Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

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5518 Butzbach
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Ortskennziffer
44000502010

Schloss Butzbach

196 m über NN
Gemarkung Butzbach, Gemeinde Butzbach, Wetteraukreis
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Zwei Flügel der heute hufeisenförmigen Schlossanlage in Butzbach gehen auf das späte Mittelalter zurück: der Ostflügel mit den mächtigen Rundtürmen auf einen Bau der Falkensteiner aus dem 14. Jahrhundert und der Südflügel auf einen Bau der hessischen Landgrafen aus dem späten 15. und frühen 16. Jahrhundert. Der Westflügel kam erst 1937 hinzu, als das Schloss bereits seit über einhundert Jahren als Kaserne diente. Im 19. Jahrhundert hat der Bau den größten Teil seines architektonischen Schmucks verloren. Bis 1991 war das Schloss amerikanische Kaserne, seit 2002 ist hier das Butzbacher Rathaus untergebracht.

Basisdaten

Weitere Namen:

  • Landgräflich hessisches Schloss, Landgrafenschloss
  • Reiterkaserne, Schloss-Kaserne

Ortstyp:

Schloss

Bezeichnung der Siedlung:

  • in der nüwen bürg (1393/94) [Bürgermeisterrechnungen, zitiert bei Wolf, Forschungen, S. 110 ]
  • dij burg (1394) [Bürgermeisterrechnungen, zitiert bei Wolf, Forschungen, S. 110 ]
  • die Kemenate mit dem Schiefersteindach und dem daranstehenden Turm (1435) [Eppstein-Königsteiner Teilungsvertrag, zitiert bei Wolf, Forschungen, S. 112 ]
  • unser burg und husunge mit sampt dene thorne (1479) [Wolf, Forschungen, S. 113 ]

Lage:

Das ehemalige Schloss befindet sich am südöstlichen Rand der Altstadt.

Geschichte

Burggeschichte:

Der Schlosskomplex Butzbach entwickelte sich um die ehemalige Butzbacher Wasserburg herum und war 1478 viergeteilt: Eppstein-Königstein (später Stolberg, dann Kurmainz), Katzenelnbogen (seit 1479 Hessen), Solms-Lich und Solms-Braunfels besaßen Anteile an Stadt und Burgbezirk. Die Burgsitze Eppstein-Königsteins und Katzenelnbogens bilden den Ost- beziehungsweise Südflügel des im 17. Jahrhundert von Philipp III. von Hessen-Darmstadt-Butzbach erneuerten landgräflichen Schlosses Butzbach, die Grafen von Solms-Lich errichteten das Solmser Schloss Butzbach, die Grafen von Solms-Braunfels den Solms-Braunfelser Hof Butzbach.

Das Butzbacher Schloss war in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Residenz der kurzlebigen landgräflichen Nebenlinie Hessen-Darmstadt-Butzbach, die mit dem Tod ihres Begründers Philipp III. bereits 1643 wieder endete. Seit 1818 wurde das Schloss als Kaserne genutzt, kam 1945 unter amerikanische Verwaltung und diente bis März 1946 als Internierungslager (Internment Camp 99), bis 1950 als Flüchtlingslager der International Refugees' Organisation und bis 1991 als US-Army Schloss-Kaserne-Butzbach. 1991 bis 1993 war hier ein Durchgangslager für Asylbewerber untergebracht; nach umfangreichen Umbauarbeiten zog 2002 die Stadtverwaltung in das Butzbacher Schloss ein.

Ersterwähnung:

1394

Laufzeit:

um 1390–

Besitzgeschichte:

Der älteste Teil des Butzbacher Schlosses wurde von den Herren von Falkenstein errichtet. Nach ihrem Aussterben 1418 kam das Schloss an die Herren von Eppstein. Nach mehreren Teilungen hatte die Burganlage 1478 vier Besitzer: Eppstein-Königstein, Katzenelnbogen, Solms-Münzenberg und Solms-Braunfels (siehe Solmser Schloss). 1479 übernahm der hessische Landgraf den Katzenelnbogener Teil, 1595 kaufte Hessen-Marburg den Eppstein-Königsteiner Anteil, der mittlerweile über die Stolberger an Kurmainz gekommen war. Die Linie Hessen-Marburg starb 1604 aus, ihr Erbe ging an Hessen-Darmstadt und Butzbach kam 1609 an Philipp III. von Hessen-Darmstadt-Butzbach. Nach seinem Tod war das Schloss Witwensitz, ab dem frühen 19. Jahrhundert Kaserne. Von 1945 bis 1991 war die Schlosskaserne unter amerikanischer Verwaltung. Mitte der 1990er Jahre erwarb die Stadt Butzbach das Schloss.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

In den 1390er Jahren ließ Philipp (VII.) von Falkenstein einen Burgbau errichten, der 1435 einen Turm besaß. Die beiden runden Geschütztürme wurden vor 1479 ergänzt. Vermutlich an Stelle älterer Burgbauten ließ Landgraf Wilhelm II. von Hessen Anfang des 16. Jahrhunderts ein neues Burggebäude errichten, gegen dessen Bau die Grafen von Königstein 1507 klagten. 1603 brannten die beiden Schlossbauten teilweise aus und wurden unter Philipp III. von Hessen-Darmstadt-Butzbach ab 1609 in barockem Stil erneuert. Die 1617/18 auf dem Dach des Südflügels errichtete Sternwarte stürzte 1629 ein. Mit ihrer Nutzung als Kaserne seit 1818/24 erfuhr die Schlossanlage starke Umbauten und verlor ihren repräsentativen Charakter. 1937 kam ein westlicher Flügel hinzu, der als Mannschaftsbau der Wehrmachtskaserne diente.

Grundlegend umgebaut wurde das Schlossareal 1998 bis 2002, in die beiden mittelalterlichen Flügel zog die Butzbacher Stadtverwaltung ein.

Baubeschreibung:

Das Butzbacher Schloss ist heute eine hufeisenförmige Anlage mit einem älteren Ostflügel (Kemenate, Alter Bau, Hauptschloss, im Kern 14. Jahrhundert) und einem jüngeren Südflügel (Neuer Bau, im Kern 16. Jahrhundert) und einem erst 1937 errichteten Westflügel. Dem Ostflügel mit einer Grundfläche von etwa 50 x 22 m sind an nord- und südöstlicher Ecke jeweils ein Rundturm vorgelagert, der zentrale achteckige Treppen- und Glockenturm an der Westseite ist im 19. Jahrhundert abgebrochen worden. Im 14. Jahrhundert war dieser Bau weiß verputzt und hatte rote Eckquader. An der südwestlichen Ecke schließt sich der Südflügel an, dessen Grundriss ein langrechteckiges Trapez bildet (51/46 x 13,5 m). An der Nordseite hat der Bau einen vorgelagerten Treppen- und Torturm. Die Fassaden- und Dachgestaltung geht im Wesentlichen auf die Umbauten des 19. Jahrhunderts zurück, als 1818 der Treppenturm am Ostflügel abgebrochen und 1824 architektonische Schmuckelement an beiden Flügeln weitgehend entfernt wurden.

Erhaltungszustand:

Ost- und Südflügel des Schlosses sind trotz vielfacher Umbauten im Kern noch spätmittelalterlich.

Grabungen und Funde:

Bei baubegleitenden archäologischen Untersuchungen wurden 1999/2000 im Südflügel (Neuer Bau) Reste von Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert entdeckt.

Denkmaltopographie:

DenkXweb Kulturdenkmäler in Hessen

Burgtyp

Bautyp:

Niederungsburg; Wasserburg; Schloss

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Schloss Butzbach, Gemeinde Butzbach“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14678> (Stand: 18.9.2018)