Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Tot

Gaul
Deutung
Zu ahd. mhd. tôt ‚tot, gestorben‘. Die meisten Belege verweisen auf Friedhöfe sowie Flurstücke und Wege in deren Umgebung. Auf den Totengassen wurden die Leichen vom Ort zum Friedhof getragen. Totenberge sind meist Hügel, auf denen Friedhöfe angelegt waren. Daneben knüpft der FlN Toter Mann an Ereignisse an wie die Auffindung eines Toten oder einen Totschlag. Er kann sich aber auch auf sog. tote Männer beziehen, die zur Bannung „lebender Leichname“ aus Stein- oder Reisighaufen entstanden waren1. Grundsätzlich doppeldeutig sind darüber hinaus Belege mit einem GT wie -berg oder -falltor, bei denen tot auch in der Bedeutung ‚unfruchtbar, unergiebig, ohne Funktion‘ zu Grunde liegen kann. In Verbindung mit Gewässern, Brunnen usw. ist wohl meist mit dieser zweiten Bedeutung zu rechnen, vielfach werden so auch besonders sumpfige Stellen benannt. Der Beleg aus Mörlenbach deutet möglicherweise auf eine verlorene Darstellung der Grablegung Christi2, er wäre dann an das Substantiv Tod anzuschließen. Die Lorscher Totennägel beziehen sich auf Nutzungsstücke für die ältesten Einwohner3.
Literatur
Gottschald 153 u. 493 s. u. Tod., S. 81; Schützeichel 283, Lexer 2, 1470 f.; Kluge/Seebold 829; DWB 11, 1, 1, 537 s. u. Tod, 588 f. s. u. Tot, 596 s. u. Todtenacker, 598 s. u. Todtenberg, 603 s. u. Todtengasse; SHessWb 1, 1598 f., PfälzWb 2, 366 f.; Dittmaier (1963), S. 316, Ramge (1979), S. 282, Zernecke (1991), S. 530, Vielsmeier (1995), S. 488; Frey (1940), S. 41. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Tot; DWB: → tod · tot · todtenacker · todtenberg · todtengasse; Lexer: → tot; PfälzWb: → tot; Wörterbuchnetz: → Tot
Referenz
Vgl. Dauten · Dollmart (Dieb).

1 Bach 2, § 332.
2 Wagner (1944), S. 81.
3 Fecher (1941), S. 123.