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Jost Nachtigall 1586, Salzböden

Salzböden · Gem. Lollar · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Salzböden

Gebäude / Areal:

Salzböden, Evangelische Kirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Salzböden, Evangelische Kirche.

In die äußere Südwand des Schiffes eingelassen.

Merkmale

Datierung:

13. Dezember 1586

Typ:

Epitaph

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Das rechteckige Figurenfeld des dreigeteilten Epitaphs befindet sich über einem als Basis dienenden Sockel mit Leichentext (B) und wird von einem halbrunden, umrahmten Aufsatz mit personenbezogener Inschrift (A) bekrönt. Seitliche Pilaster mit ionischen Kapitellen nehmen je einen Wappenschild auf. Sie begrenzen das Figurenfeld und tragen den halbrunden Abschluß über einem profilierten Gesims. Diesem ist genau in der Mitte die Kreuzesinschrift INRI eingefügt. Das Kreuz unterteilt das Figurenfeld in zwei Kompartimente. Alle Dargestellten knien und sind anbetend auf Christus bezogen, dessen Lendentuch mit den ausschwingenden Enden in der Tradition spätgotischer Malerei steht. Die rechte Seite wird eingenommen von der Mutter mit den beiden Töchtern. Ihr langes Gewand schließt über hochgezogenem Kragen mit einer schmalen Krause ab, Krausen zieren zudem das Ende der langen Ärmel. Über einer eng anliegenden Haube wird ein weit über die Schultern hinabfallendes schleierartiges Tuch getragen. Dieser Kopf- oder Glockenmantel hatte sich aus der spanischen Tracht entwickelt und war zur Trauerkleidung, Heuke genannt, geworden (vgl. Anmerkung 1).

Ihre kleinen Töchter tragen das Haar offen. Die etwas schematisch angelegten Kleider zeigen Ähnlichkeit zur Kleidung der Mutter und geben aufgrund der fehlenden Kopfbedeckung den Blick frei auf die Gewandbauschung über dem Schulterbereich.

Auf der linken Seite des Kreuzes werden Vater und Sohn wiedergegeben, letzterer den Kreuzesfuß überschneidend. Auch ihre nahezu identische Bekleidung steht im Zeichen der spanischen Mode, welche sich in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts durchsetzte. Ein gekrauster oberer Hemdrand und entsprechende Manschetten sind ebenso zu erkennen wie das ärmellose Mäntelchen mit aufgestelltem Kragen. Dazu gehören weite Oberschenkelhosen, die über Strümpfen getragen werden. Das Haar ist kurzgeschnitten, der Vater trägt den modischen Spitzbart.

Die Figuren sind im Sinne ewiger Anbetung zu interpretieren. Die Eltern, denen die Kinder nach dem Geschlecht zugeordnet sind, stehen in der Tradition der Stifterbilder der Gotik, Beispiele der Malerei gehören zu den Vorbildern.

Das Epitaph wurde wahrscheinlich vom gleichen Bildhauer geschaffen wie die drei Kinder-Epitaphien und die Grabplatte der Margaretha von Rolshausen im Kircheninneren.

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1) Vgl. "Valentin Wagner (um 1610-1655). Ein Zeichner im Dreissigjährigen Krieg", Neustadt an der Aisch 2003, S. 96 ff.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Handwerker · Bürger

Enthaltene Wappen:

Auf dem linken Pilaster ein Schild mit dem Wappen Jost Nachtigalls: ein auf einem Winkel sitzender Vogel, sicherlich eine Nachtigall, und darüber ein Sechsstern. Auf dem rechten Pilaster das Wappen seiner namentlich unbekannten Ehefrau, das im Schild einen Hammer zeigt.

Dargestellte Personen:

Meister Jost Nachtigall, gestorben am 13. Dezember 1586. Der Verstorbene war aufgrund des Winkels in seinem Wappen sicherlich Zimmermann/-meister. Aus seiner Ehe mit einer namentlich unbekannten Frau gingen - nach den figürlichen Darstellungen des Epitaphs - 3 Kinder, ein Sohn und zwei Töchter, hervor, von denen eine Tochter vor dem Vater verstarb. Seine Frau überlebte ihn wohl, da sie in Trauerkleidung dargestellt ist; die noch lebende Tochter war zum Zeitpunkt der Anfertigung des Epitaphs noch unverheiratet, da sie ihr langes Haar offen trägt.

Inschrift

Umschrift:

A:

Ano 1586 /

den · 13 · 10bris Ist in gott /

verschie(n) der Erbar · M(eister) · Jost /

nachtigall dessen selle gott g(nade) a(men)

B:

psall(m) 25 /

Gedenck nit der sunde meiner Jugent /

vmb meiner vbertrettung gednck (!) aber /

me(i)nn nach dei(n)er barhertzigkeit (!) vmb /

deiner gutte willen

Kommentar:

Die erste Zeile von Inschrift B befindet sich auf der profilierten Unterkante des Figurenfeldes.

Schrift:

Fraktur

Nachweise

Sachbegriffe:

Wappen · Kruzifixe · Familiendarstellungen · Ewige Anbetungen · Anbetungen, ewige · Trauerkleidung · Heuken · Mode, spanische · Tracht, spanische · Spanische Mode · Oberschenkelhosen · Strümpfe · Pilaster · Haare, offene · Spitzbärte · Halskrausen · Krausen · Hauben · Kopfmäntel · Glockenmäntel · Kapitelle, ionische · Ionische Kapitelle · Handwerkszeichen · Hämmer · Winkel · Männer · Zimmermeister · Zimmermänner

Wappen:

Nachtigall

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Jost Nachtigall 1586, Salzböden“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/967> (Stand: 30.11.2007)