Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Scheiben

Deutung
Hier sind verschiedenartige Benennungsmotive vermischt. In einigen Fällen, besonders denen mit Flexions-s, liegt erkennbar der FamN Scheibel zu Grunde. Bei den -n-Formen geht der Name meist auf die scheibenartig runde, flache Geländeform zurück, zu ahd. skîba, skîva, mhd. schîbe sw. st. F. ‚Kugel, Scheibe, Kreis, Rad, Walze‘; dazu das Adjektiv mhd. schîbelec bzw. schîbeleht ‚rund, kreis-, scheiben-, walzenförmig‘. Manche Belege können an den Brauch erinnern, brennende Scheiben den Hang hinunterzurollen. Da sich die Bezeichnung Scheibe auch auf eine Kugel, heute noch mundartlich die Kegelkugel beziehen kann, erinnern solche Namen mitunter aber auch an Plätze, an denen früher Kugelspiele wie das Kegeln stattfanden. Das gilt vor allem auch für die -l-Formen, die entweder durch Dissimilation oder durch Rückbildung zu südhess. schäubeln ‚einen runden Gegenstand fortbewegen‘ entstanden sind. Scheibenwiesen wurden auch nach dem dort stattfindenden Scheibenschießen u. ä. benannt. Zur mhd. schîben entsprechenden Bedeutung ‚rollend fortbewegen, wälzen‘ gehört dann auch der GewN Scheibelsbach in Klein-Bieberau.
Literatur
Gottschald 428; Starck/Wells 540, Lexer 2, 715 f.; Kluge/Seebold 715; DWB 8, 2385 f.; SHessWb 5, 221 f. u. 211, PfälzWb 5, 905 f.; Bach 2, § 401; Dittmaier (1963), S. 261, Vielsmeier (1995), S. 423; Christmann (1965), S. 168. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Schaubig · Scheibe; DWB: → scheiben; Wörterbuchnetz: → Scheiben