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Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

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Oberursel (Taunus), Gausiedlerschule, „Haus am Wald“

Oberursel (Taunus), Gemeinde Oberursel (Taunus), Hochtaunuskreis
In der NS-Zeit: Hohemarkstraße
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Parteiorganisationen

Subkategorie:

NSDAP 

Nutzungsgeschichte

Beschreibung:

Das Oberurseler „Haus am Wald“ wurde 1937 als Gausiedlungsheim genutzt.

Bemerkungen:

Am 30. Oktober 1936 wurde publik gemacht, dass die Leitung des Gauheimstättenamtes die Einrichtung einer Gausiedlerschule in Oberursel plane. Als Objekt hierfür wurde das „Haus im Wald“ ausgewählt. Zunächst gingen von Seiten der Frankfurter Universität, die Eigentümerin des Hauses war, Überlegungen dahin, ein solches Projekt paritätisch mit der NSDAP zu verfolgen; die Partei allerdings beanspruchte die klare Dominanz und setzte sich schließlich mit ihrer Linie durch.

Der Gau Hessen-Nassau richtete in Oberursel 1937 die Gausiedlerschule ein, um „zukunftweisende Forschungs- und Siedlungsarbeit im Zeichen des Nationalsozialismus“ zu betreiben. Hierfür griff sie auf ein Geländestück zurück, dass sich im Besitz der Frankfurter Universität befand und als Sport- und Schulungsheim genutzt wurde. Dieses Heim war im „Haus am Wald“ ansässig und wurde seit Ende 1934 von der Universität selten genutzt. Idee der NSDAP war nun, das Gebäude samt Fläche für Studienzwecke zu nutzen. Die Universität sollte lediglich das Haus kostenlos zur Verfügung stellen. Zudem wurde die Gründung eines „Siedlervereines“ unter „Protektorat“ des Gauleiters von Hessen-Nassau beschlossen.

Um die geplante Forschungseinrichtung in die Tat umzusetzen, wurde das „Haus am Wald“ bis auf die Grundmauern und den Keller abgerissen und neu errichtet. Zudem wurden ein Gästehaus, zwei Mustersiedlungshäuser und ein bienenwissenschaftliches Institut gebaut. Von Beginn der Umbau- und Neubaumaßnahmen, die am 15. Juni 1937 begingen, bis zur Eröffnung der Schule am 3. September 1938, verstrichen rund 14 Monate.

Die Eröffnung des Gausiedlungshofes, der als „Reichssiedlungshof“ proklamiert wurde, fand parallel zur Frankfurter Bau-Ausstellung statt, die die Vorzüge und Ausgestaltungen des deutschen Wohnens zum Thema hatte. Die zentrale Aufgabe der neuen Einrichtung sollte, alle im „Heimstättewesen tätigen Politischen Leiter und Amtswalter“ auszubilden. Ferner sollten neue, fruchtbare Erkenntnisse in den Bereichen „Tierzucht“, „Bodenverbesserung“ und „Düngung“ gewonnen werden.

Während der Kriegszeit wurden an diesem Institut weitreichende Pläne für die Besiedlung des gewonnen neuen Lebensraumes. Der durch den Krieg hervorgerufenen Rückgang der Bevölkerung könne nur durch eine Steigerung der Bevölkerung wieder aufgeholt werden. Um dies sie erreichen müsse auch der Wohnungsbau bevölkerungspolitisch durchdacht werden. Die hier konzipierten Wohnungen sollten „den Voraussetzungen für ein gesundes Leben in kinderreichen Familien entsprechen“.

Im Mai 1942 erwarben DAF und die Deutsche Akademie für Wohnungswesen das an die Gausiedlerschule angrenzende Gelände. Hier soll ein Ausweitung der Veterinärabteilung und des Bieneninstituts sowie Häuser und Dienstwohnungen für Mitarbeiter angelegt werden.

Im April und Mai 1942 werden Pläne über die Anlegung eines musterhaften „Gausiedlungshof“ auf dem Gelände geschmiedet. Dieser ist der Stiftung „Reichssiedlungshof“ GmbH unterstellt. Damit war der Stiftung, die ein zentrales Lehr- und Forschungsinstitut war, die Möglichkeit gegeben, auch in anderen Gauen solche Höfe anzulegen.

Allerdings wurde dieser Ausbau der Siedlungshofes zum zentralen Lehr- und Forschungsinstitut auf die Zeit nach dem Krieg verlegt.

Viele der in der Gegend untergebrachten Zwangsarbeiter arbeiteten auf der Anlage.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

1937

Weitere Nutzungen des Objekts:

Nutzung vor NS-Zeit:

1921 war das "Haus am Wald" von einem Oberurseler Bürger gebaut wurden. Dieser verkaufte an die spätere Ehefrau des späteren Direktors der Frankfurter Städelschule. Das Ehepaar war 1933 zahlreichen Anfeindungen der Nationalsozialisten ausgesetzt, so dass das Paar Frankfurt verließ, und das Haus zwangsversteigert wurde. Die Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe Universität erwarb es und errichtete ein Sportstätte für ihre Studenten auf dem Gelände. Dort wurden sportliche Pflichtveranstaltungen für die Studierenden abgehalten. Die Universität baute das Haus hierfür um; zudem erhielt es einen Wasseranschluss. [Vgl. Kopp, Wiedervorzulegen nach dem Kriege: vom "Haus am Wald" zum Siedlungshof (1933 - 1942), S. 189; vgl.Camp King (09.06.2010)]

Indizes

Orte:

Oberursel (Taunus)

Sachbegriffe:

NSDAP · Parteiorganisationen

Nachweise

Literatur:

Weblinks:

Camp King

Zitierweise
„Oberursel (Taunus), Gausiedlerschule, „Haus am Wald““, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/1720> (Stand: 7.4.2021)