Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Odenwald

Deutung
Zum GebirgsN Odenwald. Der Geltungsbereich des Namens umfasste bis in die frühe Neuzeit auch das Bauland und reichte bis an die Tauber1. Die Deutung des Namens ist umstritten. Die üblichste Erklärung als ‚Wald des Odin‘ scheitert daran, dass im BT nie das dann vorauszusetzende Flexions-s belegt ist. Wenn allerdings die frühen Odene-Formen als Dativ aufzufassen sind, kommt die Deutung ‚dem Odin geweihter Wald‘ in Betracht. Andernfalls zeigen sie schwache Flexion, sodass die Deutung als Otônowald ‚Wald der Ottos‘ sprachlich eindeutig ist2. Die Ableitung von ahd. ôde ‚leer‘ (Vgl. Öde) ist sprachlich nicht möglich3. Nimmt man aber das Fortbestehen einer romanisch sprechenden Minderheit auch nach der germ. Landeserschließung an, ist der Anschluss an den bezeugten StammesN Toutonen möglich: *Toutônowald ‚Wald der Toutonen‘ mit Dissimilation des anlautenden ttt und romanisch bedingter Stimmhaftwerdung des inlautenden /t/ > /d/4.
Literatur
Müller (1937), S. 542 f.; Bach 2, § 353; Kleiber (1969), S. 46. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩

1 Assion (1977).
2 Kaufmann (1965), S. 155.
3 Förstemann 2, 1, 288 f.
4 Kleiber (1969), S. 46, Ramge (2001), S. 207.