Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Südhessisches Flurnamenbuch

Kammer

Betzenbach · Breskamer · Brunnen · Euler · Holz · Kloster · Körn · Korn · Milch · Quelle · Rentkammer
Deutung
Zu ahd. chamara ‚Kammer, Gemach, Zelle, Hof‘, mhd. kamer(e) st. sw. F. in der Bedeutung ‚Kammer, öffentliche Kasse, Kammergut‘, fnhd. auch ‚Gericht‘, einer Entlehnung aus lat. camera ‚gewölbte Decke‘. Der FlN deutet auf die einer herrschaftlichen Kammer unterstehenden Güter hin. Dies trifft insbesondere auf den Namen Kammerforst zu, der für Forstgebiete steht, die einer fürstlichen oder anderen Kammer unterstellt sind. Das Diminutiv Kämmerchen in Hainst und Lengfeld ist vermutlich hier anzuschließen. Amt und Amtsverwalter, Kämmerer (s. d.), sind oft nicht zu trennen. Auffällig sind die gelegentlich auftretenden Simplizia mit Umlaut des Stammvokals. Vielleicht liegt hier Einfluss von Kämmerer vor. In Einzelfällen kann Kammer allerdings auch auf Fluren verweisen, die wegen ihrer Lage besonders geschützt waren. Das gleiche Motiv konnte auch für Orte namengebend gewesen sein, wohin das Wild bei Treibjagden in die Enge getrieben wurde. -ling in Kämmerling kann auf *-land zurückgehen. Kämmerfeld in Leeheim bezieht sich auf den dortigen Kammerhof.
Literatur
Schützeichel 179, Lexer 1, 1501 s. u. kammere u. 1504 s. u. kammer-vorst, Baufeld 138; Kluge/Seebold 420; DWB 5, 109 f.; SHessWb 3, 1074 f., PfälzWb 4, 38 f.; DRWb 6, 785, Bach 2, § 388; Dittmaier (1963), S. 127 s. u. Kammer u. Kammerforst, Ramge (1979), S. 167 f., Zernecke (1991), S. 263, Vielsmeier (1995), S. 255 f. ⟨für die Seitenangaben sind die im Quellen- und Literaturverzeichnis (PDF) aufgeführten Ausgaben maßgeblich⟩
Vernetzung
MHFB: → Kammer; DWB: → kammer; PfälzWb: → kammer; Wörterbuchnetz: → Kammer
Referenz
Vgl. Kämmerer · Kammerhöfer.