Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Burgen, Schlösser, Herrenhäuser

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
5219 Amöneburg
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Ortskennziffer
53400101030

Mainzische Burg Amöneburg

365 m über NN
Gemarkung Amöneburg, Gemeinde Amöneburg, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Basisdaten | Geschichte | Bau und Baugeschichte | Burgtyp | Nachweise | Zitierweise | Indizes

Die mainzische Burg Amöneburg liegt auf dem höchsten, nach Südwesten gerichteten Punkt des Bergplateaus. Sie wurde nach 1165 an der Stelle einer älteren Burganlage errichtet und war bis in das 18. Jahrhundert Zentrum des mainzischen Besitzes in Oberhessen. Die Gebäude der nach dem Siebenjährigen Krieg verfallenden Burg wurden seit 1839 teilweise abgebrochen. Die erhaltenen baulichen Reste wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert ergänzt und zum Teil wieder aufgemauert.

Basisdaten

Ortstyp:

Burg

Bezeichnung der Siedlung:

  • castellum (1165)
  • turris (1189/90) [MzUB II, Nr. 0531]
  • castrum (1227)
  • castrum maius (1361)
  • slosz (1372)
  • arx (1493)

Lagebezug:

11 km ostsüdöstlich von Marburg gelegen

Lage:

Auf dem höchsten Punkt des Plateaus der Amöneburg, im Südwesten des Stadtbereichs, liegen die Reste der mainzischen Burganlage.

Geschichte

Burggeschichte:

Bereits für die Jahre 1145 und 1152/53 wird ein comes, Poppo I. von Reichenbach, auf der Amöneburg genannt. Die Burganlage, die sich zu einem der mainzischen Hauptstützpunkte in Hessen entwickelte, findet erstmals im Jahr 1165 Erwähnung, nachdem deren Vorläufer ebenfalls 1165 durch Landgraf Ludwig II. von Thüringen zerstört worden war. Zuvor bestand wohl an selber Stelle eine fränkische Großburg, die seit dem 9. Jahrhundert verfallen war. Ein in mainzischen Diensten stehender Burggraf ist erstmalig für das Jahr 1230 belegt. Ab 1273 war die Burg sitz des Mainzer Landvogts für Hessen.

Im Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Burganlage mehrfach besetzt. 1621 nahm General Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel die Burg ein. Am 6. November 1640 wurde die Burg von kaiserlichen Truppen zurückerobert. Am 19. Juni 1646 erstürmten hessische und schwedische Truppen unter General Carl Gustav Wrangel die Anlage erneut und zerstörten sie anschließend. Während des Siebenjährigen Krieges 1762 wurde sie abermals geschleift. Im Verlauf des ersten Koalitionskrieges 1797 okkupierten französischen Truppen den Burgberg.

Laufzeit:

12. Jahrhundert–1839

Besitzgeschichte:

Im Jahr 1183 ist die mainzische Burg an Kuno von Münzenberg verpfändet. 1222 sitzen Burgmannen in mainzischen Diensten auf der Burg.

Nach 1802 befindet sich die Ruine in Privatbesitz, 1902 wird sie von der Stadt erworben.

Funktion:

Ab 1273 war die Burganlage Dienstsitz des mainzischen Landvogtes für alle Besitztümer des Erzstiftes im nieder- und oberhessischen Raum.

Abgang:

Die Burg verfiel nach Zerstörungen im Siebenjährigen Krieg, wobei das Hauptgebäude wohl noch bis 1837 bewohnt wurde. Der Abbruch erfolgte schließlich nach 1839 wegen Baufälligkeit. Der stadtseitig gelegene Graben wurde bereits ab 1815 sukzessive verfüllt.

Bau und Baugeschichte

Baugeschichte:

Errichtet wurde die Burg vermutlich unmittelbar im Anschluss an die Zerstörung ihres baulichen Vorläufers durch Landgraf Ludwig II. von Thüringen im Jahr 1165.

Nachdem die Burganlage im Dreißigjährigen Krieg mehrfach stark beschädigt wurde, erneuerte man sie zwischen 1650 und 1675 teilweise. Nach den Zerstörung im Siebenjährigen Krieg wurden einzelne Gebäude behelfsmäßig ausgebessert.

Baubeschreibung:

Die hauptsächlich in Basalt gefertigte Burganlage stand vermutlich in baulicher Verbindung mit der Amöneburger Stadtmauer, in deren südliche Ecke sie integriert war. In südlicher Richtung war der Burganlage ein weiträumiger Zwinger vorgesetzt, der von einer spätgotischen Ringmauer mit halbrunden Schalentürmen und Schießscharten für Feuerwaffen umschlossen wurde. Im Zentrum der Burg befand sich eine dreiflügelige Anlage, die sich aus Langbau, Stallbau und Küchenbau zusammensetzte.

Erhaltungszustand:

Noch größtenteils erhalten ist der stadtwärts gerichtete doppelte Mauerzug mit zwischenliegendem, etwa 10 m breitem Trockengraben und ergänztem Rundturm. Der südwärts gerichtete Zwinger wird von einer noch gut erhaltenen Ringmauer aus spätgotischer Zeit mit halbrunden Schalentürmen und Schießscharten für Feuerwaffen umschlossen. Daneben existieren Reste des Bergfrieds sowie einige Kellerräume. Darüber hinaus bestehen noch die Erdgeschosse des Langbaus, der sich im Zentrum der Burganlage befand sowie Relikte der Obergeschosse.

Grabungen und Funde:

Grabungen 1977/80.

Burgtyp

Bautyp:

Höhenburg

Funktionstyp:

Amtssitz

Nachweise

Literatur:

EBIDAT:

Mainzische Burg Amöneburg

Zitierweise
„Mainzische Burg Amöneburg, Gemeinde Amöneburg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bg/id/14571> (Stand: 26.1.2022)