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Ortskennziffer
53400803004

Burg Ebsdorf

201 m über NN
Gemarkung Ebsdorf, Gemeinde Ebsdorfergrund, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Burg lag nördlich der Zwester Ohm in der locker bebauten nördlichen Ortslage außerhalb des historischen Dorfkerns von Ebsdorf. Weder zum Errichtungszeitpunkt der Anlage noch zu deren Bauherrn liegen urkundliche Hinweise vor. Angenommen wird, dass die Burg durch eine ortsansässisgen niederadlige Familie im 15. Jahrhundert erbaut wurde, wofür auch die Lage außerhalb des alten Ortskerns von Ebsdorf spricht. Bei der Burganlage handelte es sich vielleicht um ein wohnturmartiges Steinhaus auf quadratischem Grundriss von 6,6 x 6,6 m mit einer Mauerstärke von etwa 1 m, zu dem wahrscheinlich weitere Nebenbauten und eine Umfassungsmauer gehörten. Vermutlich im Laufe des 16. Jahrhunderts verfiel die kleine Burg allmählich. Noch im Gelände erkennbar der neuzeitlich bebaute Burghügel, weitere Baureste sind oberirdisch hingegen nicht erkennbar.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Steinhaus Ebsdorf
  • Auf dem Steinernen Haus (Flurname)

Ortstyp:

Wohnturm; Wasserburg

Lagebezug:

9 km südsüdöstlich von Marburg gelegen

Lage:

Die Burg (das Steinhaus) lag nördlich der Zwester Ohm in der locker bebauten nördlichen Ortslage außerhalb des historischen Dorfkerns von Ebsdorf. Der Burghügel trägt die Flurbezeichnung "Steinhaus" und ist etwa 170 m von der Ebsdorfer Wehrkirche entfernt.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Erbauer und Bewohner des Wohnturms sind nicht bekannt. Es ist jedoch zu vermuten, dass die Burg von einer ortsansässisgen niederadligen Familie errichtet und genutzt wurde. Im Ort ansässige Niederadlige lassen sich in den Schriftquellen letztmalig 1353 nachweisen. Die Wahl des Bauplatzes etwas abseits des Ortskerns in der Nähe der Zwester Ohm ist von Meiborg als absichtliches Absetzen von der Dorfbevölkerung gedeutet worden. Diese abgesetzte Lage und der massive, turmähnliche Bau lassen die herausgehobene Stellung der Bewohner deutlich erkennen. Knappe hat vermutet, dass der Königshof Ebsdorf, der vor 1130 an das Mainzer St. Stephansstift gekommen sei, den Kern der Burg gebildet habe und im 12. Jahrhundert entstanden sei. Die Identifizierung der Burg als Platz des hochmittelalterlichen Königshofs Ebsdorf ist jedoch von Gockel zurückgewiesen worden.

Laufzeit:

15. Jahrhundert–2. Hälfte des 16. Jahrhunderts

Adel:

Herren von Ebsdorf? (1151-1353)

Bau und Baugeschichte

Baubeschreibung:

Das gefundene Steinhaus hat einen quadratischen Grundriss von 6,6 x 6,6 m mit etwa 1 m Mauerstärke. Das Haus ist nordsüd-gerichtet. Auf der westlichen Seite befindet sich ein ebenerdiger Eingang von etwa 1,4 m Breite. Bei der archäologischen Untersuchung konnten Reste der steinernen Türschwelle und die Türgewände noch an Ort und Stelle festgestellt werden. Die noch erhaltenen Mauern in Höhe von etwa 1 m bestanden "aus zweischaligem Sandsteinmauerwerk mit einem Kern aus Bruchsteinen im Mörtelbett" (Meiborg). Die Nordwest- und die Südwestecke des Steinhauses waren außen ausgebrochen. Görich und Meiborg haben das Ebsdorfer Steinhaus "als ein repräsentatives Gebäude des 15. Jahrhunderts" identifiziert, "das möglicherweise bis ins 16. Jahrhundert hinein genutzt wurde" (Meiborg). Meiborg hat jedoch statt des von Görich verwendeten Begriffs "Kemenate" von einem "spätmittelalterlichen Wohnturm" gesprochen und darauf hingewiesen, dass der Eingang nicht mehr im ersten Obergeschoss, sondern ebenerdig lag. Nach ihrer Auffassung "handelt es sich wohl um die einfachste Form des späten Wohnturms, der über einem quadratischen Grundriss nur drei bis vier Geschosse aufwies. Dabei besaß der Turm möglicherweise ab dem zweiten Obergeschoss eine - vielleicht überkragende - Fachwerkkonstruktion, da die Grundfläche (6 x 6 m) sehr klein ist und die Mauerstärke im Fundamentbereich mit einem Meter für eine mehrstöckige Steinkonstruktion recht schwach erscheint" Meiborg).

Nach Meiborg handelt es sich bei dem Ebsdorfer Steinhaus um den Wohnturm einer einfachen spätmittelalterlichen Burganlage, zu der möglicherweise Nebengebäude und eine Umfassungsmauer gehörten, die jedoch noch nicht festgstellt werden konnten. Die wenige Meter südlich verlaufende Zwester Ohm (deren spätmittelalterlichen Verlauf man nicht sicher rekonstruieren kann) bildete einen weiteren Schutz, so dass Meiborn die Anlage als "Sonderform einer Wasserburg" angesprochen hat.

Erhaltungszustand:

Der Burghügel ist teilweise bebaut, überirdische Reste sind nicht erkennbar.

Grabungen und Funde:

Willi Görich stellte bei einer Grabungskampagne im Herbst 1954 am Hangfuß eines Hügels von etwa 65 m Durchmesser Steinfundamente eines früheren quadratischen Gebäudes (6,6 m x 6,6 m, Mauerdicke: 1 m) fest, die er als Reste eines Steinhauses deutete. Bei der Grabung wie schon bei einer 1950 vorgenommenen Untersuchung fanden sich vor allem Lesefunde des späten 15. und frühen 16. Jahrhundert, aber auch wenige Scherben aus dem 9. und 10. Jahrhundert sowie Keramik des 11. bis 13. Jahrhundert. Nach Meiborg ist die Keramik aus der Nutzungszeit des Gebäudes "hauptsächlich dem 15. Jahrhundert oder dem Anfang des 16. Jahrhunderts" zuzuordnen. Eine ältere Scherbe ließ sich dem 13. Jahrhundert zuweisen. Neben den Keramikresten wurden eine Murmel aus Faststeinzeug, ein Eisennagel und ein Hohlschlüssel mit flachem Bart gefunden. Schieferbruchstücke deuten auf die Dacheindeckung, der Rest einer Butzenscheibe auf die Verglasung der Fenster hin.

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg; Wasserburg; Wohnturm

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Burg Ebsdorf

Zitierweise
„Burg Ebsdorf, Gemeinde Ebsdorfergrund“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14874> (Stand: 19.1.2022)