenbuch Wahlhausen eingetragen.7) Es handelt sich bei dem Kind um einen Sohn von Hans und Margaretha Agnesa von Hanstein, die in Oberstein wohnten.8) Philipp Reinhard ist in den Stammtafeln aufgeführt, allerdings ohne Sterbedatum.9) Dieses fehlt auch im Kirchenbuch und ist anscheinend nur auf dieser Grabplatte überliefert.


  1. Das digitalisierte Kirchenbuch ist erreichbar unter: http://www.wahlhausen.de/kirchenbuecher (letztmalig geprüft am 17. 11. 2015). Man findet den Eintrag über den Nachnamen oder über: Quellen Kb1, 1662/ 27.
  2. Durch den Taufeintrag 1659/02 desselben Kirchenbuches erscheint Margareta Agnesa als Ehefrau des Hans von Hanstein gesichert. CvHanstein, Tafeln 4b und 12, nennt allerdings Marie Amelie von Hanstein als Ehefrau des Hans von Hanstein und Mutter des Philipp Reinhard und macht auf S. 621 (1115) die etwas verwirrende Angabe „Hans war verheiratet mit Marie Amelie (Agnes) v. H. Tochter Caspars auf Werleshausen und Schwester Curt Christians.“ Das deutet darauf hin, dass beim Namen von Hansens Frau Unsicherheiten bestanden. Der Sachverhalt mag sich später geklärt haben, aber nicht mehr korrigiert worden sein, denn nach den Angaben, die CvHanstein 770 (1264) zu Hansens Sohn Caspar macht, muss er „Margarethe Agnes v. H. aus dem Hause Werleshausen (Tafel 4b)“ als Ehefrau des Hans von Hanstein betrachtet haben. Ich folge dieser Angabe und dem Kirchenbuch, das die verlässlichere Grundlage bietet. Denn es führt die Tochter und alle 10 Söhne auf, die Hans von Hanstein nach CvHanstein 107 (131) hatte, und sogar noch einen elften, während in Tafel 12 nur 9 Söhne und eine Tochter erscheinen.
  3. s. CvHanstein, Tafel 12.
Inschrift

Umschrift:

A ANNO · 1662 · DEN · 26(STEN) · AUGUSTY · / IST · WEYLANDT ·

DER WOLEDEL · GEBORN · PUIL[IPPa) / REI]NHART · VON · HAN-

STEIN · / ZUR · WELT · GEBOH⌣RENb) · UNT · 1665 · DEN · 2 · DAG //

MARTY · IST · DERSELBE · IN · GODT · / SELIG · ENTCHLAFENc) ·

SEINES · ALTERS · DRITTEHALB · JAH⌣R · / [U]NT · 5 · TAGE ·

PSALM · 4 · V(ERS) · 8c) · NUN · LIEGE · ICH · HIE · UND · SCH⌣LAFFE ·

GANTZ · MIT · FRIUTENc) 1)

B 2 · REG · 4 / DA · ABER · D(AS) · KIN⌣D · GROS · / W⌣ARD · BEGAB ·

SICH · DAS · / ES · HINAUS · ZU · SEINEM · / V⌣ATER · ZU · DEN ·

SCHNIT=/TERN · GING · U(ND) · SPRACH · / ZU · S(EINEM) ·

V⌣ATER · O · MEIN · / H⌣AU⌣DTd) M(EIN) · H(AUBT) ER · SPRA/CH ·

Z(U) · S(EINEM) · KNECHT · BRIN=/GE · IH⌣N · Z(U) · S(EINER) · /

MUT=/TERe) 2)


  1. So für PHIL.
  2. Anscheinend Mittelbalken des H fehlend.
  3. Sic!
  4. So für HAUBT.
  5. Letzte Silbe in Zeilenmitte gesetzt.
  1. PsH 4,9, Vers 9 nach Luther, Züricher Bibel und Vulgata.
  2. 2 Kön 4,18 f., nicht wörtlich nach Luther (Heubt, Knaben statt Knecht).

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Wappen:

Hagen · Treusch von Buttlar · Hanstein · Hanstein

Bearbeitung:

Die Inschriften des Werra-Meißner-Kreises I : Altkreis Witzenhausen. Gesammelt und bearbeitet von Edgar Siedschlag unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 87). 2017, Nr. 187.

Zitierweise
„Philipp Reinhart von Hanstein 1665, Werleshausen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2355> (Stand: 20.3.2023)