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Ortskennziffer
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Schloss Rauischholzhausen

245 m über NN
Gemarkung Rauischholzhausen, Gemeinde Ebsdorfergrund, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Das Schloss befindet sich an der Stelle der früheren Rauischen Burg am südöstlichen Ortsrand von Rauischholzhausen. 1873 erwarb der Industrielle Ferdinand Eduard von Stumm (1843–1925) das Burggelände, ließ die letzten Reste der Burganlage abtragen und stattdessen eine Schlossanlage errichten. Beim Schloss handelt es sich um einen dreiflügeligen, in Massiv- und Fachwerkbauweise gefertigten Bau historistischen Stils. Umgeben wir die Schlossanlage von einem weitläufigen englischen Landschaftspark. Derzeit befindet sich das Schloss im Besitz der Justus-Liebig-Universität Gießen, die es als Tagungsort nutzt.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Neu-Potsdam
  • Neu Potsdam

Ortstyp:

Schloss

Lagebezug:

10 km südöstlich von Marburg gelegen

Lage:

Schloss- und Parkanlage befinden sich am südöstlichen Rand des alten Ortskerns von Rauischholzhausen.

Geschichte

Besitzgeschichte:

Im Jahr 1873 erwarb der Industrielle und Legationssekretär Ferdinand Eduard von Stumm (1843–1925) ein Wald- und Wiesengelände in Rauischholzhausen, auf dem sich vormals vermutlich die Burg bzw. ein Burgsitz der Rau von Holzhausen (Rauische Burg bzw. Untere Burg) befand. Stumm ließ die letzten Reste der Burganlage abtragen und errichtete an der Stelle ein Schlossanlage in historistischem Stil mit englischem Landschaftspark. Nachdem im Winter 1939/1940 ein schwerer Sturm den Schlosspark verwüstete, veräußerte Ferdinand von Stumm, der 1925 das Erbe seines Vaters angetreten hatte, den Landschaftspark 1941/1942. Derzeit befindet sich das Schloss im Besitz der Justus-Liebig-Universität Gießen, die es als Tagungsort nutzt.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Die Schlossanlage wurde zwischen 1873 und 1878 im Auftrag des Industriellen und Legationssekretär Ferdinand Eduard Stumm nach Plänen von Carl Schäfer, Carl Jonas Mylius und Alfred Friedrich Bluntschli erbaut. Planung wie Realisierung der Parkanlage englischen Stils erfolgten durch den Frankfurter Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer. Seiner Schlossanlage gab Stumm schließlich den Namen "Neu Potsdam". Um das Jahr 1900 wurde dem östlichen Nebenbau des Schlosses durch Ludwig Neher und Aage von Kauffmann der sog. Kinderbau angefügt. Daneben wurden in dieser Zeit nördlich der Durchfahrt weitere Erweiterungsmaßnahmen ausgeführt. 1905 erfolgte die Aufstockung des westlich gelegenen Bibliotheksflügels. Seit 1956 befindet sich der Schlosspark unter Landschaftsschutz. Im Jahr 2009 fand er zudem Aufnahme in die Europäische Themenroute des European Garden Heritage Network.

Baubeschreibung:

Bei dem Schlossbau handelt es sich um drei stumpfwinkling aneinander gefügte Flügel, die in Sandstein und Fachwerkbauweise errichtet wurden und über steile Dächer verfügen. Durch einen Gang über der Durchfahrt gehen das massive Herrenhaus und der ostwärts gelegene Nebeflügel, dessen Obergeschoss aus Fachwerk besteht, eine Verbindung ein.

Der zur Schlossanlage gehörige Landschaftspark englischen Stils umfasst eine Fläche von etwa 30 Hektar. Die Hauptschauseite des Schlossbaus liegt in nördlicher Richtung und wird durch ein risalitartigen Turm auf rechteckigem Grundriss mit Fachwerkaufbau samt runden Ecktürmchen geprägt. Durch die Anordnung des steinern Herrenhauses zwischen dem abgewinkelten Bibliotheksflügel im Westen und den Nebenbauten im Osten ergibt sich ein offener Hof. Der Nebenbau (auch Kinderbau genannt) im östlichen Bereich der Schlossanlage verfügt über ein Buntsandstein-Portal aus dem 17. Jahrhundert, das vormals höchstwahrscheinlich Teil des Rauischen Burghauses gewesen ist. Die Verbindung zwischen Herrenhaus und Bibliotheksflügel wird durch den oktogonalen Treppenturm mit Fachwerkaufbau unter Welscher Haube hergestellt. In das Mauerwerk des oktogonalen Treppenturms ist ein originaler Wappenstein des italienischen Kardinals Scipione Borghese (?) integriert. Im Zentrum der Schlossanlage steht das massive Herrenhaus, in dessen Mitte unterhalb eines Steinbalkons wiederum das prächtige rundbogige Hauptportal (bez. 1876) eingelassen ist. Das Innere der Schlossflügel ist mit Einrichtungsgegenständen aus der Neurenaissance, dem Neubarock und der Gründerzeit ausgestattet.

Umgeben wir die Schlossanlage von einem Landschaftspark englischen Stils, der eine Gesamtfläche von zur Zeit 30 Hektar umfasst. Die künstlich angelegten Teiche im südlichen,westlichen und nördlichen Bereich des Schlossparks werden vom Rülfbach gespeist.

Erhaltungszustand:

Im Innern des Schlossbaus hat sich insbesondere das wandfeste Inventar aus der Gründerzeit, der Bauzeit von Schloss Rauischholzhausen, erhalten. Von der ursprünglichen Anlage des Landschaftsparks, der das Schloss umgibt, existiert bis heute der Kernbereich mit einer Fläche von 30 Hektar. Erhalten sind zudem zwei korinthische Kapitelle, fünf Statuen und zwei Büsten aus der Stummschen Skulpturensammlung, die seit 1912 im Park ausgestellt wurden. Insgesamt setzt sich der Schlosspark aus größeren Wiesenflächen, Waldstücken mit zum Teil fremdländischen Gehölzen und Geländeaufschüttungen zusammen, durch die das Gelände des Parks jeweils stark modelliert wurde.

Burgtyp

Bautyp:

Schloss

Funktionstyp:

Herrensitz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Schloss Rauischholzhausen

Zitierweise
„Schloss Rauischholzhausen, Gemeinde Ebsdorfergrund“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/15167> (Stand: 20.1.2022)