Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 38. Frankenberg
Ortskennziffer
63500602014

Schloss Wolkersdorf

309 m über NN
Gemarkung Bottendorf, Gemeinde Burgwald, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Reste der ehemaligen Wasserburg Wolkersdorf haben sich nicht erhalten: Unter der Herrschaft Jérôme Bonapartes, Anfang des 19. Jahrhunderts König von Westphalen, wurde die gesamte Anlage abgebrochen. Die Herren von Helfenberg hatten in Wolkersdorf vermutlich Mitte des 13. Jahrhunderts ein befestigtes Haus errichtet, später bauten sie es zu einer Wasserburg aus. Der hessische Landgraf Heinrich III. ließ die Burg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts umbauen, sie diente als Jagdschloss und Verwaltungsmittelpunkt.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

etwa 4.5 km südlich von Frankenberg

Lage:

Die Wasserburg lag am Nordrand des Burgwaldes an der Nemphe, auf dem Gelände der heutigen Domäne Wolkersdorf.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Herren von Helfenberg begannen mit dem Bau oder möglicherweise dem Ausbau der Burg in Wolkersdorf, nachdem der hessische Landgraf 1293 ihre Burg Helfenberg bei Wolfhagen zerstört hatte. Im 14. Jahrhundert stritten sich die hessischen Landgrafen und die Mainzer Erzbischöfe um die Burg, 1389 wurde sie von den Mainzern erobert, fiel jedoch letztlich an die Landgrafen. Gegen Ende des 30jährigen Krieges wurde die Burg 1646 erobert und teilweise zerstört. Pläne zu einem barocken Neubau des Schlosses wurden nicht verwirklicht. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss auf Abriss verkauft.

Ersterwähnung:

1310

Laufzeit:

13. Jahrhundert–19. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

Die Burg war zunächst im Besitz der Herren von Helfenberg, die sie 1310 dem hessischen Landgrafen zu Lehen auftrugen. Im Jahre 1324 belehnte Eckhard von Helfenberg dann Heinrich von Saulheim mit der Burg, verkaufte dem Mainzer Erzbischof Mathias die Hälfte des Ortes Wolkersdorf, später wohl auch der Burg. 1328 kaufte Friedrich von Bicken zu Kesterburg eine Hälfte der Burg, sein Neffe trat sie 1389 an den hessischen Landgrafen ab. Der Mainzer Erzbischof eroberte die Burg daraufhin im Mai 1392 und übergab sie 1394 wieder an die Inhaber des Lehens Siegfried und Volprecht von Biedenfeld. 1409 verkaufte Rudolf von Helfenberg die zweite Hälfte der Burg an den hessichen Landgrafen, der so alleiniger Besitzer der Burg wurde. Im 15. Jahrhundert war die Burg mehrfach verpfändet - 1408 an Eckhard und Volprecht von Dersch, 1418 an Johann Frieseck von Nyheim, 1431 an Hans Hug seinen Sohn Heinrich, 1451 an Johann von Ditzinghausen. 1479 löste Landgraf Heinrich III. von Oberhessen das Schloss von Johanns Witwe Margarethe von Ditzinghausen und ihrem Schwiegersohn Johann von Roßdorf wieder ein.

Abgang:

Unter Jérôme Bonaparte, 1807 bis 1813 König von Westphalen, wurde das Schloss 1811 auf Abriss verkauft um Kosten zu sparen. Bis 1813 war es abgetragen.

1885 (Hektar): 222, davon 191 Acker (= 86.04 %), 18 Wiesen (Domäne Wolkersdorf) (= 8.11 %)

1885 (Hektar): 1018, davon 3 Acker (= 0.29 %), 2999 Holzungen (Oberförsterei Wolkersdorf) (= 294.60 %)

1928: Eingemeindung von Teilen der aufgelösten Oberförsterei Wolkersdorf nach Ernsthausen, Roda, Bottendorf und Wiesenfeld

Sonstiges:

Margarethe von der Saale, Nebenfrau des Landgrafen Philipp I. von Hessen, lebte nach der Eheschliessung im März 1540 für zwei Jahre auf Schloss Wolkersdorf.

Da Filial von Bottendorf, Einführung der Reformation vermutlich ab 1527. Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Anfang des 14. Jahrhunderts ließen die Herren von Helfenberg in Wolkersdorf eine Wasserburg errichten, vermutlich bauten sie eine ältere Burganlage aus, die sie möglicherweise um 1250 angelegt hatten. 1477 (Chronik des Wigand von Gerstenberg) oder 1479 (erste Baurechnungen) begann Hofbaumeister Hans Jakob von Ettlingen im Auftrag des Landgrafen Heinrich III. von Oberhessen, genannt der Reiche, mit dem Neubau der Burg. Die älteren Gebäude sowie der obere Teil des Bergfrieds wurden abgebrochen, die hauptsächlichen Bauarbeiten dauerten vermutlich bis 1486, danach begannen die Arbeiten an den Teichen und Gräben und später der Vorburg (vielleicht 1496). Die Kernburg blieb in den folgenden Jahrhunderten weitgehend unverändert, der Gebäudebestand der Vorburg hingegen änderte sich mehrfach. 1711 wurde zudem ein Vorwerk angelegt. Pläne zu einem barocken Neubau des Schlosses wurden nicht verwirklicht (siehe Entwurfszeichnungen unter den Abbildungen).

Baubeschreibung:

Ursprünglich war Burg Wolkersdorf vermutlich eine wassergeschützte Turmburg. Das 1479 über den Grundmauern der älteren Burganlage errichtete Schloss Wolkersdorf bestand aus zwei parallelen, in Nord-Süd-Richtungen verlaufenden Wohnflügeln, zwischen denen im Süden der zum Treppenturm umgebaute Bergfried der Vorgängerburg stand. Der östliche Wohnbau war viergeschossig, der westlich dreigeschossig. Die beiden unteren Geschosse waren massiv, die Fachwerkgeschosse hatten zahlreiche Erkertürmchen. Diese Kernburg umgab Hans Jakob von Ettlingen mit einem quadratischen Zwinger, an dessen Nordwestecke ein Torbau mit Doppelturm stand, an den übrigen Ecken jeweils ein Rundturm. An der südlichen Mauer stand der langgestreckte Marstall. Ein größerer Teich schützte die Südseite der Burg, an den übrigen Seiten war sie von der Vorburg umgeben.

Erhaltungszustand:

Reste der Burg haben sich nicht erhalten.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg; Wasserburg

Rechtstyp:

Herrenhaus; Landesburg@Erzstift Mainz; Landesburg@Landgrafschaft Hessen

Funktionstyp:

Amtssitz (zeitweise)

Nachweise

Quellen:

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Wolkersdorf, Gemeinde Burgwald“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/63500602014> (Stand: 8.2.2019)