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Anna Brendel von Homburg 1553, Wiesbaden-Klarenthal

Wiesbaden-Klarenthal · Gem. Wiesbaden · Stadt Wiesbaden | Historisches Ortslexikon

Standort ↑

Standort:

Wiesbaden-Klarenthal

Angaben zum Standort:

Nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden, heute an der Außenwand eingemauert.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Wiesbaden, Evangelische Kapelle (Aus dem ehemaligen Kloster Klarenthal).

Merkmale ↑

Datierung:

1553

Größe:

107 x 216 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

5,5 cm

Beschreibung ↑

Beschreibung:

Im Bildfeld befindet sich vor einer Muschelnische die flachreliefierte Figur der Äbtissin im Habit, die Hände im Gebetsgestus aneinandergelegt, den Kopf leicht nach links geneigt. Auf der Randleiste umlaufende Grabinschrift; in den vier Ecken Ahnenwappen in runden Medaillons eingelassen. Platte quer gebrochen mit Schriftverlusten.

Die ungewöhnliche Formulierung des Todesdatums kam wahrscheinlich durch falsches Hinzusetzen von KL zustande; die gesamte Forschung zu Klarenthal setzte den Tod der Äbtissin zum 25. Oktober an.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en)

Stand:

Ordensangehörige · geistliche Personen

Enthaltene Wappen:

Brendel von Homburg, Kreis von Lindenfels¹⁾; Kalb von Rheinheim, Venningen.

In Blau zwei silberne Balken.

Dargestellte Personen:

Äbtissin Anna Brendel von Homburg.

Anna entstammte der Familie, die seit 1354 als Lehen der Grafen von Eppstein den Burggrafen von Homburg stellte und nach der Mitte des 14. Jahrhunderts in Wiesbaden begegnete.²⁾ Sie war eine Tochter des Friedrich Brendel von Homburg und der Lucia, Tochter Bernhards Kalb von Rheinheim und der Anna von Venningen.³⁾ Anna Brendel trat 1525 als Nachfolgerin der resignierten Äbtissin Marie von Hanau-Lichtenberg das Äbtissinnenamt an.⁴⁾ Insgesamt sind zwischen 1470 und 1553 sechs Mitglieder der Familie Brendel von Homburg Nonnen in Klarenthal gewesen.⁵⁾ Hatte Äbtissin Anna in den 1530er Jahren in Graf Philipp II. dem Altherrn von Nassau⁶⁾ noch einen Rückhalt, da dieser sich zunächst weigerte, die Reformation in seinen Landen einzuführen, so mußte sie in der Folgezeit zunehmend mit den Auswirkungen der Reformation kämpfen. Mangels Quellen kann die Beeinflußung des innerklösterlichen Lebens durch die Reformation kaum beurteilt werden; größere Einflüsse kamen von außen, etwa der Bauernaufstand 1525 oder der 1546 einsetzende Schmalkaldische Krieg. Von 1548 datiert die erzbischöfliche Aufforderung an Klarenthal, sich an den durch die Kriegsauswirkungen entstandenen Kosten zu beteiligen; in ihrem Aufruf an Graf Philipp II. sprach Äbtissin Anna von "dringender Not" und forderte ihn zur Unterstützung in der Subsidienfrage auf; ähnliches hatte sie in einem wenige Wochen zuvor an den Wiesbadener Amtmann Moritz von Presen gerichteten Schreiben formuliert.⁷⁾ Am 25. Februar 1550 wurde Klarenthal visitiert, sieben Nonnen sind in dem Visitationsbericht bezeugt.⁸⁾ Aus Angst vor den räuberischen Kriegszügen Markgraf Albrechts Alcibiades von Brandenburg verließen Äbtissin Anna und ihre Mitschwestern drei Jahre später Klarenthal und suchten in Wiesbaden Schutz.⁹⁾ Zwischenzeitlich hatte in der Grafschaft Nassau-Wiesbaden-Idstein die evangelische Kirchenordnung Einzug gehalten, die Klarenthaler Klarissen waren mittlerweile fast völlig isoliert. Kaum aus Wiesbaden zurückgekehrt, erlag Äbtissin Anna Brendel den Folgen einer Seuche. Sie war die letzte Äbtissin des Klosters.

Vgl. Czysz, Klarenthal 256 und Renkhoff, Wiesbaden im Mittelalter 218f.
Humbracht Taf. 157.
Czysz, Klarenthal 252-255 zu Marie von Hanau-Lichtenberg; vgl. zu Anna Brendels Amtsantritt auch Otto, Clarenthaler Studien I 191.
Czysz, Klarenthal 255; auch Otto, Clarenthaler Studien I. 192 mit den Namen Dorothea († 1472), Kunigundis († 1480), Dorothea († 1495), Hebelgin († 1507), Kungundis († 1524).
Vgl. zu seinem Grabmal in Idstein DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 450.
Vgl. Czysz, Klarenthal 268-270.
Ebd. 273.
Ebd. 275.

Inschrift ↑

Umschrift:

AN(N)O · 1553 · DIE · / K(A)L(ENDAS) · 25 · OCTO[BR(IS) O(BIIT) VE]NERA(N)DA · <U>ET</U> · NOBIL(IS) · D(OMI)NA · / SOROR · ANNA · / BRENDELI(N) · DE · HOMB[VRG AB]BATISSA · H(VIVS) · CO(N)V(E)NT(VS)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1553, am (...) Tag vor den Kalenden / am 25. Oktober, starb die ehrwürdige und edle Frau, Schwester Anna Brendel von Homburg, Äbtissin dieses Konvents.

Kommentar:

Erg. nach Helwich.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise ↑

Literatur:

Helwich, Syntagma 135
Otto, Clarenthaler Studien I 192 (nach Helwich), II 45 (nach Helwich)
Czysz, Klarenthal 279 (Abb.).

Sachbegriffe:

Wappen · Frauen · Geistliche · Äbtissinnen

Wappen:

Brendel von Homburg · Homburg, Brendel von · Kreis von Lindenfels · Lindenfels, Kreis von · Kalb von Rheinheim · Rheinheim, Kalb von · Venningen

Bearbeitung:

Die Inschriften der Stadt Wiesbaden. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees, unter Mitarbeit von Rüdiger Fuchs (Die Deutschen Inschriften 51), 2000, S. 59 f., Nr. 63.

Zitierweise ↑

„Anna Brendel von Homburg 1553, Wiesbaden-Klarenthal“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2143> (Stand: 21.3.2006)