Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

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Ortskennziffer
44001801006

Schloss Ziegenberg

209 m über NN
Gemarkung Langenhain-Ziegenberg, Gemeinde Ober-Mörlen, Wetteraukreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die Herren von Falkenstein ließen die Burg Ziegenberg in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Grenzfeste errichten. Der runde Turm ist neben einigen Mauerresten das letzte Überbleibsel der mittelalterlichen Anlage. Mitte des 18. Jahrhunderts entstand an ihrer Stelle ein kleines Barockschloss mit einem Landschaftspark, bei dessen Gestaltung sich der Schlossherr Wilhelm Christoph von Diede von Johann Wolfgang von Goethe beraten ließ. Ende der 1930er Jahre wurde das Schloss zum „Führerhauptquartier Adlerhorst“ umgebaut und 1945 bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört. Seit Anfang der 1990er Jahre beherbergt das Schloss mehrere Eigentumswohnungen.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg; Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

Lagebezug:

8 km südwestlich von Butzbach

Lage:

Schloss Ziegenberg liegt westlich des Ortsteils Langenhain-Ziegenberg auf einem Bergspron oberhalb der Usa.

Geschichte

Burggeschichte:

Die Burg Ziegenberg wurde bereits kurz nach ihrem Bau wieder zerstört. Sie zählte zu den Falkensteiner Burgen, die im sogenannten Reichskrieg gegen Philipp d. Ä. von Falkenstein in den Jahren 1364 bis 1366 von Frankfurter Truppen eingenommen wurden. Noch im 14. Jahrhundert ließen die Falkensteiner ihre Burg wieder aufbauen.

Über die Gestaltung des Schlossparks führte Wilhelm Christoph von Diede im 18. Jahrhundert einen ausführlichen Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe, der - ohne Schloss Ziegenberg besucht zu haben - in seinem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ Motive der Ziegenberger Landschaft verarbeitete.

1939 wurde Schloss Ziegenberg zum „Führerhauptquartier Adlerhorst“ umgebaut. Es sollte als Hauptquartier für den Frankreichfeldzug dienen, Adolf Hitler lehnte den Standort jedoch schließlich als zu luxuriös und zu weit entfernt ab. In der Nähe von Münstereifel wurde daher ein neues Hauptquartier eingerichtet. 1944 leitete Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt von Schloss Ziegenberg aus die Ardennenoffensive.

Ersterwähnung:

1388

Laufzeit:

zwischen 1356 und 1366–

Besitzgeschichte:

Mitte des 14. Jahrhunderts (1356) erwarben die Herren von Falkenstein den Mörler Grund als Erblehen von den Herren von Eppstein und errichteten die Burg Ziegenberg. Als die Falkensteiner 1418 in männlicher Linie ausstarben, fiel die Burg wieder an die Eppsteiner. Im Jahre 1478 verkauften Gottfried IX. von Eppstein-Münzenberg und sein Bruder Johann dem Grafen Philipp von Katzenelnbogen Schloss Ziegenberg und mehrere Dörfer für insgesamt 40.000 Gulden. Nach seinem Tod ein Jahr später ging der Katzenelnbogener Besitz über seine Erbtochter Anna an die hessischen Landgrafen, ihr Ehemann Heinrich III. von Hessen erhielt aufgrund dieses Erbes den Beinamen der Reiche. Wilhelm III. von Hessen verschrieb das Schloss Ziegenberg 1492 Gottfried von Eppstein-Münzenberg, 1506 wurde Jost von Drachsdorf (Traxdorf, Draxdorf) mit dem Besitz belehnt. 1557 vergab Philipp der Großmütige das Lehen an Konrad Diede zum Fürstenstein, den Schwiegersohn Drachsdorfs. Die Diede zum Fürstenstein blieben bis 1807 im Besitz des Schlosses. Danach gehörte es zunächst den Freiherren von Löw, dann der Familie von Rantzau. 1896 erwarb die Frankfurter Industriellenfamilie Passavant-Gontard das Anwesen und übereignete es 1937/38 dem Deutschen Reich. 1965 zogen die Künstler Gerhard Erb und Hans Adam in den Schlossturm ein, 1987 ersteigerte das Butzbacher Unternehmen H.S. Immobilien das Schloss, baute es zu Wohnzwecken um und richtete mehrere Eigentumswohnungen ein.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Der mittelalterlich Burgbau ließen die Falkensteiner im 14. Jahrhundert errichten, vermutlich zwischen 1356 und 1366 und möglicherweise anstelle eines älteren Wehrbaus. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Anlage wahrscheinlich vergrößert und ausgebaut. Im 18. Jahrhundert ließ Eitel von Diede einen barocken Neubau errichten, er trägt die Jahreszahl 1747. Um das Schloss herum wurde zwischen 1770 und 1780 unter Wilhelm Christoph von Diede und seiner Frau Louise ein ausgedehnter Naturpark angelegt.

Fritz Todt und Albert Speer projektierten 1939 bis 1941 den Umbau des Schlosses zum „Führerhauptquartier Adlerhorst“ und ließen in der Umgebung große Bunkeranlagen erbauen. Nach der Zerstörung im März 1945 wurde die Ruine des Schlossgebäudes gesichert, Anfang der 1990er Jahre wurde es saniert und Eigentumswohnungen eingerichtet.

Baubeschreibung:

Der zweigeschossige Schlossbau des 18. Jahrhunderts hat einen F-förmigen Grundriss, ein Mansarddach und eine zentrale zweiläufige Treppe an der Südseite. An der südwestlichen Ecke erhebt sich der mittelalterliche Rundturm.

Erhaltungszustand:

Von der mittelalterlichen Burganlage existiert noch der Rundturm sowie einige Mauerreste. In Form und Größe entspricht der heutige Bau dem barocken Schloßgebäude. Im Innern ist er jedoch nach der Zerstörung von 1945 und dem Einbau der Eigentumswohnungen Anfang der 1990er Jahre völlig verändert.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg; Spornburg; Schloss

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Ziegenberg, Gemeinde Ober-Mörlen“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14720> (Stand: 18.9.2018)