Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4822 Gudensberg
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Ortskennziffer
63400705002

Obernburg Gudensberg

306 m über NN
Gemarkung Gudensberg, Gemeinde Gudensberg, Schwalm-Eder-Kreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Obernburg liegt auf einer Basaltkuppe im Süden des Gudensberger Stadtgebietes. Spätestens seit dem Jahr 1045 war die Obernburg Sitz der Grafen des Hessengaus, dann Stützpunkt der Landgrafen von Thüringen und danach der hessischen Landgrafen in den Auseinandersetzungen mit den Mainzer Erzbischöfen. Die Gestalt der Burganlage wurde entscheidend vom dreigeschossigen Palas und dem markanten viereckigen Bergfried bestimmt. Ende des 16. bzw. Anfang des 17. Jahrhunderts verfiel die Obernburg allmählich, der Bergfried stürzte 1613 ein. Erhalten sind der Stumpf des viereckigen Bergfrieds, Reste der mehreckigen Ringmauer und das nordöstlich gelegene Burgtor.

Basisdaten

Historische Namensformen:

  • Udensberc (1121)

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

16 km nordnordwestlich von Homberg (Efze) gelegen

Lage:

Im Süden der Stadt Gudensberg liegt die Ruine der Obernburg auf einer steil aufragenden Basaltkuppe, dem sog. Schloßberg. Durch einen schmalen Sattel nach Nordwesten abgesetzt befindet sich die Wenigenburg, von der sich nur geringe Reste erhalten haben, auf einem kleineren Felsvorsprung.

Geschichte

Burggeschichte:

Spätestens seit 1045 war der Schloßberg Sitz der Grafen im Hessengau, die seit dem Jahr 1027 von den Grafen Werner gestellt wurden. Von diesen erbten 1121 die Gisonen die Grafschaft Maden und somit vermutlich auch die sog. Obernburg. 1387 verteidigte der Burgmann Eckebrecht von Grifte die nun hessische Obernburg gegen das Belagerungsheer Erzbischof Adolfs von Mainz. Zwischen 1413 und 1427 machte Landgraf Ludwig I. die Obernburg abermals zum hessischen Hauptstützpunkt während der hessischen Auseinandersetzungen mit dem Erzstift Mainz. Im Dreißigjährigen Krieg ließ der kaiserliche Feldherr Tilly auf der Obernburg einen Landtag der hessischen Städte abhalten. Im Jahr 1640 verwüsteten kroatische Reiter die Obernburg. Während des Siebenjährigen Krieges nahmen französische Truppen die zu diesem Zeitpunkt schon äußerst baufällige Burganlage ein, kapitulierten jedoch nach schwerer Beschießung durch britische Truppen zwei Tage später.

Ersterwähnung:

1121

Letzterwähnung:

1700

Besitzgeschichte:

Nach dem Aussterben der Grafen Werner erben 1121 die Gisonen die Grafschaft Maden-Gudensberg und somit vermutlich auch die sog. Obernburg. 1137 kommt die Grafschaft samt Burg in Folge des Todes von Giso V. an dessen Schwager, den Ludowinger und späteren Landgrafen Heinrich I. von Thüringen. Mitte des 12. Jahrhundert macht Graf Heinrich Raspe II. von Maden-Gudensberg, zweiter Sohn Landgraf Ludwigs I. von Thüringen, die Obernburg zu seiner Residenz und nennt sich fortan auch Graf von Hessen. Nach dem Tod Graf Heinrich Raspes II. fällt die Grafschaft Maden-Gudensberg bzw. Hessen an die ludowingischen Landgrafen von Thüringen zurück. Mit dem Aussterben der männlichen Linie der Ludowinger im Jahr 1247 gelangt die Obernburg als mainzisches Lehen an Herzogin Sophie Brabant bzw. an ihren Sohn, Landgraf Heinrich I. von Hessen. 1254 setzt Landgräfin Sophie Burg und Schloss Gudensberg Herzog Albrecht von Braunschweig als Unterpfand für die Mitgift ihrer Tochter ein. In einer Bündnisvereinbarung mit dem Mainzer Erzbischof wird diesem die Burg 1293 als Pfand in Aussicht gestellt. 1312/14 gelingt es Landgraf Otto I. mit Unterstützung des Grafen Heinrichs IV. von Waldeck, die Burg gewaltsam in hessischen Besitz zurückzuführen. In der Folge besetzen die Landgrafen die Obernburg oftmals mit niederadligen Burgmann aus der näheren Umgebung, so etwa mit dem 1387 bezeugten Eckebrecht von Grifte.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Um das Jahr 1500 befand sich die Obernburg wohl noch in gutem Zustand und beherbergte zeitweise ein Pulvermagazin. Erst Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts scheint die Anlage allmählich verfallen zu sein, so dass die militärischen Handlungen im Dreißigjährigen bzw. im Siebenjährigen Krieg bereits eine kaum noch funktionsfähige Verteidigungsanlage trafen. So stürzte etwa im Jahr 1613 der Bergfried ein. Zur Zeit des Königreichs Westphalen (1807-1813) wurden die noch bestehenden Burggebäude auf Abbruch verkauft. Im Jahr 1901 wurde die Stadt Gudensberg schließlich Eigentümerin des Schlossberges mit der Ruine der Obernburg.

Erhaltungszustand:

Von der Obernburg haben sich Reste der mehreckigen Ringmauer und des quadratischen Bergfrieds sowie einige Gebäudereste erhalten. Das Burgtor wurde 1850 erstmals gesichert und einer Renovation unterzogen, 1900 erneuerte man schließlich die Umfassungsmauer und 1950 erfolgte schließlich die Ausbesserung des Bergfrieds. Von 1985 bis 2005 wurden Erneuerungsarbeiten zur Sicherung der Ring- und Zwingermauer sowie des Schalenturms vom 'Verein der Obernburgfreunde Gudensberg e.V.' vorgenommen.

Grabungen und Funde:

Bei einer Grabungskampagne wurden auf dem Burgberg Keramikfunde gemacht, die auf die Mitte des 9. bzw. den Anfang des 10. Jahrhunderts datieren.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Gipfelburg

Rechtstyp:

Lehnsburg; Pfandburg

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Obernburg Gudensberg

Zitierweise
„Obernburg Gudensberg, Gemeinde Gudensberg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/4143> (Stand: 16.3.2022)