Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

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4820 Bad Wildungen
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Ortskennziffer
63500911006

Schloss Christiansburg

261 m über NN
Gemarkung Kleinern, Gemeinde Edertal, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Gut drei Jahrzehnte lang war das Dorf Kleinern Residenz der Grafschaft Waldeck-Wildungen. Graf Christian Ludwig hatte Mitte des 17. Jahrhunderts das Schloss der Herren von Geismar in Kleinern gekauft und erneuern lassen. Die vierflügelige Schlossanlage stand am südlichen Rand des Ortes und war von einem Wassergraben umgeben. Nachdem Graf Christian Ludwig auch Waldeck-Eisenberg geerbt hatte und damit alleiniger Herrscher der Grafschaft Waldeck geworden war, verlegte er seine Residenz nach Arolsen. Sein Sohn Friedrich Anton Ulrich bewohnte das Schloss bis 1706 und ließ es 1709/10 vollständig abbrechen. Allein einige Bauzeichnungen des 17. Jahrhunderts vermitteln heute noch einen Eindruck vom Aussehen der Schlossanlage.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Burg Kleinern

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

etwa 5 km nordwestlich von Bad Wildungen

Lage:

Das Schloss befand sich am südlichen Ortsrand von Kleinern, unterhalb der Wesetalstraße zwischen Mühlenstraße und dem Heimbach.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Anfang des 13. Jahrhunderts erstmals nachweisbare Familie Gumpert von Kleinern, Vasallen der Waldecker Grafen, hatte bis mindestens 1350 einen Hof oder Burgsitz in Kleinern. Für das Jahr 1510 lässt sich ein freier Hof der Grafen von Waldeck in Kleinern nachweisen, den sie 1511 als freien Rittersitz an die Herren von Geismar verkauften. Die Familie von Geismar erbaute sich im 16. Jahrhundert ein neues Schloss in Kleinern. Es ist unklar, ob sich der Hof der Gumpert von Kleinern, der Geismar'sche Rittersitz und das Geismar'sche Schloss an der gleichen Stelle befanden.

Nachdem Graf Christian Ludwig von Waldeck-Wildungen das Schloss 1661 gekauft und erneuert hatte, machte er es zu seiner Residenz und zog mit Hofstaat, Kanzlei und Regierung nach Kleinern. 1692 erbte er die Grafschaft Waldeck-Eisenberg und verlegte seine Residenz 1695 nach Schloss Arolsen. Sein Sohn Friedrich Anton Ulrich lebte von 1701 bis zu seinem Regierungsantritt 1706 in Kleinern.

Laufzeit:

(14.) 16. Jahrhundert–Anfang 18. Jahrhundert

Besitzgeschichte:

Ein Burgsitz in Kleinern lässt sich im 13. und 14. Jahrhundert im Besitz der Herren von Kleinern nachweisen. Im frühen 16. Jahrhundert besaßen die Grafen von Waldeck einen Hof, den sie 1511 „als freien Rittersitz“ an die Herren von Geismar verkauften. Graf Christian Ludwig von Waldeck erwarb 1661 das Schloss der Familie von Geismar und alle ihre Besitzungen in Kleinern.

Abgang:

Schloss Christiansburg wurde 1709/10 abgebrochen.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Vermutlich im 16. Jahrhundert ließen sich die Herren von Geismar ein Schloss in Kleinern erbauen. Unter Asmus II. von Geismar entstand 1613 ein „neuer Bau“. Graf Christian Ludwig von Waldeck beauftragte 1661 den Architekten Emanuel Brand mit der Erneuerung dieses Schlossbaus, der Innenausbau zog sich bis 1674 hin, die letzten Baurechnungen stammen aus 1677/78. In den Jahren 1678 bis 1684 wurde der zum Schloss gehörige Wirtschaftshof errichtet.

Baubeschreibung:

Christiansburg war eine Vierflügelanlage um einen annähernd quadratischen Innenhof, die von einem Wassergraben umgeben war und an die sich im Süden ein Ziergarten anschloss. Der Zugang erfolgte durch eine Tordurchfahrt im Nordflügel, der zur Straße hin lag. Der Südflügel war dreigeschossig und hatte an seiner Außenseite einen Rundturm und einen zweigeschossigen Erkervorbau. Die übrigen Flügel waren zweigeschossig. Die Geschosshöhe in Ost- und Süd- und Westflügel war niedriger als im Nordflügel, im Südflügel nahm die Geschosshöhe von Stockwerk zu Stockwerk ab. Der Ostflügel hatte zum Innenhof hin einen Arkadengang, darüber im Obergeschoss einen Saal mit offenem Kamin. Der Westflügel besaß im Erdgeschoss einen Saal mit vier Mittelsäulen, der bis zur Südfront des Schlosses reichte. In der Nordwestecke des Innenhofes stand ein quadratischer Bau. Alle Flügel hatten Satteldächer, Ost- und Westflügel waren niedriger als Nord- und Südflügel.

Erhaltungszustand:

Graf Friedrich Anton Ulrich von Waldeck ließ das Schloss 1709/10 vollständig abbrechen.

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg; Wasserburg; Schloss

Rechtstyp:

Herrenhaus

Funktionstyp:

Wohnsitz

Nachweise

Quellen:

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Christiansburg, Gemeinde Edertal“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/7565> (Stand: 2.10.2018)